J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 3. Metternichs geheimer Briefdienst. Postlogen und Postkurse (1935)
I. Die Postlogen - 5. Reichslogen und Reichslogisten
den Rechnungskontrolloren (S. 4) — entnommen. Die Verfügungen über ihre Zuteilung behielt sich der Kaiser vor. Sie wurden nach unten hin dadurch maskiert, daß die Postbehörde den Inhalt derselben in ihre Erlässe übernahm, als ob die betreffende Verfügung von ihr selbst ausgegangen wäre4). An Kongreßorten wurden die Postlogisten als Mitglieder des kaiserlichen oder fürstlichen Gefolges ausgegeben. Protestanten waren von den Reichslogen grundsätzlich ausgeschlossen5). Besoldet wurden die Reichslogisten aus der fürstlich Thurn und Taxisschen Kasse, wozu Sonderbezüge von mehreren hundert Gulden jährlich aus dem kaiserlichen Ärar hinzukamen. Ähnlich verhielt es sich mit der Bezahlung der toskanischen Logisten. 5. Reichslogen und Reichslogisten. Die der kaiserlichen Regierung zur Verfügung stehenden Postlogen zerfielen in drei Gruppen, in die sogenannten Reichslogen, die österreichischen und die toskanischen Postlogen. In den letzten Jahren des alten Reiches gab es Thurn und Taxissche Reichslogen in Frankfurt, Nürnberg, Augsburg, Regensburg, Hildesheim und Hamburg, auch in Innsbruck, Bregenz, Konstanz und Brüssel1). In Tirol und Vorarlberg, im Breisgau und in Belgien befand sich nämlich das österreichische Postregal — ebenso wie das preußische in Ansbach und Bayreuth — im Pachtbesitze der Thurn und Taxis2). Die bedeutendste und wohl auch die älteste dieser Reichslogen war die Frankfurter Loge, die der kaiserlichen Regierung schon seit dem Anfänge des 18. Jahrhunderts zur Verfügung stand; toleriert allerdings nur und nie mit ausdrücklicher Zustimmung des Thurn und Taxisschen Hauses. Das Jahr 1806 brachte sie zunächst gleich allen übrigen Reichslogen zum Stillstände. Mit der Wiederherstellung der Selbständigkeit der Stadt jedoch und mit ihrer Erhebung zum Sitze des deutschen Bundestages kam auch die Postloge wieder in Aufnahme. Zunächst allerdings mußte sie infolge der groben Handhabung durch das Militärkommando der Stadt und der dadurch erregten Aufmerksamkeit Bayerns und Württembergs neuerdings auf kurze Zeit geschlossen werden. Später bestand eine geheime, mit der größten Vorsicht unterhaltene Verbindung zwischen dem Frankfurter Postrate Heller und dem Karlsbader Postverwalter und Logisten Puz. Heller schickte seine Mitteilungen, durch kleines Format, kurze Fassung, Deckadressen, verabredete Deutungssprache u. dgl. m. so gut als möglich gesichert, durch Privatpersonen oder mit der Post nach Karlsbad, von wo sie nach Wien weitergeleitet wurden3). Von 1817 bis 1824 wurde der Geheime Dienst bei der österreichischen Bundestagsgesandtschaft — im Einvernehmen mit Heller, jedoch ohne Mitwissen des österreichischen Gesandten — von Le Monnier versehen4). Später trat der Direktor der österreichischen Bundespräsidialkanzlei mit dem preußischen Generalpostmeister Nagler in geheime Beziehungen. 1848 stand dort Raparlier, ein ehe4) Zahl 4374/1832 Staatsarch. d. Inn. u. d. Justiz (Polizeiarchiv). 5) Punktation betr. den Geheimen Dienst in Regensburg 04 XII 31 Instruktionen 5 (Hügel). 4) B. C r o 1 e 1. c. 427 íí.; J. H o r m a y r, Kaiser Franz und Mett. 74 ff.; M. Weif Les dessous du Congrés de Vienne 1, 788. 2) E. Effenberger, Gesch. d. österr. Post 53 f. 3) Weisung an Puz 16 XII 23 Provinzen Böhmen 8. 4) Vortrag 24 VI 17 Vorträge 351; StK., Personalia 12; V arnhagen, Blätter 2,21. IO