J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

III. Die Organisation der Staatskanzlei - 5. Die Hilfsämter

einer der Staatskanzlei angegliederten Anstalt, die einen wesentlichen Be­standteil derselben — keine abgesondert untergeordnete Stelle — bildete. Während der ersten Jahre der Metternichzeit war der rührige Archiv­direktor Baron Hormayr auf dem besten Wege, es emporzubringen. Er hatte 1806 dessen Aufnahme in den Staatsschematismus durchgesetzt, 1809 das „Archiv für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst“, 1811 das „Taschen­buch für die vaterländische Geschichte“ ins Leben gerufen und es zugleich erreicht, daß es Metternich, dem es — nach Hormayr — seine zweite Schöpfung verdankte, 1811 besuchte und ihm sein Interesse zuzuwenden begann. Schon plante Hormayr, das Archiv zu einem selbständigen, mit einem Heroldsamte verbundenen Publikationsinstitute auszugestalten42S * * *), als ihn die patriotische Verschwörung, in die er sich im Frühjahr 1813 ein­ließ, um die Archivdirektion und die Anstalt selbst, die eine Woche lang unter Sperre lag, auf Jahrzehnte hinaus um das Wohlwollen und die Gnade des Staatskanzlers, ja des Kaisers brachte 429). Auch wurde nun die private Archivbenützung unter Hormayrs Nachfolgern überaus engherzig gehand- habt und 1818 ganz an die Zustimmung der Staatskanzlei gebunden, die indes — so 1827 bei der Zulassung Leopold Rankes — liberaleren Grund­sätzen huldigte 43°). Seit den Dreißigerjahren hören wir Metternich häufiger von „dieser so wichtigen Anstalt“ reden431). Das war die Zeit, in der Chmels gelehrte Arbeiten und seine feste Anstellung den wissenschaftlichen Charakter des Staatsarchivs wieder stärker betonten. 1840 hat ihm Metter­nich die Stellung eines literarischen Institutes zuerkannt und es als eine ausgezeichnete Anstalt bezeichnet, deren Dienst „in Staatsrücksichten wich­tiger als der der Hofbibliothek“ sei 432). Wieder griffen nun Chmel und Baron Reinhart den Gedanken großer wissenschaftlicher Veröffentlichungen auf. Letzterer faßte auch die Gründung einer mit seiner Anstalt verknüpften österreichischen Archivschule ins Auge. Die Benützungsbestimmungen wurden liberaler, die Forschung reger 433). Da machte 1846 Baron Hügels Betrauung mit der Archivdirektion — ein Fehlgriff des alternden, persön­lichen Einflüssen nicht unzugänglichen Staatskanzlers — den eben ein­setzenden Aufschwung wieder zunichte. Die Archivbeamten hatten sich unter Kaunitz bei noch geringfügigen Anfangsbeständen verhältnismäßig zahlreicher und gut bezahlter Stellen zu erfreuen. Je mehr aber jene anwuchsen, um so tiefer sanken zugleich Zahl und Gehalt der Archivbeamten herab, so daß schließlich 1840 einem mehr als sechsfachen Zuwachse an Beständen ein um ein Drittel verminderter Beamtenkörper gegenüberstand 434). Dieses Mißverhältnis hat noch im selben Jahre zu einer Verbesserung des Beamtenstatus geführt, wobei an die Stelle der drei Archivare und des einen Archivoffizials von 18x1 zwei Archivare, drei Archivoffiziale und zwei Archivpraktikanten — dies der Stand von 42S) F. K rones, Österreichs Tage 8} f. 428) V. B i b 1 1. c. I, 221 ff.; H. v. S r b i k 1. c. 1, 501 ff. 43°) L. Ranke, Zur eigenen Lebensgeschichte (sämtl. Werke 53/54) 63. 431) 33 XI 15 Vorträge 406. 43S) 40 VII 17, XII 31 Vorträge 429, F 4 Personalia 69 (Gévay); L. Bittner, Errichtung einer Archivschule (Mitt. d. österr. Instit. f. Gesch. 41) 273. 433) 43 III ii Bericht Reinharts F 4 Personalia 259 (Wocher). 434) 40 VII 17 Vorträge 429. 76

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