J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

III. Die Organisation der Staatskanzlei - 3. Sonderreferate

das publizistische Feld erstreckt hat, läßt sich den Akten nicht entnehmen. Sie kennen ihn nur als Verfasser einer Studie über den Fürsten Metternich und sein Zeitalter und einer Denkschrift über die braunschweigischen Ver­hältnisse, denen sich Binder 1837 im geheimen Dienste des regierenden Herzogs widmen wollte 264). Den Dichter Josef Baron Zedlitz 288), den der plötzliche Tod seiner Frau, einer Baronin Lipthay, zur Gründung einer neuen Existenz nötigte, hat Metternich 1838 für die Staatskanzlei gewonnen, die in in- und ausländischen Zeitungen einer „geübten Feder für Regierungs­zwecke“ bedurfte 266). Auch konnte dadurch Zedlitzens Talent vor Irrwegen bewahrt werden, auf die ihn seine Bedrängnis hätte leiten können. Geläutert in seinen ehemals liberalen Grundsätzen ist Zedlitz der Staatskanzlei im Feber 1841 dauernd eingegliedert worden, jedoch „ohne Titel, da sonst dem Zweck geschadet würde“ 267). Seine publizistische Tätigkeit erstreckte sich — von den Beiträgen für die Jahrbücher der Literatur und gelegentlichen politischen Flugschriften abgesehen — mit Metternichs Einverständnis vor allem auf die Mitarbeit an der Allgemeinen Zeitung, der er — schon seit 1831 -— nicht nur ein ausgiebig honorierter Korrespondent, sondern auch ein intimer Freund, ja ein förmlicher Anwalt gewesen ist 208). Der Schweizer Geschichtsschreiber Dr. Friedrich H u r t e r 28°) ist während der Mailänder Krönungstage des Jahres 1838 in persönliche Be­ziehungen zu Metternich getreten, die er im Herbst 1839, als er seinen Sohn in die Ingenieurakademie nach Wien brachte, fortsetzte. Er fand Zutritt bei der Erzherzogin Sophie, der er seine Geschichte Innozenz’ III. über­reichte, und bald solche Gnade, daß sie seinen Sohn mit wertvollen Geschen­ken bedachte. Ein Briefwechsel mit der Erzherzogin Sophie über Hurters „Befeindung der katholischen Kirche in der Schweiz“ schloß sich an. Das war auch der Gegenstand, über den Hurter seit seiner Heimkehr von Mai­land Metternich geheime Berichte lieferte, die die Staatskanzlei in den Besitz eines „vollständigen codex probationum“ setzten 27°). Inzwischen hatte Hurter — bisher Antistes der reformierten Gemeinde in Schaffhausen — 1841 sein Kirchenamt niedergelegt und drei Jahre später in Rom seine Kon­version vollzogen. Damit wurden Hurters Beziehungen zum Wiener Hofe, genährt durch die Übersendung weiterer Schriften und ein heimliches Ein­verständnis mit Baron Werner 271), noch inniger, was sich auch durch eine erhöhte Fürsorge für Hurters Sohn — der Kaiser übernahm das Kostgeld auf seine Privatkasse — äußerte. Die Nachricht von Hurters Konversion klang Metternich, seit er dessen Werk über Innozenz III. gelesen hatte, „wie eine bekannte Sache“, und da ihm das historische Feld in Österreich — einem 2M) 35 XII i Zensurvotum Notenwechsel ad Polizei 79; 37 III 14 Binder an Mett. Informationsbüro, Korr, mit Nordberg 1837. Vgl. H. v. S r b i k 1. c. 1, 7. ist) c Wurzbach 1. c. 59, 249; Alig. Deutsche Biogr. 44, 742; H. v. Srbik 1. c. i, j22; Nagl-Zeidler-Castle 1. c. 2, 750 ff. 2e<!) 38 VIII 31 Vortrag Sedlnitzkys Minister Kolowratakten Zahl 1095/1838; E. Castle, Zedlitzens Anstellung (Jahrb. d. Grillparzergesellsch. 17). lm) 41 II 21 Vorträge 431. 26S) E. Heyck 1. c. 260 ff.; E. Castle, Der Dichter des Soldatenbüchleins (Jahrb. d. Grillparzergesellsch. 8) 83. 3e6) H. Hurter, Friedrich von Hurter; H. v. S r b i k 1. c. 2, 232 ff. s,°) 42 I 9 Werner an Hurter Schweiz 319; H. v. Srbik 1. c. 2, 163. wl) 43 V 3 Werner an Hurter Schweiz 319. 4 49

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