J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

III. Die Organisation der Staatskanzlei - 2. Die inländische Abteilung

Hier folgt der Dr. jur. Johann V e s q u e von Püttlingen, der im Feber 1838 als Staatskanzleirat in den Verband der Staatskanzlei getreten ist141). Er hatte seine Laufbahn beim niederösterreichischen Landrecht begonnen und war eben als Landrat nach Salzburg ernannt worden. Der Staats­kanzlei hatte er schon seit 1832 aushilfsweise Dienste geleistet, so im be­sonderen in staatspolizeilichen Angelegenheiten142), die ihn 1835 in ge­heimer Mission nach Paris geführt hatten. Nun trat der gewiegte, dank seinen Darstellungen des österreichischen Zivil- und Strafrechtes auch im Auslände geschätzte Jurist an Bucholtzens Stelle. Beidtel gibt auch inner­amtliche Schwierigkeiten, die sich bei der Bearbeitung des Notenwechsels ergeben hätten, als Grund seiner Berufung an 143). Der Organisationsplan von 1846 wies Vesque die Angelegenheiten der Justiz und Jurisdiktion, der Freizügigkeit, des Heimatsrechtes, der Auslieferungen und Grenzver­handlungen, der Stiftungen und Archive, des italienischen Schulden­wesens u. a. zu144). Der Abschluß des ersten Schutzvertrages für das literarische und artistische Eigentum hat Vesque 1840 nach Turin geführt. Die Akten zeigen ihn auch mit geistlichen Angelegenheiten und heraldi­schen Fragen beschäftigt. 1845 hat Vesque im Vereine mit dem Archivar Chmel seine bekannten Übersichten der österreichischen Staatsverträge in Angriff genommen. Im März 1847 ist er an Stelle Baron Deponts unter die Hofräte der Staatskanzlei aufgerückt14B). c) Die Hofsekretäre. Unter den Hofsekretären, die Metternich 1809 vorfand oder dazu vorschlug, war Ignaz von Brenner der bedeutendste148). Er hatte 1791 als Sprachknabe in Konstantinopel begonnen und von 1806—1809 als Konsularagent in Bukarest gedient. Nun trat er als Hofsekretär in die orientalische (dritte) Sektion147) und bald als Staatskanzleirat an deren Spitze. Anfänglich war er gelegentlich auch in der vierten Sektion ver­wendet worden. In seinen Händen lag die Aufsicht über die Orientalische Akademie. 1816 wurde er zum Hof rat der inländischen Abteilung ernannt und sein Agendenkreis auf die Angelegenheiten der Marine, des Handels, der Seesanität und Konsulate erstreckt148). Der Maria Theresienordens- kanzlei gehörte Brenner als Schatzmeister an. Im Dezember 1836 ist ihm der Freiherrnstand verliehen worden. Mehr als sechsunddreißig Jahre hat Brenner als Metternichs orientalischer und — was damals noch vielfach dasselbe war — handelspolitischer Referent in der Staatskanzlei zu­gebracht149) und als er sich im Juni 1846 davon entheben ließ150), Ein­flußsphäre und Büro dennoch bis ins Jahr 1849 hinein beibehalten. Im 141) 38 II 17 Dekret F 4 Personalia 246; 38 II 6 Vortrag 1. c.; C. W u r z b a c h 1. c. 50, 196; Alig. Deutsche Biogr. 39, 651; Johann Vesque von P. Eine Lebensskizze. 142) 37 X vor 20 Informationsbüro, Korr, mit Nordberg 1837. 14S) Beidtel-Huber 1. c. 2, 218. 144) 46 IV 23 Geschäftsordnung Interiora 3. m) 47 III 17 Dekret F 4 Personalia 10 (Asten). 14°) C. Wurzbach 1. c. 2, 133. 147) 09 XI ii Vorträge 270. 14s) 16 VIII 27 Organisierung Interiora 2. 149) Der Orient war nur in der inländischen Abteilung vertreten. 15°) 46 VI 29 Dekret F 4 Personalia 26. 32

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