J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

IV. Der Beamtenkörper der Staatskanzlei - 2. Besonderheiten

Johann Philipp Dilg brachte seinen Sohn Karl aus dem venezianischen Verwaltungsdienste in die Staatskanzlei. Dasselbe Ziel haben auch Depont und Ottenfels für ihre Söhne Alfons und Moritz erreicht. Sorgten so die Väter für das Glück der Söhne, so rückten diesen — wenn es sich um Töchter handelte — die Schwiegersöhne von der Gegenseite her zu Leibe. Hoppé führte die Tochter des Staatskanzleihof rates Andreas Krufft, des Vaters des Staatskanzleirates Nikolaus, heim, Valentin Huszár die Tochter des Internuntius, später Staats- und Konferenzrates Stürmer. Weniger er­sprießlich hat sich, wie es scheint, Kreßens Ehe mit der Tochter des ab­trünnigen Freiherrn von Hormayr ausgewirkt, die er 1832 eingegangen ist 649). Hübner ehelichte die Tochter Josef Pilats, der ihn beim Eintritte in die Staatskanzlei und wohl auch bei der Annahme seines Namens nach­drücklich unterstützt hat. Das ist bei Clemens Pilat, dem Gemahl einer Tochter des früh verstorbenen Adam Müller, wohl nicht mehr der Fall gewesen. Josef Pilat, dem Vater, mag seine Verschwägerung mit den Kesaer, denen seine Mutter angehörte, den Weg geebnet haben. Ähnlich dürfte es sich bei Mozart, dem Schwager des Expeditors Ernst Niebauer, verhalten haben. Dieses Vorwalten verwandtschaftlicher Beziehungen, das ohne Zweifel auf althergebrachte — in der Staatskanzlei weit länger als in anderen Ämtern festgehaltene — Übung zurückzuführen ist, mußte naturgemäß verschiedene persönlich begründete Bevorzugungen mit sich bringen. Dies um so mehr, als man sich in der Staatskanzlei — zum mindesten im Konzeptsfache — keineswegs lediglich an den Dienstrang binden wollte 65°). Unter solchen Gesichtspunkten ist 1827 der Offizial Josef Huszár über fünf Vordermänner hinweg zum Registratursadjunkten und der Hof- konzipist Spengler über den rangälteren Mekarsky hinweg zum Hof­sekretär ernannt worden. Einen ähnlich ansehnlichen Sprung nach vorwärts — über Johannes Dilg und Karl Siber hinweg — hat 1837 dank seiner „ausgezeichneten Fähigkeit, Geschäftskenntnis und vorzüglichen Verwen­dung“ der Hofkonzipist Menßhengen getan. Aus denselben Gründen ist Hübner 1839 über drei Vordermänner hinweg zum Hofkonzipisten und Vesque 1847 vor Karl Stradiot zum Hofrat bestellt worden. Der Über­gang aus dem Dienste des Archivs in den der Staatskanzlei selbst, den Arneth 1841 ohne Anstand hatte vollziehen können, ist Firnhaber 1842 — unter sonst gleichen Voraussetzungen — abgeschlagen worden. Wesentlicher und zum offenkundigen Schaden der Anstalt hat sich die Bevorzugung ausgewirkt, die 1846 Hügel und Kaltenbäck — den einen an die Spitze des Archivs, den anderen an die Stelle des zweiten Archivars — vorwärtsschob. Eine ähnlich unbegründete Bevorzugung ist 1847 Häufler, dem Erzieher im Hause des Palatins Erzherzog Josef, zuteil geworden. Das sind — alles in allem — gewiß keine erfreulidien Er­scheinungen, doch aber andererseits so wenig bedeutend, daß man von „Protektion“ in größerem Umfange doch kaum wird sprechen können. 64°) K. Frank-Döfering 1. c. 566. Mit dieser Heirat mag Kreß das Unheil wieder gutgemacht haben, das er zwanzig Jahre früher über Hormayrs Ehe gebracht hat (F. K rones, Aus Österreichs Tagen 365; die Brüder Kreß, von denen Hormayr spricht, hat Frank-Döfering unter Nummer 773, 776, 777 und 778 verzeichnet). e5°) 37 HI i Vortrag StConferenz (Ca) 305/1837. 111

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