J. K. Mayr: Inventare Teil 5. Band 2. Geschichte der österreichischen Staatskanzlei im Zeitalter des Fürsten Metternich (1935)

I. Das Gebäude der Staatskanzlei

vermocht. Erst nach achtzig Jahren ist er — auf der Nordseite des alten Staatskanzleigebäudes — zur Ausführung gelangt14). Angesichts dieser Widerstände hat Metternich bei der Herstellung des Kupferdaches, der Erneuerung der Gesimse und der Vergrößerung der Fenster des ersten und dritten Stockwerkes des Staatskanzleigebäudes, die er in den Zwanzigerjahren durchführen ließ, auf die Ersparnisse der Staats­kanzleikasse greifen lassen und sich so über Kaiser und Hofkammer hinweg­gesetzt. Wohl tadelte ihn jener ob der Außerachtlassung seiner allerhöchsten Entschlußfassung und machte zugleich die Hofkammer für alle ungerecht­fertigten Auslagen verantwortlich. Je schärfer ihn aber beide bedrängten, um so ruhiger ließ Metternich die Arbeiten fortsetzen und sie nicht eher einstellen, bis nicht auch noch der rote Saal des zweiten Stockwerkes — dieser allein für mehr als 30.000 fl. — instandgesetzt war. Was blieb da dem Kaiser anderes übrig, als Metternich die Auslagen, die insgesamt 88.000 fl. ausmachten, in Gnaden nachzusehen15)? Doch hatte diese Eigen- mäditigkeit für Metternich und die Staatskanzlei die unangenehme Folge, daß nun Kaiser und Hofkammer der Geldgebarung derselben ihr besonderes Augenmerk zuwandten und sie auf diesem Felde mit vereinten Kräften viele Jahre lang bekämpften. Auch die in den Vierzigerjahren angeordnete, der Hofkammer übertragene Aufnahme aller ärarischen Möbelstücke hat diese zu erneuten Behelligungen des Staatskanzlers zu benützen verstanden. Nicht ohne Schwierigkeiten konnte sein Privateigentum im Sommer 1848 aus der Staatskanzlei weggeschafft werden 16). ia) G. Winter, Das neue Gebäude des Haus-, Hof- und Staatsarchivs in Wien. 15) 26 VII 13 Vortrag Interiora 11; 28 IV 18 Vortrag der Hofkammer StRat 2425/1828. 16) 41 IX 29 Vortrag der Hofkammer StRat 5165/1841; 48 V 20 Note an Auersperg F 4, Personalia 148. 10

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