Lothar Groß: Inventare Teil 5. Band 1. Die Geschichte der deutschen Reichshofkanzlei von 1559-1806 (1933)

VI. Biographische Daten und Betätigung der einzelnen Beamten - 3. Sekretäre der lateinischen Expedition

such mit der Begründung unterstützt, daß man auf diese Weise am besten eine vom Erzkanzler begünstigte Persönlichkeit vermeiden könne 233). La Sollaye entstammte einer Familie der Dauphiné. Einer seiner Vorfahren war in badischen Diensten um 1660 nach Deutschland gekommen. Sein Vater, der 1780 den Freiherrnstand erhalten hatte, war markgräflich badi­scher geheimer Rat und Oberamtmann der Grafschaft Eberstein2S4). La Sollaye war zur Zeit seiner Bewerbung bereits seit 14 Jahren in kaiserlichen Kriegsdiensten, in denen auch sein Bruder stand. Er wies auf seine Sprach- kenntnisse und auf seine langjährige Verwendung beim kaiserlichen Pleni- potentiar in Italien hin, während der er die für das lateinische Referendariat wichtigen dortigen Verhältnisse genau kennen gelernt hatte. Der Erz­kanzler ernannte ihn am 5. Januar 1782 und am 11. Februar 1782 wurde er beeidet. Auf die von ihm beabsichtigte Ehe mit einer Tochter Leykams mußte er auf den Einspruch des Kaisers verzichten, der es für ungehörig hielt, daß die beiden Referendare in einem so nahen Verwandtschaftsver- hältnis stünden23B). Beim Vizekanzler Colloredo galt La Sollaye nicht viel23Ba). La Sollaye resignierte auf seine Stelle am 25. Dezember 1786. Es geschah nicht freiwillig, man hatte ihn des Betrugs beschuldigt23e). Der Erzkanzler wies nach seinem Rücktritt wohl nicht mit Unrecht darauf hin, daß er ihn nur auf besondere Empfehlung des Grafen Metternich ernannt habe 237). La Sollayes Nachfolger Franz Josef von Albini hatte das lateinische Referendariat nur vom 1. September 1787 bis r. April 1788 inne. Wir erwähnten ihn bereits in der Reihe der deutschen Referendare 238). Ihm folgte Johann B. (später Freiherr von) H o r i x, der ein bedeutender Rechts­gelehrter und juristischer Schriftsteller war. Eine Aufzählung seiner Schrif­ten sowie die wichtigsten Daten seines Lebenslaufes bringt ein Artikel Teichmanns in der allgem. deutschen Biographie 239). Er war aus Mainz gebürtig, wo er auch den größten Teil seines Lebens verbrachte. Am 8. Februar 1787 zum lateinischen Referendar ernannt, wurde er am 26. Juni beeidigt 24°). Kennzeichnend ist, daß er sich bei seiner Ernennung den Rücktritt vorbehielt für den Fall, als man in Wien „gegen das Reich und Mainz gehässig“ sein würde und er durch Opposition Anstoß erregen sollte241). Seine Dienstzeit war nur kurz. Er starb am 30. September 1792 24°). Kaiser Josef II. hatte ihn noch 1790 in den Freiherrnstand er­hoben 242). 233) Ebda. 2S4) Vgl. Kneschke Adelslexikon 5, 409 u. d. Fhndipl. f. Karl La Sollaye v. 1780 Apr. 15 i. R. Reg. Josef II. Bd. 18, fol. 309. 235) R. K. Verf. A. 5. 236 a) Albini erzählt in seiner Denkschrift über das Referendariat (Mzer. R. K. 97), daß La Sollaye öfters beim Reichsvizekanzler gar nicht vorgelassen und „schlechter als ein ehr­licher Concipist behandelt wurde“. 23e) R. K. Verf. A. 6. 237) Mzer. R. K. 36: 1787 Apr. 12 an Colloredo. 238) Vgl. oben S. 402. 239) 13, 127 f. — Ober Horix als Gelehrten unterrichtet Landsberg Gesch. d. deutschen Rechtswissenschft. 3/1, 242 ff. u. 3/2, 376 f. 24°) R. K. Verf. A. 5. 241) Mzer. R. K. 36. 242) R. Reg. Josefs II. Bd. 23, fol. 283. 432

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