Lothar Groß: Inventare Teil 5. Band 1. Die Geschichte der deutschen Reichshofkanzlei von 1559-1806 (1933)

VI. Biographische Daten und Betätigung der einzelnen Beamten - 3. Sekretäre der lateinischen Expedition

tauschte Beuer das lateinische mit dem deutschen Sekretariat, in dem er noch bis zu seinem am 8. Juli 1684 erfolgten Tode diente179). Nachfolger Beuers im lateinischen Sekretariat wurde Johann Probst, dessen Ernennung der Erzkanzler dem Kaiser am 6. März 1682 notifizierte und der am 2. April beeidigt wurde 18°). Ausdrücklich wurde dabei seine Tätigkeit auf das geheime Sekretariat beschränkt und die Selbständigkeit des Reichshofratssekretariats festgelegt. Über seine frühere Laufbahn konnte ich nichts feststellen. Als lateinischer Sekretär entfaltete er eine eifrige kon- zeptive Tätigkeit und nahm auch an den Konferenzen als Protokollführer teil. Nach Beuers Tod strebte auch er das deutsche Sekretariat wegen dessen größerer Einträglichkeit an und wurde darin vom Kaiser unterstützt. Im Oktober 1684 übernahm er das deutsche Sekretariat181), das er jedoch kaum viel länger als i1/2 Jahre mehr bekleidete. Probst starb in den ersten Tagen des Mai 1686 182). Ihm folgte als lateinischer Sekretär zunächst Kaspar Florentin von Consbruch am 13. Oktober 1684, über den die Ausführungen über die deutschen Sekretäre zu vergleichen sind, und am 4. Juni 1686 ernannte der Erzkanzler Dr. Franz Winand von Bertram zum geheimen lateinischen Sekretär183). Dieser war ein Bruder des kurfürstlich Mainzischen Kanzlers Konstantin Bertram184). Er hatte auf den Universitäten zu Köln und Löwen sowie in Burgund Jura studiert und1 wurde durch den Sekretär W. Schröder, dessen Nichte er geheiratet hatte, nach Wien gezogen, da ihn Schröder als Kon­zipisten wünschte. Angeblich reichte jedoch seine Qualifikation hierzu nicht aus und er wurde Pfalz-Neuburgischer Agent und Hofrat185). Am 25. August 1673 wurde er vom Erzkanzler zunächst mit der interimisti­schen Verwaltung des Taxamtes betraut, um bald darauf — am 20. No­vember 1673 — zum wirklichen Taxator ernannt zu werden 188). 1674 er­hielt er von Leopold I. den Titel eines kaiserlichen Rates186a). Im Tax- amte bewährte er sich sehr schlecht. Er ließ sich Unterschlagungen zu­schulden kommen und wurde vom Amte suspendiert187), wußte es jedoch durchzusetzen, daß er schon am 23. Juli 1675 auf die lateinische Konzipisten­stelle als Sekretär in der gleichen Weise, wie sie Beuer zu Walderodes Leb­zeiten inne hatte, ernannt wurde. Am 29. Februar 1676 wurde Bertram >79) R. K. Verf. A. 5. ,8°) R. K. Verf. A. 5 u. Eidbuch. 181) Das genaue Datum läßt sich nicht feststellen, doch gibt die Installierung seines Nachfolgers Consbruch am 13. Okt. 1684 einen Anhaltspunkt. 182) Am 3. Mai 1686 wurde die Sperre über seine Verlassenschaft verfügt, R. H. R. Test. u. Verl. 148. 183) R. K. Verf. A. 5. 184) Am 7. März 1664 erhielten Konstantin Bertram, damals Mainzer geh. Rat und Kanzleidirektor, und seine Brüder Ignaz, Wilhelm, Heinrich, Franz Winand und Rabanus den Reichsritterstand (Konz. Staatsarch. d. Innern). 185) Königsegg schildert i. seinem Ber. v. 1675 Aug. 18 (Mzer. R. K. 25 b) den Werde­gang Bertrams in sehr abfälliger Weise. 186) R. K. Verf. A. 34 a. — Seiner Angabe zufolge bezahlte er für die Verleihung des Taxatoramtes mehrere 1000 fl., dem Mainzer Residenten Gudenus 400 Reichstaler (Mzer. R. K. 23 Memorial Bertrams v. 13. Juni 1675). 186 a) R. Reg. Leop. I. Bd. 16, fol. 627 ▼. 18?) Vgl. das oben zitierte Memorial u. die Ber. Königseggs v. 1675 Aug. 18 u. 1678 Mai i (Mzer. R. K. 25 *>), auch R. K. Verf. A. 8. 426

Next

/
Oldalképek
Tartalom