Lothar Groß: Inventare Teil 5. Band 1. Die Geschichte der deutschen Reichshofkanzlei von 1559-1806 (1933)

VI. Biographische Daten und Betätigung der einzelnen Beamten - 3. Sekretäre der lateinischen Expedition

tion Beuers als Sekretär trotz aller gegenteiligen Bestrebungen des Erz­kanzlers zu verhindern, erst nach seinem Tode konnte diese durchgeführt werden. Walderode hat auch in seinen letzten Lebensjahren seine Stellung in der Konferenz behauptet, wiewohl er schon seit 1669 oft krank und bettlägerig war160). Im Laufe seiner Dienstzeit verstand es Walderode, sich ein sehr beträchtliches Vermögen zu schaffen. Außer den Flachschen Lehen hatte er vom Kaiser auch das italienische Reichslehen Macagno er­halten 181). Besonders erfolgreich war er aber in der Erwerbung von Gütern in den böhmischen Ländern. 1664 konnte er sich bereits Freiherr zu Bodenstadt, Lieben thai, Drzinow, Wrchoslawitz, Krzetin, Deutschbiela, Rzepin und Libain schreiben 162). Er galt als geldgierig und verschmähte es nicht, in Verfolgung seiner materiellen Ziele, besonders wenn es um die Taxen ging, ungehörige Wege zu beschreiten 16s). Streitigkeiten wegen des Taxbezuges scheint er des öfteren gehabt zu haben, so auch mit dem deutschen geheimen Sekretär Schröder, mit dem er verfeindet war104). Walderode brachte außer Beuer auch noch einen anderen Verwandten, seinen Vetter Pipius, in die Kanzlei16s). Durch ihn dürfte wohl auch sein Bruder Hubert, dem wir als kaiserlichen Residenten am polnischen Hofe be­gegnen 166), in die Dienste des Kaisers gekommen sein. Walderode starb im Januar 1674 und wurde am 25. Januar 1674 bei St. Stephan in Wien be­graben 167). Er war zweifellos ein Mann von starker Begabung und sehr großer Arbeitskraft, durch viele Jahre der unentbehrliche Gehilfe der Rat­geber Leopolds. Seiner profunden Kenntnisse wegen nannten ihn die Zeit­genossen das „Reichshofratsprotokoll“ 168). Walderode folgte der schon genannte Christoph Beuer von der Binnen aus Aachen, der der Sohn einer Schwester Walderodes war169). Er studierte 5 Jahre Jus, darunter 1654 auch an der Universität Prag 17°), nachdem er schon vorher zu Mainz zum Magister promoviert worden war. Es scheint, daß Walderode ihm das Studium ermöglichte. Er erwarb sich auch große Sprachkenntnisse 171) und wurde von Walderode, der ihn zu­nächst als privaten Schreiber verwendete, in die Reichskanzlei gebracht. Walderode erwirkte bereits 1657 eine Exspektanz für ihn und am 22. No­16°) Schon am 17. Nov. 1669 schrieb Königsegg, W. scheine die Auszehrung zu haben und sei immer bettlägerig. 161) Vgl. R. Reg. Leop. I., Bd. 17, fol. 105 u. Font. rer. Austr. II/57, 322. 162) R. K. Verf. A. 8: Revers W. v. 8. Dez. 1664. 103) 1655 heißt es im Reichstaxbuch von W., daß er sich nicht an die kurfürstl. Tax- amtsinstruktion halte „denen parteyen in das haus nachlaufe, die gelter von ihnen gleich- samb und durch wunderliche verlaitung erpresse, pfender und interessé desuper sich ein­händigen und constituieren lassen thue .. 164) R. K. Verf. A. 8: 1673 Jan. 2 u. Mzer. R. K. 2j a: 1672 Sept. 8. 165) Vgl. über diesen unten S. 458. 186) R. H. R. Verf. A. 32: Dekr. v. 6. Juni 1648 u. R. FI. R. Judic. mise, 126, 167) R. K. Verf. A. 8. 18S) Joh. Jak. v. Weingarten, Fürstenspiegel od. Monarchia d. hochlöbl. Erz­hauses Österreich (1673), 324: „welcher seiner vortrefflichen experienz und erfahrnheit wegen des Reichs Floff Raths Prothocoll der Namen gegeben und gerühmet wird.“ 16°) Das sagt Walderode selbst in seiner Eingabe an den Kaiser v. 1668 i. R. K. Verf. A. 8, Beuer nennt W. stets seinen Vetter. Die Matrikel der Universität Prag nennt ihn Aquisgranus. 17°) Matricula facultatis iur. Sign. IV, Tom. I., Prag. Univ. Archiv. 171) Mzer. R. K. 25 b: 1675 Aug. 18 Königsegg sagt, daß Beuer 6 Sprachen spricht. 424

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