Lothar Groß: Inventare Teil 5. Band 1. Die Geschichte der deutschen Reichshofkanzlei von 1559-1806 (1933)

VI. Biographische Daten und Betätigung der einzelnen Beamten - 2. Sekretäre der deutschen Expedition

österreichischen Lande genannt 15°). Er amtierte in Wien und in den näch­sten Jahrzehnten erscheint er wiederholt als Verfasser von Konzepten zu Schreiben der Erzherzoge Ernst und Mathias151). Als Kanzleichef der in Wien verbliebenen Abteilung der Reichskanzlei und als Vertrauensmann der Erzherzoge begann erst seine große Karriere, die ihn schließlich bis zum Hofkammerpräsidenten und einflußreichen Staatsmann Rudolfs II. emporführte und auch ein sehr beträchtliches Vermögen erwerben ließ. Unverzagt starb am 31. März 1605 1B2). Neben Obernburger, Erstenberger und Unverzagt waren unter Maxi­milian II. und Rudolf II. noch eine Anzahl von Sekretären tätig, die teils während ihrer ganzen Dienstzeit nur den Charakter von Hilfskräften hatten wie Rau und Gotthardt, teils wie Engelhofer erst später selbständige Bedeutung gewannen. Caspar Rau 153) aus der Familie der Rauen von Obernburg diente bereits unter Karl V., und zwar zunächst als Diener Wolf Hallers, und wurde 1559 in die neue Reichskanzlei als Kanzlei­schreiber übernommen 154). Als solcher arbeitete er während des ganzen folgenden Jahrzehnts. Unter Obernburger ward er dann, zuerst wohl 1570, zum Konzipieren herangezogen155). 1571 wurde er zum Extra- ordinari-Hofsekretär ernannt und begleitete die Tochter des Kaisers, Königin Anna von Spanien, als deutscher Sekretär von den Niederlanden zur See nach Spanien, von wo er dann mit den Erzherzogen Rudolf und Ernst über Italien nach Österreich heimkehrte 156). In den nächsten Jahren erscheint er dann häufig als Konzipient, besonders in Reichshofratssachen. 1572 und 1573 wohnte er auch als Sekretär den Sitzungen des Reichshof­rates bei 157). Rau erfreute sich mancher Gunstbezeugungen der Kaiser. Schon 1562 hatte ihm Ferdinand I. verschiedene Privilegien gewährt, die Maximilian II. am 25. Oktober 1573 bestätigte und weitgehend ver­mehrte 158). Im Jahre vorher hatte er gemeinsam mit dem Registrator Braun eine Exspektanz auf die Stadtsteuern in Lindau und Schweinfurt erhalten159). 1573 resignierte er freiwillig auf sein Amt, er erhielt eine Abfertigung von 300 fl. 16°) und die bereits erwähnte große Privilegien­bestätigung, die ihn auch ausdrücklich zum kaiserlichen Diener ernannte. Franz Rasso Gotthardt, Doktor der Rechte, wurde am i. April IJ79 mit einem Monatsgehalt von 30 fl. als Extraordinari-Sekretär 15°) Fam. A. 34: 1581 Okt. 29. 151) Vgl. z. B. Fam. A. 36 die Schreiben Emsts a. d. J. 1591, ferner Kl. Reichstde. 442: 1586—1592. 152) Vgl. über Unverzagt A. O. Meyer i. d. Nuntiaturber. IV, S. LXXIX. 153) Sein Name wird meist Raw geschrieben. 1M) Seines Dienstes unter Karl V. gedenkt die Priv.-Bestätigung Max. II. — Vgl. R. H. R. Prot. rer. resol. saec. XVI, Nr. 17, fol. 229. 165) Vgl. Saxonica 2 c: 1370 Nov. 18. 156) Vgl. R. K. Verf. A. 28 u. das Priv. Max. II. für Raw v. 1573 Okt. 25 i. R. Reg, Max. II. Bd. 18, fol. 183. 157) Vgl. z. B. R. H. R. A. Prager A. 37: Egen contra Nusshart etc. 1573, ferner R. H. R. Resol. Prot. Nr. 35 A zum 9. VII. 1572. 158) Das Privileg Férd. I. ist im Wortlaut nicht erhalten, es wird in der Bestätigung Max. II. (vgl. Anm. 156) erwähnt. 1M) R.K. Verf.A. 28: 1572 Febr. 25. 18°) R. K. Verf. A. 30: Befehl Max. an d. Taxator v. 1573 Sept. 26. 373

Next

/
Oldalképek
Tartalom