Historische Blaetter 3. (1921-1922)

A. Hessel: Die Politik König Albrechts I. Innerdeutsche Probleme und das Verhältnis zu Frankreich und Italien

giens der französischen Monarchie einzuverleiben, ja, seinem Hause die Kaiserkrone zu gewinnen. Unter den Nachfolgern Philipps läßt der furcht­bare Druck von Westen her langsam nach, bis der Ausbruch des hundert­jährigen Krieges ihn ganz beseitigt. Gerade im kritischen Augenblick der angedeuteten Entwicklung tritt König Albrecht I. auf, begegnet dem herrschgewaltigsten der Päpste und der auf dem Gipfel der Macht stehenden Kapetingerdynastie. Unter seiner Regierung erfährt auch der Gegensatz zwischen Königtum und Kurfürstenkolleg die schärfste Zuspitzung. * Da man den staufischen Imperialismus zu Grabe trug, da der rücksichts­lose Kampf der kleinen Mächte gegeneinander entbrannte, ward Albrecht von Habsburg geboren. Das Erlebnis seiner Jugend war der Aufstieg des Grafen Rudolf zum mächtigsten Territorialherrn zwischen Alpen und Vogesen, schließlich zum Träger der deutschen Krone. Er selbst über­nahm, noch nicht zwanzigjährig, die Regierung der Vorderen Lande und lernte hier in selbständiger Tätigkeit kennen, was eine systematische Erwerbungspolitik, eine einheitliche Verwaltung mit absetzbaren Beamten, eine fortgeschrittene Finanz- und Militärorganisation geschaffen hatte. 1281 eröffnete sich ihm ein neuer, größerer Wirkungskreis. Der Vater erhob ihn erst zum Reichsverweser, dann zum Herzog von Österreich und Steiermark. Das Aussterben der Babenberger hatte an der Südostecke des Reiches für territoriale Neugestaltungen Raum geschaffen. Die begehrlichen Wittelsbacher, die kraftvollen Przemysliden, der streitbare König von Ungarn, sie alle traten auf den Plan. Eine Reihe geistlicher Fürsten, die ihre dort gelegenen Besitzungen den Babenbergern zu Lehen gegeben hatten, wurden in Mitleidenschaft gezogen, besonders der Erzbischof von Salzburg. Bekanntlich ging Ottokar von Böhmen als Sieger aus dem Wettkampf hervor, gebot für einige Zeit vom sächsischen Erzgebirge bis nahe der Adria, verlor aber bei Dürnkrut Reich und Leben. Albrecht fiel nun die Aufgabe zu, die von König Rudolf eroberten Herzogtümer zu behaupten. Im Westen gab es Streit mit Niederbayern, er wurde aber rasch beigelegt. Viel länger währte die Feindschaft Salzburgs, hauptsächlich veranlaßt durch die rücksichtslose Ausnutzung der erzbischöflichen Lehen von seiten des Herzogs. Bei den Grenzkämpfen im oberen Ennstal zeigte sich Erz­bischof Rudolf als waffenfroher Herr, nur verstand sich sein Gegner noch besser aufs Kriegshandwerk. Von Kärnten, wo sein Schwiegervater Meinhard 374

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