Pester Lloyd-Kalender 1861 (Pest, 1861)
Pester Lloyd-Kalender für das Jahr 1861. - Budapest
22 Necrologie. — Budapest. der Befreiung Griechenlands, wo er sich seit 1831 auch eine geraume Zeit aufhielt. Italien hatte er schon 1822 bereist und eine Beschreibung seiner Reise dem Drucke übergeben. Den Rest seines Lebens hindurch war er besonders darum bemüht, dem bairischen und überhaupt dem deutschen höheren Schulwesen eine bessere Gestaltung zu verleihen. Laute Repräsentanten dieser verschiedenen Richtungen seines Lebens sind seine Hauptwerke: „Griechische Grammatik — Bildende Kunst der Griechen — Bearbeitung des Pindar — de Pétat actuel de la Gfréce — lieber gelehrte Schulen — lieber den Stand des öffentlichen Unterrichts in Westdeutschland, Holland, Frankreich und Belgien." : Trezel, französischer General, 1784 geboren, 1847 Kriegsminister und nach der Februarrevolution i zurückgetreten, 1853 Gouverneur des Grafen vonPa- : ris bis zu dessen Volljährigkeit, starb am 12. April in ; Paris. Värady, Ladislaus, ein talentvoller Dichter ! Siebenbürgens, der unter den Namen „Phaon" und | „Martin Kerekes" schrieb, starb am 29. Februar | in seinem 27. Jahre. Wild, Franz, berühmter Tenorist, seit 1830 ! am Kärnthnerthor in Wim, wo er schon 1813 einmal ! aufgetreten war, engagirt und seit 1847 pensionirt, ; starb dort am Neujahrstage. Er war am 31. Decem- ' ber 1792 zu Hollabrunn in Niederöfterreich geboren. I Budapest. Eine historische Skizze. Nach der Schlacht von Mohács machte der Streit der beiden Gegenkönige Ferdinand und Johann Zápolya und die durch den letzteren hervprgerufene Einmengung des Türken, Ungarn in Waffen erklirren. Die Hauptstadt empfand in voller Schwere den Rückschlag dieser Kämpfe. Ehe sich Zápolya in Stuhlweißenburg krönen ließ, berührte er (31. October 1526) Ofen, und er vergoß Thränen, als er die glänzende Königsstadt in ihren Trümmern erblickte. Die Burg schien jedoch von der Wuth der Osmanlis verschont geblieben zu sein, denn in einem von Gévay und Szalay ausgezeichneten Gespräche zwischen den Gesandten Ferdinands und dem türkischen Großvezier finden wir die Aeußerung des letzteren: der Pa- dischah habe deshalb die Königsburg nicht in Asche gelegt, weil er die Absicht hatte, daselbst nach seiner abermaligen Rückkehr als Herrscher zu thronen. *) Zápolya hatte in die Festung eine ungarische Besatzung gelegt und die entflohenen Einwohner zur Rückkehr aufgefordert. Während sich Zápolya am ■11. November in Stuhlweißenburg durch den Neu- traer Bischof Stephan Podmaniczky die Krone aufs Haupt setzen ließ, ward Ferdinand am 16. December *) Aus den kürzlich in französischer ^Übersetzung erschienenen bis dahin unbenutzt gebliebenen Schriften des Türken Kemal Pascha Zadeh ist zu entnehmen, daß der „Besen der Zerstörung" die Ofner Burg verschont habe. Von dem Zustande des damaligen Ofen entwirft der genannte Türke ein gelehrter Ulema, der unter Soliman bis zur Würde des Sheik ui Islam emporgestiegen , eine glänzende nur durch zn große Ueberschwenglichkeit des Styls verdächtige Schilderung. von den zu Preßburg versammelten Ständen zum König gewählt. Am 19. August des nächsten Jahres (1527) schlug Ferdinand bereits vor Altosén sein Lager auf, am 20. als gerade das Fest Stephani gefeiert wurde, hielt er an der Spitze von 2500 Reitern seinen Einzug in Ofen. Bei der Marienkirche an- angelangt, stieg er vom Pferde, um dem Feste des Landespatrons beizuwohnen. Nachmittags wurde die Burg besichtigt und der König drückte laut sein Staunen aus über die von Mathias ausgeführten Wunderbauten. Dann überließ Ferdinand die Huth des Schlosses dem Thomas Nädasdy, er selbst aber bezog ein Lager an der Donau in der Ebene, wo für ihn ein Zelt in der Gestalt einer viereckigen Burg mit Mauern, Gräben und Eckthürmen errichtet ward. Von dort berief er die Stände zu einer Reichsversammlung nach Ofen, die auch in der That zusammentrat: um Ferdinand aufs neue als gesetzlichen König zu begrüßen, jeden Dagegenhandelnden als Feind, den Zipser Grafen Johann Zápolya aber als Majestätsverbrecher zu erklären. Unter freiem Himmel, von einem auf dem Georgsplatze vor dem königlichen Schloße errichteten Throne herab, leistete Ferdinand durch seinen Dolmetsch den Erlauer Bischof und späteren Kanzler Thomas Sza- lahäzi das Versprechen, mehr als Vater, denn als Herr zu regieren und die Wunden des Reiches zu heilen. Am 3. November setzte derselbe Podmaniczky, der die Krönung Zgpolyas vollzogen hatte, zu Stuhlweißenburg die Krone des heiligen Stephan ans das Haupt Ferdinands. Der Krönung wohnten II. $ßeft itnb 0fen tum bér tum bi3 jum Safjre 1848.