Pesther und Ofner Wegweiser Kalender 1840

Pester und Ofner Wegweiser Kalender 1840. - Kalender

— 32 G et r o ffe n. Ein Schauspieler des Theaters Favant zu Paris saug mit einer sehr unsichern Stimme ein Couplet, das mit den Worten ansing: „Ich komme" . . „Aus dem Wirthshause," setzte ein Zuschauer hinzu. „Getroffen!" erwiederte der Schauspieler, und stürmischer Applaus war der Lohn seiner Offenherzigkeit. Dedientenkniff. Ein reicher Marquis, der im Sommer auf dem Lande lebte, hatte einen uichtswürdigen Bedienten den Abschied gegeben. Der Schelm sucht sich dafür zu rächen; er geht umher, und bittet dem Marquis eine große Menge Gäste, wobei er auch nicht Einen übersah, den er einmal im Hause seines ehemaligen Herrn bemerkt hatte. Am bestimmten Tage rollte eine Equipage nach der andern in den Hof. Der Marquis war erstaunt über die vielen Besuche, dachte aber bei sich selbst, es gesche­he auö bloßer Höflichkeit, und ließ daher sein Befrem­den nicht merken. Anstatt aber, daß sich die erstern Gäste entfernen, füllt sich der Saal immer mehr. Man wundert sich sehr, den Wirth noch im 'Negligee zu fin- den; der Marquis rechnet noch immer auf das Fort­gehen der unzeitigen Besucher, diese hingegen erwarten Ähnlichst, iu'ö Tafelzimmer eingeführt zu werden. Endlich argwohnc man von beiden Seiten einen Jrrthum, aber keiner wagt es, den Anfang zu einer Aufklärung zu machen, die sich aber doch zuletzt nicht mehr vermeiden läßt. Da es nicht möglich ist, die große Zahl der Gäste ohne Vorbereitung zu bewirthen, so sehen sich der Marquis und seine Frau gezwungen, dieselben, um sie wieder zu versöhnen, auf einen andern Tag zur Tafel zu laden. Bestrafung. Ein junger Mensch von niedrigem Stande kam durch ein glückliches Ungefähr zu großem Reichthum. Sogleich befiel ihn die Sucht nach einem großen Titel, und er hatte das Vorhaben, nichts geringeres, als geheimer Rath zu werden. Er reifte in die R-sidenz, und übergab dem Fürsten selbst die Bittschrift Der Fürst, der eben bei guter Laune war, und seinen Mann auf den ersten Blick erkannte, machte sich in Gegenwart einiger der ersten Minister einen Spaß mit ihm: „Ich gewähre ihm seine Bitte," sagte er, „aber die erste Pflicht meiner geheimen Räthe ist: Schweigen. Kann er das?" „„Ganz gewiß, Ew. Durchlaucht!"" „Nun, ich will's versuchen. Hier ist das Patent, welches ihn zum geheimen Rath ernennt, und wofür er die gewöhnliche Summe an die Hofkanzlei zu ent­richten hat. Sagt er es aber einem einzigen Menschen, daß er geheimer Rath ist, so las; ich ihn zwei Jahre karren, und dann zeitlebens auf die Festung setzen." London. Der türkische Gesandte D. gab etlichen Damen, die ihn besuchten, Bonbons; nur einer einzigen gab er doppelt so viel als den übrigen. Im Triumphe ihrer Eitelkeit ließ sie ihn durch den Dolmetsch fragen, wa­rum er ihr noch einmal so viel, als den Andern ge­geben hätte? „Weil ihr Mund," war die Antwort, „noch ein­mal so groß ist, als der Mund der Ander»!" Der besorgte Domestik. Ein junger Edelmann machte in den heißesten Tagen des Sommers eine Reise durch Deutschland. Unter Weges klagte er zu seinem Bedienteu über Durst und Hitze. „Ich will Ihnen ein Glas frisches Wasser ho­len !" sagte der Bediente. „Bei Leibe nicht!" versetzte der Herr, „das erhitzt noch mehr; aber lange den Flaschenkeller hervor, und gib mir ein Glas Liqueur; das kühlt." Der Diener that, was ihm befohlen ward, nnd der gnädige Herr ließ sich, unter beständiger Versiche­rung, daß es ihn kühle, in einer Stunde lü Gläser geben. „Nur noch eins!" rief er seinem Domestiken zu. „Nein Herr, das wag' ich nicht!" „Und warum nicht?" „Ich fürchte, Sie werden erfrieren." Sehr wahrscheinlich. Herr von Rauvrod, ein Offizier von der franzö­sischen Garde, empfing im ersten Tressen, dem er bei­wohnte, eine Kugel in den Hals, daß der Kopf auf der rechten Seite lag. Im folgenden Feldzuge bekam er abermals eine Kugel in den Hals, wodurch der Kopf sich auf die andere Seite legte. Endlich seht- eine dritte Kugel den Kopf wieder an seine Stelle. ' Harpagons Rath. Nach meinem Tode mich einbalsamiren? Neln4 Eö kostet allzuviel, Ihr LiebenSalzt mich eto!

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