Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1844 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbote für das Königreich Ungarn 1844. - Magazin

35 III. Einige Lieder Das Mutterauge. Ein Wanoerbursch mit dem Srab in der Hand, Kommt wieder heim aus dem fremden Land. Sein Haar ist bestäubt, sein Antlitz verbrannt. Von wem wird der Bursch wohl zuerst erkannt? So tritt er in's Städtchen durch's alte Thor, Am Schlagbaum lehnt just der Zöllner davor. Der Zöllner, der war ihm ein lieber Freund, Oft hatte der Becher die Beiden vereint. Doch sieh' — Freund Zollmann erkennt ihn nicht, Zu sehr hat die Sonn' ihm verbrannt das Gesicht. — Und weiter sich wendet nach kurzem Gruß, Der Bursche und schüttelt den Staub vom Fuß. Da schaut aus dem Fenster sein Schätze! fromm, — #éu blühende Jungfrau viel schönen Willkomm!" Doch sieh'! — auch das Magdlein erkennt ihn nicht, Die Sonn' hat zu sehr verbrannt das Gesicht. — Und weiter geht er die Straße entlang, Ein Thränlein hängt an der braunen Waug'. Da wankt von dem Kirchsteg sein Mütterchen her. „Gott grüß Euch!" so spricht er und sonst nichts mehr» Doch sieh' — das Mütterchen schluchzet voll Lust: „Mein Sohn!" und sinkt an des Burschen Brust. Wie sehr auch die Sonn' sein Antlitz verbrannt, Das Mutteraug' hat ihn doch gleich erkannt. Bogel. Die Diebin. Bor keinem Amte kann ich Dich verklagen. Und keinen Richter gibt es, der Dein Urtheil spricht. Wie schwere Sünd' Du auch an mir begangen, Ob Dein Vergehen gleich klarer als das Licht! Wie mochtest Du nur solche Bosheit wagen Und siehst doch aus, wie ein gar arglos Kind, Du stahlst und gingest lang doch in die Schule Und weißt, wie Diebstahl ist gar schwere Sünd'. Könnt ich mich denn vor Dir, Du Diebin schützen? Wohl schließt man Kist und Kasten sicher zu; Was Du mir stahlst, wie könnt ich das verschließen? Schelmin, Du stahlst mir meines Herzens Ruh. Bedenklich. Grad aus dem Wirthshaus nun komm ich heraus, Straße, wie wunderlich siehst Du mir aus! Rechter Hand, linker Hand, beides vertauscht; Straße ich merk' es wohl, Du bist berauscht. Was für ein schief Gesicht, Mond, machst denn Du? Ein Auge hat er auf, eins hat u zu! Du wirst betrunken sein, das seh ich hell; Schäme Dich, schäme Dich, alter Gesell? Und die Laternen erst — was muß ich sehen! Die können alle nicht grade mehr stehen; Wackeln und fackeln die Kreuz und die Quer, Scheinen betrunken mir allesammt schwer. Alles im Sturme rings, Großes und Klein; Wag' ich darunter mich nüchtern allein? Das scheint bedenklich mir, ein Wagestück! Da geh' ich lieber in's Wirthshaus zurück. v. Mühler« Da ists mit Trinken auS. Jüngst saßen wir beim Wirth am Tisch Drei Herren oder vier. Da tranken und da zahlten frisch Gar manche Flasche wir. Und als die Glocke zehne schlug. Der Erste sprach zur Stell': „Ihr Herrn, ihr Herrn es ist genug, Zu Hause muß ich schnell." Da lachten wir ihn lustig an, Man sieht es nun genau, Der Herr im Haus ist unterthan, Die Herrin ist die Frau. Und als die Glocke eilfe war. Der Zweite sprach: „Trinkt aus!" Die böse Welt — die Akten gar. Ich muß, ich muß nach Haus. Da lachten wir die andern zwei: Wie ihn das Feuer brennt! ^ Er bliebe gerne noch dabei. Allein — der Präsident! Und als die Glock' auf zwölfe stund, Der Letzte sagte da: „Ich muß in's Bett zu dieser Stund', — Verwünschtes Podagra! Und wie ich nun alleine war, Zog ich den Schluß mir draus: Ein Weib, ein Amt und sechzig Jahr, Da ist's mit Trinken aus. v. Wühler. 5*

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