Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1844 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbote für das Königreich Ungarn 1844. - Magazin

26 wollen, oder wie das Wasser in einem ganz vollgefüllten Glase sich an die Wände festsetzt, so daß es bogenförmig über die Ränder des Glases erhoben ist, ohne doch abzurinnen, und schreiben diese Erscheinung der Cohäsionskraft zu u. s. w. — In letzterer Beziehung, nämlich jener auf das Wesen der Kräfte, erforscht zwar die Wissenschaft ebensowohl die Wir­kungen jeder einzelnen Kraft, als die Gesetze, nach welchen diese Wirkungen vor sich gehen, was wohl für die Zwecke des Natur­forschers vollkommen genügt, aber das eigentliche innere Wesen der Kräfte bleibt uns demnach stets unbekannt. Wir beobachten und erforschen allerdings den Zusammenhang der Erscheinun­gen, wir erkunden auch wie eins aus dem Andern sich entwickelt, zuletzt aber stoßen wir immer auf eine geheimmßvolle Urkraft, die über alle Forschungen erhaben, nimmermehr uns offenbar wird, und die uns unwiderstehlich zum Gestandniß unserer Schwäche und zur Bewunderung jenes allmächtigen Schöpftrs zwingt, der die leyte Ursache aller Erscheinungen in undurch­dringliches Dunkel gebullt hat, oder in dem, eigentlicher ge­sprochen, diese letzte Ursache selbst zu suchen ist. Newton der große unstcrbliche Narurfo, scher der das allgemeine Gesetz ent­deckte, nach welchem alle Bewegungen in der ganzen Körper­welt vor sich gehen, sprach kurz vor seinem Tode (1725) die denkwürdigen Worte: ,,Jch weiß nicht, wie ich der Welt er- „scheinc; mir selbst aber komme ich tor, wie ein Knabe, der „am Meeresufcr spielt und sich damit belustigt, daß er dann „und wann einen glatten Kiesel oder eine schönere Muschel „als gewöhnlich findet, wahrend der große Ocean der Wahr- „hcit unerforscht vor ihm liegt." Die magnetische Kraft kannten schon die Alten. Sie entdeckten dieselbe an dem natürlichen Magnetsteine, einem Eisenerze von dunkelgrüner Farbe, das zuerst in der Gegend von Smyrna ausgefunden ward. Heut zu Tage findet sich der Magnetstein in großen Lagern und mehreren Ländern, als in Ostindien und China, in Chile und selbst hie und da in Europa. Diesem natürlichen Magnetsteine wohnt die merkwürdige Eigenschaft inne, das Eisen anzuziehen, und diese anziehende Kraft wachst in bedeutendem Grade, so wie man die beiden Seiten des Magnetsteines mit eisernen Schie­nen — Armaturen genannt — bekleidet. So zog z. 83. ein, ur­sprünglich nur eine Unze Eisen anziehender Magnet, mit Ar­maturen versehen, schon zwanzig Pfund an. Die anziehende Kraft, welche der Magnet in Bezug auf Eisen in sich birgt, ist nicht auf ülle Punkte desselben gleich- sörmig vertheilt, sondern es gibt in jedem Magnete zwei ein­ander entgegengesetzte Punkte, in welchen diese anziehende Kraft ganz vorzüglich ihren Sitz bat, und die man seine Pole nennt. Davon kann man sich sehr leicht überzeugen, wenn nun einen Magnet in feine Erfenfeilspäne legt, wo man als­bald sehen kann, daß sich die Fcilspane an zwei entgegengesetz­ten Punkten viel starker als an irgend einem der übrigen Punkte anlegen. Der Magnet besitzt aber noch eine andere röchst merkwürdige Eigenschaft, nämlich die, daß, sobald er an einem Faden frei ausgcbängt wird, seine Pole stets eine unver­änderliche Richtung einnehmen, welche sehr nahe mit jener der Mittagslinie eines gegebenen Ortes übereinstimmt, und in rvelche jene Punkte immer wieder zurückkchren, wenn der Magnets durch irgend eine Ursache daraus abgelenkt wird. Diese höchst merkwürdige Eigenschaft aller Magnete begreift man unter dem Namen der P o l a r i t ä t und in Folge derselben ist einer der beiden Pole eines jeden Magnetes stets nahe nach Norden, der andere stets nach Süden gekehrt, daher der erste auch der Nord- der andere der Südpol genannt wird. Die dritte nicht minder merkwürdige Eigenschaft aller Magnete besteht darin, daß bei zweien oder rnehreren Magneten die gleichnamigen Pole sich stets ab stoßen, die un­gleichnamigen aber anziehen. Nähere ich z. 33. den Südpol eines sreischwebenden Magnetes dem Südpole eines andern ebenfalls freischwebenden Magnetes, so entfernen sich beide sehr merklich von einander, .thue ich aber das Gegen­teil, bringe ich^ nämlich den Nordpol des einen Magnetes in die Nähe des Südpols des andern, so tritt eine plötzliche und schnelle Annäherung beider ein, die bis zum völligen Äncinan- derschließen der beiden ungleichnamigen Pole geht, wenn die Be­wegung der Magnete frei und ungehindert vor sich gehen kann. Die geheimnißvolle Kraft des natürlichen Magnetes geht durch Mittheilung auch an anderes Eisen über, ja wird in diesem in noch höherm G ade erzeugt. Das einfachste Mittel der Mittheilung magnetischer Kraft besteht im Bestreichen von Eisen mit natürlichen Magneten. Je weicher das Eisen, desto leichter theilt sich ihm die magnetische Kraft mit, verliert sich aber ebensobald wieder; je härter im Gcgentheile das Eisen ist, desto schwerer nimmt es zwar die magnetische Kraft in sich auf, desto fester und bleibender behält cs aber dieselbe. Daher wird zur Bearbeitung künstlicher Magnete stets harter Stahl ver­wendet, welcher nach öfters wiederholtem Bestreichen mit na­türlichem Magnete die sämmrlichen Eigenschaften dieses letztem und zwar in höherm Grade, als dieser selbst annimmt. In noch höherm Maße steigert sich die magnetische Kraft, wenn man mehrere künstliche Magnete mit einander in enge Verbin­dung bringt und mit diesen vereinten Magneten andere neue Stahlstangen bestreicht. Man kann auf diese Weise über­raschend mächtige, künstliche Magnete erzeugen, allein das kräftigste Erregungsmittel des Magnetismus, das diese ge- heimnißvolle Kraft im höchsten Maße in Vorschein bringt, ist die Electrici tät, und zwar die galvanische oder 33 e- rühru-ngselectricität, eine Erfahrung, welche« man erst der neuesten Zeit verdankt, wenn man gleich auch früher schon wußte, daß der Blitz oder ein elcctrischer Schlag Stahlnadeln magnetisch zu machen vermag. Man kannte wchl die Electricitat schon lange, allein nur eine Art derselben, welche in vielen Körpern, wie Glas, Harz, trockenes Holz, Siegellack u. dgl. durch Nerbung hervor­gerufen werden fnnn. Nehme ich z. 33. eine Glasröhre und reibe sie mit einem Stücke Flanell, so zeigt mir die geriebene Stelle alsbald folgende ihr früher nichts zugckommene Eigen- schäften, als: 1) sie zieht kleine, leichte Körperchen, wie Papier- schnitzchen, Goldplättchen u. dgl. an und stoßt sie dann bald darauf wieder von sich ab; 2) sie riecht nach Phosphor; 3) sie bringt an den empfindlicheren Stellen der Haut ein ganz ei- genthümliches Gefühl, eine Art von Zusammenziehen hervor, gleichsam als vb man mit jenem Körpertheile in ein Spinnen­netz gerathen wäre; 4) sieht man im Finstern ein Leuchten und

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