Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1840 (Pesth)
Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1840. - Mannigfaltigkeiten
mit einem Imbiß bewirthen lassen wollt, so schließt Euch meinem Zuge an. Ihr sollt willkommen seyn." Mit diesen Worten trabte er fürbaß, der ganze Zug hinter ihm drein, und der junge Fremdling schloß sich demselben an. Als sie nun auf der Burg des Edelmanns anlangten, ward der Gast der Sorge des Burgvogts überwiesen, von diesem in ein Gemach geführt und bald darauf zur Tafel entboten. Hier erblickte er das Fräuiein Kuni- gunde, und sogleich hatte er Speise und Trank vergessen. Er verlor sich in dem Anblicke ihrer Schönheit, und fühlte mit dem innigsten Entzücken sein Herz in Liebe entbrennen. Auch Kunigunden schien die Erscheinung des fremden Gastes nicht unlieb zu fein; ihr Auge ruhte mit Wohlgefallen auf der jugendlich kräftigen Gestalt, ihr Ohr horchte eifrig seiner zierlichen, wohlgesetzten Rede, und ihr Mund gab bereitwillig die erwünschte Antwort. Der Vater hörte diese Unterhaltung mit vieler Unlust an, zumal er von seinem Gaste nichts wilßte, als was er mit den Augen sehen konnte, nämlich, daß diesem ein adeliges Wesen eigen war. Er suchte also das weitere Gespräch zu hindern, und wandte sich zu dem Jüngling mit folgenden Worten: „Mit Gunst, Herr Gast, es will mich bedünken, als ob Eure Irrfahrten Euch nicht besonders hungrig und durstig gemacht hätten, sonst würdet Ihr meiner Tafel mehr Ehre erweisen. Aber da wir nun so friedlich beisammen sitzen, und der Wein die Zunge zu lösen beginnt, so wüßte ich gerne, wenn anders kein Gelübde es verhindert, wen ich vor mir sehe, damit ich weiß, wem ich danken soll, daß er meine Gastfreundschaft angenommen hat?" Da stand der junge Man» auf, verneigte sich gegen seinen Wirth und antwortete diesem mit heiterem Tone: „Ihr seid Herr der. Burg und habt das Recht zu erfahren, wen ihr darin beherbergt; mir tbut es nur leid, daß ich Euch nicht Alles sagen darf, was Ihr billig wissen sollet; aber es ist ein Geheimnis; mit mir, daß ich nicht lösen darf. Wisset, ich bin ein ebenbürtiger Mann; ich treibe ein königlich Gewerbe, und man hat mich wie eilten König geehrt. Dieß Haupt hat eine Krone bedeckt, und nur der Verrath hat mir dieselbe entrissen, aber ich bin gerüstet, sie mir wieder zu erobern, und will mein Haupt nicht ruhig niederlegcu, bis dieß geschehen ist." Als der Edelmann eine solche Rede vernahm, glaubte er nicht anders, als einen König vor sich zu sehen, der von übermütigen Vasallen vom Throne geflossen sei, und der sich jetzt bereite, diese für ihren Verrath zu züchtigen. Er gedachte seines Gelübdes, Kunigunde nur mit einem Königssohne zu vermählen, und pries in der Stille sein Geschick, das seine Entwürfe so sehr begünstiaa. Sein ganzes Wesen verwandelte sich plötzlich; mit groMr Unterwürfigkeit wandte er sich an seinen Gast und sprach: „Ich danke Euch ehrerbiethigst für das Vertrauen, womit Ihr mich' beehrt. Ich weiß hglbe Worte zu deuten und will nicht in Euer Geheimniß dringen. Bleibt, so lang es Euch auf meiner Burg gefällt; Alles, ich nicht ausgenommen, ist zu Eurem Befehl, und wenn ich Euch früher oder später, bei Eurer ritterlichen Unternehmung Dienste leisten kann, so befehlt nur, und ich will thun was ich kann, um mir Eure Zufriedenheit zu erwerben." Und mit diesen überaus höflichen Worten ging er hinaus ließ die beiden jungen Leute miteinander allein, und gab Befehl, dem jungen, vornehmen Fremden mit der größten Ehrerbicthunz zu begegnen. Viele Tage waren indeß verflossen, ohne daß der Jüngling an seine Abreife dachte. Er war in heißer Liebe zu Kunigunden entbrannt und auch diese hatte ihm ihr ganzes Herz zugemendet. Beide tauschten die Gelübde ewiger Liebe und Treue gegen einander aus, und begaben sich dann Hand in Hand zum Vater, damit er ihren Bund segnen möge. Dieser hörte das Begehr der Liebenden freundlich an, und antwortete endlich zu seinem Gaste gewendet: „Ich habe Euch meine Burg geöffnet, und Euch mit allen Ehren empfangen ; ich habe Euch meine Hülfe angeboten, wenn Euch ein starker und mächtiger Arm von Nutzen sein konnte; alles dieses habe ich gethan, ohne in Euch zu dringen, mir zu offenbaren, wer ihr seid, und völlig zufrieden mit dem, was Ihr mir selbst gesagt habt. Jetzt aber, da Ihr das Theuerste und Kostbarste von mir begehrt, was ich auf Erden besitze, müßt Ihr mir gerade heraussagen, wer Ihr seid. Darum, Herr Gast, hebt den Schleier auf, der Euch verbirgt, und sagt, welchen glorreichen Namen Ihr führt, und wie das Reich genannt wird, aus welchem abtrünnige Vasallen Euch vertrieben haben." „Ei, edler Herr!" entgegnete der Jüngling, wie mit Purpur überaossen, und wußte nicht, ob er, des seltsamen Mißverständnisses wegen, lachen oder sich härmen sollte. „Ihr habt es mit meiner Aussage, worin übrigens nichts Betrügerisches war, doch auch gar zu genau genommen. Hättet Ihr nur näher nachgeforscht, ich würde cs Euch wohl deutlicher erklärt haben, da Ihr aber schwieget, so dachte ich', Ihr hättet mich verstanden. Wohl herrsche ich in einem großen Reiche", vielleicht in dem größten der Welt, denn ich bin ein Sänger und das ganze Reich der Poesie ist meine Hekmath; wohl bin ich einem Könige gleich gekrönt, denn ich sang vor dem Kaiser mit vielen andern Knnstgcnossen gar zierliche und kunstreiche Weisen, und als ich den.Sieg davongetragcn hatte, drückte Kaiserliche Majestät mir selbst die goldene Lorbeerkrone auf das Haupt; nachher haben meine Feinde mich arglistiger Weise wieder um dieß Zeichen kaiserlicher Gu«st ybrad)t, aber ich reite jetzt hinab gen Augsburg zu einem grogén Wettsingen, und ■jPtfl mf% Fneine Liwb'eerkrone wohl wieder erstreiten. Im Übrigen aber heiße ick Walter vonjtalffungen und bin der is^ttbn eines armen Ritters aus Schwaben. Als der Ritter diese Worte vernommen, ergriff ihn ein namenloser Zorn; er rief den Burgvvgt herbei, und befahl ihm, den Fremden jeden Schimpf anzuthun und ihn dann, gleich einem ehrlosen Diebe, aus dem Burgthore zu werfen. Alsobald ergriffen ihn die Knechte und schleppten ihn hinaus: weil er sich aber durch seine adelichen und einnehmenden Sitten die Herzen aller Insassen erworben hatten, so thaten sie ihm nichts, und ließen ihn heimlich aus einem Rebenpförtlein, brachten ihm sein milchweißes