Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1840 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1840. - Mannigfaltigkeiten

27 Ein Buchhändler machte folgende Anzeige: „Weihnachtsgeschenke für unsere Kinder, welche In allen guten Buchhandlungen, sowohl brochirt, als in Ruck und Eck gebunden, zu haben sind. Auch nehmen alle löblichen Postämter darauf Bestellungen an." Der Kaiser Alexander begegnete einem betrunkenen Marine-Officker, der im Zickzack auf der Straße ging. — „Was machen Sie da?" fragte voll Unwillen der Monarch. — „Ich lavire," antwortete der Officier. Der Kaiser lä­chelte und ging weiter. Einem reichen Banquker ward ein Subscriptlonsbogen präsentirt, auf welchem sein Sohn bereits 100 Thaler gezeichnet hatte. Der Banquier Unterzeichnete nur 10 Thaler. „Sollten Sie sich nicht geirrt haben, mein Herr?" bemerkte der Subscriptionssammler, als er die Unterschrift des Banqulers betrachtete. Ihr Herr Sohn hat 100 Thaler unterzeichnet. „Ei," lächelte der Banquier, „das kann mein Sohn wohl thun, der hat einen reichen Vater, der für ihn zahlt, aber wer zahlt denn für mich?!" An einer Kirchenlhüre las man folgende Anzeige: „Allen dient zur Nachricht, daß auf diesem Kirchhof Nie­mand beerdigt werden kann, außer wer im Kirchsprengel selbst lebt, diejenigen, welche hier beerdigt zu werden wünschen, werden ersucht, sich deßhalb an mich zu wenden." Ephraim, Küster des Kirchensprengels. Ein Fiacker fragte den Andern: „Was ist's denn mit Deinem Schimmel, der läßt ja abscheulich den Kopf hän­gen?" — „I weiß nitantwortete der Andere, „was dem Luder is, aber seit der neuen Eisenbahn wird ec sehr nachdenkend." „?(6er, warum sind denn die Semmeln hier gar so klein?" fragte ein Neisender kn einem Wiener Gasthofe den Kellner, „bei uns z'Haus sind sie wenigstens um die Hälfte größer." — „Na, das ist ganz natürlich," antwor­tete der Kellner, „bei Ihnen z'Haus werdcn's halt mehr Teig dazu nehmen." Ein sehr dicker Herr wälzte sich durch die Gassen Wicn's, nach einem Fiaker spähend, der ihn, zum Tröste seiner ganzen F rischmasse, in sich aufnähme, um ihn nach dem Prater zu bringen. Aber die Fiaker forderten zu viel! ßu viel forderte der Erste und zu viel der Zweite, bis end­lich ein dritter Fiaker denn doch um ein Billiges den Ver­trag ringing. Indem jetzt der Letztere den Dicken mit An­strengung aller seiner Kräfte in den Wagen hineinschieben half, rief diesem der Eine seiner Kameraden mit dem Tone des Erstaunens zu: „Aber Scppcl! Lodst'n auf a mol?" Ein Mann, dessen Frau tvdtkrank darnieder lag, saß auf dem RathLketter am Solvtische. Da kam seine Dienst, magd athemlvs hineingestürzt und rief: „Ach kommen Sie doch geschwind nach Hause, denn Ihre liebe Frau Gemckh- Ih will sterbenl" — „Je nun, mein Kind," war die Antwort, „des Menschen Wille ist ja sek» Himmel­reich." Marco, -er Bandit. (Lebensbild.) Sir Hunt, ein edler geistreicher Britté, unternahm mit seiner schönen Gattin von Neapel, wo das junge Ehe­paar vor Kurzem erst war getraut worden, einen Ausflug nach der Stadt Pästum. Indem sie durch eine öde Gegend fuhren, fiel plötzlich ein Schuß, der ein Wagenpferd löd- tete r im nächsten Augenblick erschien ein Räuber, welcher von den Reisenden ihr Geld und ihre Kostbarkeiten forderte. Der Postillon entfloh und versteckte sich im nächstgelegenen Walde. Hunt, im Zorne auflvdernd als er sich von einem Einzelnen angefallen sah. schlug den Banditen ins Gesicht, in dem Augenblicke, als dieser der jungen Frau eine gol­dene Halskette entreißen wollte. Der Räuber, in Wuth ausbrechend über den erhaltenen Schlag, riß eine Pistole aus dem Gürtel und schoß nach dem Engländer. Die mu* thige Frau warf sich an die Brust des Gatten, um ihn zu schützen. Beide wurden von den groben Bleikörnern, mit welchen das Pistol geladen war, schwer verwundet; Er durch die Rippen, Sie in der Brust und im Nacken. Der Räuber plünderte nun den Wagen und entfernte sich. Der Posiillon kam aus seinem Versteck hervor und schaute in ben Wagen. Schrecklicher Anblick! Auf dem Boden des Wagens ein See von Blut, den Wunden des unglücklichen Paares entquollen! Hunt war auf den Boden gesunken; seine Gattin hatte wahrscheinlich bei ihm gekniet, um sein Haupt zu stützen, denn ihr Arm hielt seinen Nacken um­schlungen. In dieser Stellung ward sie ohnmächtig und lag bewußtlos; ihre Wange ruhte auf der ihres Gatten, der Tvdte in den Armen der Sterbenden! Der feige Postillon getraute sich nicht, sie zu berühren; er verschaffte sich ein frisches Pferd und fuhr so schnell als möglich nach Neapel zurück. Als der Wagen vor dem Hause hielt, von dem sie am Morgen weggefahren, zeigte sich an der Frau noch eine Lebensspur; als man sie aber vom Leichname des Galten emporhob, erfolgte ein heftiger Blutguß, der sie mit dem Geschiedenen vereinigte. Ich wurde gerufen, fand aber, als ich in das Zim­mer trat, Beide leblos auf demselben Lager neben chiam | der ruhend. Das Antlitz der Frau gewährte knsbesonderö | einen höchst rührenden Anblick, denn in ihren Mienen lag etwas so Ruhiges, so Liebliches, beinahe Freudiges, als wäre sie mit dem beseligenden Gedanken gestorben, daß selbst der Tod es nicht vermochte, sie von dem Geliebten zu trennen. Dies e Begebenheit erregte in Neapel großes Aufsehen, und der brittische Gesandte that den Behörden so kräftige Vorstellungen, daß diese sich endlich bewogen fanden, kräf­tige Maßregeln zu ergreifen und einen Preis auf den Kopf des Mörders zu setzep. Dieser war — wie de« Postillon cS bestätigte — kein Anderer als Marco. Alle Versuche, seiner habhaft zu werden, blieben durch mehrere Monate fruchtlos, indem er alle Schlupf­winkel in den Gebirgen kannte, und über das Landvolk! eine uubegränzte Macht ausübte. Er würde sogar allen Nach­4*

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