Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1838 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1838. - Allerlei zum Zeit vertreib

ihut, als ob er über das gräßliche Verbrechen, die Hand an ein Jesuskind zu legen, schaudere, und eilt augenbliklich zum Großinquisitor, und klagt den Künstler an. Vergebens behauptet Torregiano, es stehe dem Schöpfer frei, sein eigenes Kunstwerk wieder zu zerstören. Die Gerechtigkeit sprach für ihn, aber Fanatiker waren seine Richter. Man verurtheilte ihn zur Folter, wo er unter den fürchterlichsten Martern starb. Die sonderbare Trauer. Eine vornehme Dame in London betrauerte den Tod ihres Mannes auf eine son­derbare Art. Sie war in schwarzen Krepp gekleidet, zu ihrem Kammermädchen miethete sie sich eine Negerin; sie aß nichts als schwarze Speisen und keinen andern Wein als schwarzen. Glosse. »Es ist doch ein wunderliches Ding mit der Liebe,« äußerte Jemand in einer Gesellschaft, »als ich meine liebe Frau heirathete, hätte ich sie vor Liebe fressen mögen, und jetzt reut es mich, daß ich es nicht wirklich gethan habe.«------­Einfälle. Man fragte Jemand, was schlimmer wä­re, ein zu schönes, oder ein zu häßliches Weib zu haben? Derjenige, der ein schönes Weib hat, versetzte er, be­kommt Kopfschmerzen, wer aber ein zu häßliches hat, der bekommt Augenschmerzen. Eine reiche Frau, sagte Jemand, ist leicht zu ernäh­ren, eine schöne leicht zu lieben und eine verständige leicht zu regieren. Die Liebe ist was die Pocken sind, sagte Ra du Lin, je später sie kommt, desto mehr richtet sie an. Der Jude hat Recht. Einst bat ein armer polni­scher Bauer einen Juden, ihm doch bis zum nächsten Win­ter einen Thaler vorzustrecken. »Ich will es thun,« sagte der Jude, »aber nur unter der Bedingung: daß Du mir deinen Pelz zum Untelpfand gibst, und mir künftigen Win­terzwei Thaler wieder bezahlest.« Der Bauer welcher nvth- /wcndig Geld brauchte, ging die harte Bedingung ein, und überlieferte nach empfangenen Gelde dem Wucherer den Pelz. Eben wollte er sich entfernen, als der Jude ihn zu- rückricf. »Du bist ein armer Mann,« sagte der Jude zu ihm, »und es wird Dir künftigen Winter schwer fallen, mir die zwei Thaler auf einmal zu bezahlen; gib mir da­her auf Abschlag den einen Thaler zurück, welchen ich Dir so eben ausbezahlt habe « Der dumme Bauer licß sich den Vorschlag gesatlen, und ging weg. Unterweges wurmte ihm das Ding doch (in wenig im Kopf. »Mein Pelz ist fort, und der Thaler ist fort,« sagte er bei sich selbst. »Obendrein bin ich noch einen Thaler schuldig; und — was das Tollste ist — der Jude hat Recht!« M i ß v e r st ä n d n i ß. Ein französischer Prinz erkun­digte sich einst bei dem Baron S... nach dem Befinden sei­ner Gemahlin. Der halb taube Baron vernahm die Frage falsch, und meinte, er habe nach seiner Krankheit gefragt, er litt an der Grippe. »Monseigneur,« antwortete er, »es ist alles umsonst, ich kann sie nun einmal nicht mehr los werden, es scheint, ich muß mit dieser Plage leben und sterben, leider raubt sie mir auch den Schlaf und quält mich Nachts am meisten.«------ 35 Die schnelle Kur. Einem Ehemanne, dem besten Manne von der Welt, starb kürzlich seine Gattin; er liebte sie sehr, und war deßhalb in Verzweiflung. Am Begräb- nißtage hatten seine Freunde Mühe, seinen Schmerz zu besänftigen, und seinen Mulh zu beleben. Nachdem mau ihn wieder nach Hause geführt hatte, setzteer sich nieder und versank in ein düsteres Stillschweigen; man fürchtete, ihn darin zu unterbrechen; nichts desto weniger wagte einer sei­ner Freunde die zärtlich besorgte Frage, wie er sich befän­de? »Ein wenig besser,« erwiederte er mit schwacher Stim­me, »diese kleine Promenade ist mir wohl bekommen.« Keine Ausnahme. Ein Säufer, der viel und schlechten Branntwein trank, wurde gefragt, warum er so^ schlechten Branntwein trinke? »Ei,« erwiederte er, »es gibt gar keinen schlechten Branntwein. Das Statut. Eine Gesellschaft machte eine Land- parthie, und um die gewöhnlichen Excesse zu vermeiden, wurden ordentliche Statuten entworfen. Das erste Gesetz lautete: »Wer sich besauft, zahlt vier Fla­schen Wein.« Verbothene Nachahmung. Ein Herr, der eine auffallende Discantstimme hatte, hörte, als er in eine öf­fentliche Gesellschaft kam, daß man ihm solche nachspvttete, und schnell rief er: «Wer so spricht wie ich, der ist ein E s e l.« Wiedererstattung. D... ein berühmter Advokat zu Colmar, vermachte kn feinem Testamente dem Narren­hause zu Straßburg 100,000 Franken, indem er die Er­klärung hinzufügte: »Von Narren Hab ich's erhalten, Nar­ren geb' ichs wieder.« Kleinlichkeitsgeist. Ein Engländer, der bei ei­nem Fürsttn zu Tische war, warf von ungefähr ein Glas um. Der Fürst fragte: ob das so der Gebrauch fei; in England? Der Engländer antwortete sehr gefaßt: »das nicht, aber wo es geschieht, fragt wenigstens Niemand darnach.« — Wem gil t's? Eine berühmte Sängerin ließ sich einst in dem Theater zu B.... hören. Ein vorneh­mer junger Mann auf dem Parterre ließ stchs einfatlen, ihre schönsten Arien so laut mitzusingeu, daß die Umste­henden darüber kaum die Sängerin vernehmen konnten. Da rief ihm endlich Jemand ein durchdringendes »Pst!« zu. Beleidigt wandte sich der junge iMensch um, und fragte mit vieler Aufgeblasenheit: »Wem gilt taé?„ — »Der Sängerin,« erhielt er zur Antwort, „sie hindert uns, Ihren schönen Gesang, mein Herr! zu hören.« Der Verlust. Zwei Mädchen gingen auf der Stra­ße, und hoben, da es sehr kvthig war, die Röcke höher auf:} ein Schusterjunge ging ihnen nach und rief ihnen zu: »Meine schönen Mamsellen, Sie haben etwas ver­loren!« Als er dieses öfter wiederholte, drehte sich die Eine um und fragte trotzig: »dummer Junge! was haben wir denn verloren?« »D ie Waden!« antwortete der Zunge und lief lachend davon. $ *

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