Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1838 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1838. - Allerlei zum Zeit vertreib

Der ernstlich genommene Scherz. Der Gebei, me Rath *** in *»* f einer der dortigen berühmtesten Arz­te , war auch der Arzt einer Baronin. Einst besuchte erste, da klagte sie ihm, daß sie seit mehreren Tagen an heftigen Kopfschmerzen litt. »Man hat mir zwei Hausmittel gerathen,« fuhr sie fort; »ich möchte sie wohl versuchen, was meinen Sie da­zu? Man rieth mir, entweder verfaulte Zitronen oder auch Sauerkraut auf den Kopf zu legen." De r Geheime-Rath versetzte lachend: „9?tut , nehmen Sie Sauerkaui und legen Sie auch eine Wurst daraus!« und verließ das Zimmer. Als er den nämlichen Mittag bei Tische saß, erschien ein Bedienter der Baronin und verlangte ihn zu sprechen. Er wurde vvrgelasscn.. »Meine gnädige Frau,« sagte er, »läßt fragen, ob die Wurst gekocht oder gebraten seyn muß?" Di e Baronin hatte den Spott des Arztes für baren Ernst genommen. „Gekocht, das versteht sich," war die Antwort des Geheimen-Raths. Das Mittel wurde in der That von der Kranken gebraucht, und da ihre Krankheit mehr in der Ein­bildung, als in der Wirklichkeit bestand, so that cs auch tie gehoffte Wirkung. Der kürzeste Weg. Ein Kanonier, dessen geogra- phische Kenntnisse man prüfen wollte, wurde gefragt: welch einen Weg würden Sie nehmen, wenn Sie von Constantinv- pel nach Berlin reisen sollten! Nach einiger Überlegung er- wiederteer: »Ich würde von Consiantinopel über Adrtanopel nach Philippopel gehen, und dann mich so durchnopeln und popeln bis Wien, und von dort aus kann ich den Weg schon finden.« Das Gleichniß. Der Schauspiel-Direktor in F... Belchcr Petrus hieß, engagirte einen Sänget Namens Hahn auf mehrere Gastrollen. — Allein schon bei der ersten Vor- stellung mißfiel der Sänger gänzlich, noch mehr beider zweiten, und bei der dritten zeigten Parterre und Galle­rten nur leeee Bänke. Ein dortiger Recensent äußerte hier­über Folgendes: »Und als der Hahn zum dritten Male kräh­te , ging Petrus hinaus und weinte bitterlich.« Die unbekannte Krankheit. Der Schauspieler M. las im Hamburger unpartheischcn Correspvndcnten: »Der berühmte Castiglioni ist zu Limburg an der Lahn ge­storben.« »Was es doch für Krankheiten gibt!« rief er aus, »Hab' ich doch nie gehört, daß Leute an der Lahn gestorben sind.« Der Trost. Einem herzensguten Manne war sein zanksüchtiges Weib gestorben. — Ein Nachbar kam, um ihn zu trösten, und schloß mit den Worten: »Beruhigen Sie sich; schon sitzt Ihre traute Brigitte in Abrahams Schooß.« — »Da beklage ich den armen Abraham,« er- wiederte der Gatte, »und fürchte sehr, ee wirft sie bet erster Gelegenheit wiederherunter.« — Die Zurechtweisung. Eine Bürger-Schildwache sa-h mit Gelassenheit mehrere Herren mit brennender Pfeife , an sich vorüber gehen. — Aber endlich riß dem Manne die Geduld, und im höchsten Zorne ries er ans: »Scyn's 6? gut! Weun's hier rauchen wollen, so thun's die Pfeifen aus tzem Mund, oder gehn's woanders hin.« Sch er id ans Artigkeit. Man kann nicht leicht einem Frauenzimmer in weniger als einer Minute zwei so artige Complimente sagen, als einst Scheridan sie sagte. »In der That Madame!« sprach einst Scheridan zu einer jungen Dame: »Sie blühen und sind reihend wie der Früh­ling! „Oft weh!" crwiederte die junge Frau: »Unser heu­riger Frühling ist unschön und an Blüthen arm.« »Ja!« cntgegncte Scheridan sogleich: »Es wäre zu wünschen, der Frühling blühete, und wäre schön wie Sie.« Die Schuld. Auf einer Bühne kam Müller's „Schuld« zur Darstellung. — Nach dem Schluffe dersel­ben bet'm Herausgehen aus dem Theater, wendete sich Je­mand an seinem Begleiter, indem er sprach: «Ich bitte Sie ! helfen Sie mir doch aus dem Traume, denn ich bin jetzt so gescheidt wie zuvor. Sagen Sie mir doch zur Gütr. Wcr war denn eigentlich dem Mnbern etwas schuldig?« — Dienst für Gegendienst. Der Herzog von War­thon der seinen sonderbaren Einfällen freien Spielraum ließ, besuchte eines Morgens seinen Rechtsfre-nb, Herrn G.... Der Letztere ließ sich gerade rassircn. «Bleiben Sie sitzen,« sprach der Herzog zu Herr G —, »ich kann war. ten, und werde mir schon die Zeit vertreiben." Er nahm nun einige aus dem Tisch liegende Zeitungsblätter, uhb durchlief sie. bis der-Barbier sein Geschäft beendet hatte. Jetzt faßte sich der Herzog an's Kinn und sagte zu dem Bar­bier: »Nun rafftet mich auch, Freund!« Er nahm Platz auf einem Sessel, und der Barbier, den Herzog kennend, erfüllte dessen Verlangen schnell und mit geübter Hand. Der Rastete trocknete sich nun das Gesicht, sah in den Spiegel, fuhr dann mit der Hand in die Tasche, zog sie aber schnell wieder hervor, und rief aus: »God dämm! ich habe keinen Penny bet mir, um euch zu bezahlen." — Das hat nichts auf sich, versetzte der Barbier: ich mache mir eine Ehre daraus, Ew. Herrlichkeit den Bart abgenom­men zu haben. »Nein! das kann ich mir nicht gefallen las­sen!« fuhr der Herzog fort: »ich bin Euer Schuldner; der kann ich nicht bleiben." Er winkte nun mit den Augen seinem Sachwalter, und fuhr, zum Barbier gewendet, fort: »Setzt Euch jetzt auf meinen Platz; ich will Euch wieder barbieren. Eine Hand wäscht die andere.« Der Barbier machte dagegen viele höfliche und demüthlge Einwendungen; aber der Herzog bestand auf seinem Willen, und schritt dann mit feierlichem Ernst an's Werk. Nachdem er den geängstigten Barbier eben nicht scho­nend geschabt hakte, sprach er zu ihm: »Nun sind wir quitt!" Mit diesen Worten eilte er unter Lachen aus dem Zimmer. Der Stumme. Eine junge Dame begegnete einen stummen Bettler. Sie gab ihm ein Allmosen und fragte ihn voll Mitleid, wie lange er schon stumm sey? Ach! du lieber Himmel, versetzte der Stumme mit kläglichen Geberden, .'s sind jetzt zwei Jahre.

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