Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1838 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1838. - Allerlei zum Zeit vertreib

29 Ein Gast erzählte elnkge witzige Anekdoten — Alles lachte herzlich, das Fräulein schwieg, und aß. Ihr Nach» bar fragte: „und Sie lachen nicht mit?« Das Fräulein schlug dieAngen nieder, und versetzte: »O ich danke Ihnen, ich habe schon gelacht!« — * Die Metamorphose. Ein Landfräulein saß an einer HochzeitöTafel im größten Putze. Ein Herr, der neben ihr faß, sagte: „Ach mein Fräulein! heute sind Sie ganz metamorph ostet. »Ich bitte, ich habe mich selbst fristrt,» erwieterre das Fraulein. Die gute Auskunft. Ein H andwerksbursche renn« derte gerade durch ein Dorf, als er in der Kirche läuten hörte, er fragte einen vorübergehenden Bauer: .»Guter Freund, um wie viel Uhr ist denn hier die halb neun Uhr Messe?« »Ich glaub umdre ! L ie rtl auf e i lf,« antwortete der Landmann. Der Stadt-Tambour. Don einer Brücke, die über einen Graben gebaut war, stürzten schnell aus einan­der zwei Betrunkene, und blieben tvdt. Tags darauf ging der S t a d t» T a mb o u r durch die Straßen der Stadt, und verkündete: »Wer sich künftig untersteht, über die Brücke zu stürzen, um todt zu bleiben, hat sich die üblen Fvlgen selbst zuzuschrcibeu.» D ie U i b l i ch k e i t e n. Ein B ö h m e beklagte sich bei seinen Verwandten in G.. daß er aus der ganzen Heim­reise mit Uiblichkciten zu kämpfen hatte, weil er das Rück- wärtssitzen nicht vertragen könne. »Ei,« sagte einer seiner Freunde, »warum babén Sie nicht Jemanden im Wagen er­sucht, die Plätze zu wechseln.« Der Böhme fing laut zu lachen an, und sagte: „Ale Sie seinds aber dumm, mit wem hält ich denn sollen wechseln, ich war ja ganz allein hi dem Wagen drinnen!« — Einfa lle. Vor einigin Jahren stritten ein Grieche und ein Engländer über den Vorzug ihrer Nationen. Der Grieche sagte, zum Beweise, daß die Seinige alle Andern übertreffe, „von Griechenland wären alle Weise und Gelehrte ausgegar,gen.« „Deswegen, versetze den En­gländer, ist auch kein Einziger mehr drinnen." Heroische Denkart b er Fraue nzimmer. Renata von Frankreich bewieß durch ihr Betragen, daß ihr die Ehre lieber war als das Leben. Nach ihres Gemahles Tode hatte sie die kleine Stadt Bassano ver- theidigt, war jetzt gefangen genommen und feilte nun eben die letzte Gewaltthäiigkeit von Acciolin erdulden, als sie sich muthig aus dem Fenster stürzte. Man brachte sie jedoch zu diesem Barbaren zurück, von dem sie auf vieles Bitten endlich die Erlaubniß erhielt, ihrem verstorbenen Gemahle die.letzten Pftichten zu erweisen. Als sie aber ans Grab kam, bot sie alle ihre Kräfte auf, um sich den Grab­stein aus den Leib zu wälzen, welches ihr auch gelang und so begrub sic sich mit ihrem Gemahle, dem sie unverletz­lich treu geblieben war. Di e Frau von Villacerf, die durch die Ungeschick- Mdbfeit eines Wundarztes ein Raub des Todes wurde, tröstete denselben in den letzten Augenblicken ihres Lebens und sagte zu ihm: »ich betrachte Sie nicht als den, dessen nvvrstchtigkeit meinen Tod verursacht, sondern als meinen Wohlthäter, der meinen Eingang in eine selige Unsterblich­keit befördert. Da aber vielleicht die Welt anders von Ihnen denkt, so hinterlasse ich Ihnen in meinem letzten Willen soviel, daß Sie ohne ihr Gewerbe leben können." Di e Gemahlin Heinrichs VI. von England, Margaretha von Anjou, stürzte sich in den Kampf, gewann das Treffen, befreiete ihren Gemahl unö setzte ihn auf den Thron. Das Kochbuch. Eine junge Frau, die eben erst geheirathet hatte, verstand wenig von der Haushaltung, noch rvcuiger aber von der Kochkunst; wollte sie etwas ko, chen, so mußte sie erst tm Kvchbuche Nachsehen, um zu er­fahren, wie sie es machen sollte. Einstmals wollte sie Fletsch kochen , und setzte es aus Feuer. Unterdessen kam der Hund und nahm das Fleisch aus dem Topfe. Die Magd sah es und rief: „Frau! der Hund hat das Fleisch aus demTopse geholt, und läuft damit fort.» Laß ihn immer laufen, er- wiederte die Frau, er wird es schvn wiederbringcn; er weiß es nicht zu kochen, weil er kein Kochbuch hat. Bemerkungen. Die Frau muß geduldig, der Mann duldend seyn. Der Mann ist eifersüchtig, wenn er liebt; die Frau auch, ohne daß sie liebt. Der Mann beurtheilt weibliche Fehler sehr gellud; die Frau aber sehr streng. Di e Weiber wünschen oft Männer zu seyn ; kein Mann aber wird ein Weib seyn wollen. Das Mädchen setzt schon frühzeitig ln sich selbst Zuver­sicht zu gefallen; der Jüngling aber besorgt immer zu miß­fallen; daher ist er in Gesellschaft von Damen verlegen. Der Maler und der Kaufmann. Ein junger Kaufmann mit einer reichen Weste kam zu einem Maler und wollte sich malen lassen. Er fragte ihn daher, wie viel er ihm für das Portrait bezahlen sollte. De r Maler. Sechs Louisd'or. De r junge Kaufmann. Sech s Louisd'or? Nein, das ist mir zu viel. Leben Sie wohl. Der Maler wollte den neuen Kunden nicht gern fah­ren lassen und rief Ihn also zurück. Wollen Sie sich denn in der Weste, fragte er, malen lassen, die Sie jetzt an- haben. Der junge Kaufmann. Ja, freilich! De r Maler. Es ist Ihnen doch einerlei ob ich die Weste hinten falsch mache oder nicht. Der junge Kaufmann. Ganz einerlei. Der V^aler. Wenn das ist, so kann ich Sie auch für vier Louisd'or malen. Die Mitgift. Wenn man auf der Insel Bona­parte ein Kind verheirathet, besteht die Mitgift, die im Heirathsvertrage festgesetzt wird, nicht in Geld, sondern in Kaffeeballen, die in den folgenden Erndten abliefert wer­den sollen. Auf der Insel Bonaparte gibt es Einwoh­ner, welche jährlich 1200 bis 1500 Ballen Kaffee erbauen. Der Arzt und die Kranke. Ein berühmter Arzt in Dublin ging Abends spät durch eine einsame Gasse, als ein wohlgekleideter Mann ganz außcr Athem zu ihm gelaufen kam und ihn bat, sogleich mit zu kommen, indem

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