Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1837 (Pesth)
Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1837. - Allerlei zum Zeitvertreib
33 Acciss - Freiheit. Als der Marschatt von Sachsen außerhalb Paris spazieren fuhr, mußte er bei seiner Zurückkunst am Thvre halten. ' Der Visitator machte den Wagen auf; sobald er aber den Marschall erblickte, sagte er: ..Entschuldigen Cw. Exzellenz, Lorbeeren geben keine Greife.“ Seyn, oder nicht fe y n. Auf einer Maskerade erkannte ein Jude einen jungen Wüstling, der ihm viel, unter andern auch eine goldene Kette abgcbvrgt hatte, — sich aber dünn gar nicht wieder sehen ließ. Diese goldene Kette trug er gerade in seiner Charaktermaske. Der Israelit wollte sich eben seines Eigenthums versichern, und es versammmelten sich eine Menge Masken umher, ob des Lärmes. Ein Hamlet, unbekannt mit dem Vorgänge, hielt dies Zusammentreffen der Anwesenden für die beste Gelegenheit, sein declamatvrisches Licht leuchten zu lassen. Er drängte sich durch, und begann pathetisch: «Scyn, oder nicht fepn , das ist hier die Frage! « «Mai,« schrie der Jude, der mir an seine Kette dachte, «da is nvh was zu fragen, sie is nit sein! « Für H e tra th s lu st i g e. Nor dem Gerichtshöfe zu Bvurg erschien neulich ein bildschönes Bauernmädchen mit ihrem Bräutigam, einem kurzen, dicken, rothen Bauernburscheu, und erklärte zu Protocvll: der Pfarrer ihres Orts wolle sie durchaus nicht trauen, weil sie, das Mäd- chen, vor 16 Jahren von dem damaligen albernen Maire oder Schulzen aus Versehen als ein Knabe in das Register der Gebornen eingetragen worden scy; sie bitte um gerichtliche Abänderung. Der Bräutigam erkundigte sich, was das koste, und nachdem der Kreisrichtcr den sonderbaren Fall allseitig ins Auge gefaßt und erwogen, auch sorgfältig nachgeschlagen hatte, setzte er die Gebühren Alles in Allem gelind ans dreißig Franken, noch nicht einmal 15 Fl. an. «Liebes Kind,« sagte der kurze Bräutigam zu seiner schönen Braut, »das kommt mir zu theuer, da müssen tvir’v gehen lassen.« Das atme Mädchen weinte, der Kreisrich- ter redete dem filzigen Bräutigam beweglich zu, und versicherte, das Mädchen könne ja gar nichts dafür. «Das weiß ich wohl, « sagte der Bengel trocken, «sie war damals erst drei Tage alt, aber das hilft alles nichts, dreißig Franken ist mir zu theuer, dafür bekommt man ja eine halbe Kuh.« Damit nahm er freundlich Abschied und das Mädchen ist noch immer ein Knabe. Der gestohlene Becher. Dem Requisiteur eines Theaters wurde bei der Vorstellung ,.Faust" ein platirter Becher entwendet. In völliger Niedergeschlagenheit klagte er dem Regisseurseinen Verlust, mit ver Bitte: ihm zu erlauben, denselben ans den Requistten-Contv setzen zu dürfen, damit ihm der Schaden von Seite der Dircc- livn vergütet werde. Der Regisseur, der die Angst des armen Teufels sah, bewilligte es, und dieser schrieb sofort in den Conto: «Ein platirter Becher mit Vorwissen des Herrn Regisseurs gestohlen — 5 Gulden.« Di e vermehrte Menagerie. In W. kam ein Ehepaar zusammen, von welchem sowohl der Mann als die Frau mit einer Menagerie auf eigene Rechnung umher reiste. Der Manu ließ nun auf den Anschlagzettel setzen: «Durch das zufällige Zusammentreffen mit meiner Frau bat sich meine Menagerie bedeutend vermehrt. Die verschiedenen Geschlechter. Auf einem Ball, wo der Tanzsaal im Vcrhältnkß der Tänzer und Tänzerinnen und der Zuschautr sehr beschränkt war, sagte ein Tänzer zu seiner Tänzerin, sich das Gesicht mit dem Taschentuche trocknend; ..Es ist unerträglich heiß. Ich schwitze wie ein Esel; — Schwitzen sie nicht auch so mein Fräulein?« Nein versetzte sie: «ich gehöre ja zu einem andern Geschlecht.« Die Uhr-Reparatnr. In Bordeau kam ein englischer Matrose zu einem Uhrmacher, brachte ihm eine kleine französische Uhr, und fragte ihn, wie hoch die Reparatur derselben kommen werde. Der Uhrmacher untersuchte sie, und sagte dann, «die Reparatur wird höher kommen, als sie ursprüglich gekostet hat.« — »Das thut nichts, « sagte der Matrose, «ich will Ihnen sogar das Doppelte von dem geben, was sie mich gekostet hat.« — «Nun, was haben Sie dafür gegeben?« fragte der Uhrmacher. «Ich gab einem Franzosen,« antwortete der Matrose, »einen Schlag ans den Kopf, und wenn Sie die Uhr repariren, so will ich Ihnen gern zweigeben.« Werber-Beschäftigung. In einer Männer- gcsellschaft wurde gefragt, was die Weiber am liebste» thätcn. Heirathen, sagte der eine; lieben, der andere; tanzen, der dritte; sich putzen, der vierte: tändeln, der fünfte. «Das ist alles wahr,« rief endlich ein alter Herr, der vier Weiber gehabt hatte, das alles thun die Weiber gern, aber das Liebste ist ihnen das Cvmman- diren.« Unfall mit einer Dampfmaschine. Vor Kurzem ereignete es sich, daß auf der Eisenbahn zwischen Leeds und Selly der Maschinist auf einem der Dampfwa- gen, als er eben beschäftigt war, etwas an der Maschine zu ordnen, aus dem Wagen auf den Weg fiel, glücklicher Weise ohne sich zu beschädigen. Die Maschine, jeden Hemmnisse entledigt, flog mit einer immer wachsenden Geschwindigkeit dahin, und der Einheizer, der nun allein ans derselben war, und sich nicht zu Helsen wußte, warf sich hinten aus dem Wagen hinaus, wobei er schwer verletzt wurde. Die Maschine flog indessen in ungehinderter Fahrt fort, und machte sich überall freie Bahn, bis sie vor dem geschlossenen Wagen-Depot in Selly anlangte, wo sie durch die Thür hindurch fuhr und erst in der Masse der Wagen stecken blieb, von denen eine große Anzahl stark beschädigt worden ist. Z n r ü ck ge w i e se n e Gratulation. Jemand, der einem Andern schuldig uud zur Bezahlung anfgefor- dert war, antwortete sehr höflich: In einigen Wochen haben wir das neue Jahr, da kvmnie ich ohnedieß Ihnen zu gratuliren, und werde da meine Schuld zugleich abtragen. Der Gläubige versetzte: »Bringen Sie mir nur das Geld, gratuliren werd' ich mir hernach schon selbst. Das schlechte Gesicht. «Wie geht es Ihnen ?* fragte Jemand einen seiner Bekannten. «Wie Sie sehen ! « war die Antwort. «Ach da bcdaure ich Sic N erwicderte Jener. «Ich sehe sehr schlecht.« o