Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1835 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1835. - Manningfaltigkeiten

35 Der Irrthüm. Die blinde Madam du Deffant befand sich in einer Gesellschaft sehr langweiliger und ge­schwätziger Menschen. „Welch schlechtes Buch lieft man mir da vor!" sagte sie.. Das Original. Ein Freund besuchte den an­dern in seiner Bibliothek und sah dort einen sehr schönen Limburger Käse stehen. „Leih mir doch das Buch," sagte er, auf den Käse deutend. „Nein, mein Freund, das ist ein Original, und du weißt, diese verleiht man nickt. Die neue Taxe. Ein Spaßvogel schlug vor, eine Taxe auf die Särge zu legen. „Das ist ein unent­behrliches Möbel," meinte der Schelm, und das Beste ist, die Besitzer können den Mund nicht mehr aufthun, somit auch nicht klagen." Entschuldigung eines Zeugen. Der Präsi­dent eines Asisengerichts fragte einen derZeugcn: ob er ein Verwandter oder Befreundeter des Angeklagten sey? „Wahr­haftig, Herr Präsident, das kann ich nicht wissen," ant­wortete der Zeuge sehr naiv, — „ich bin ein Findelkind." Die guten Tage der Ehe. Ein vorlauter Zier­bengel sagte einst in Gegenwart mehrerer Personen, daß es, nach Brantome, nur zwei gute Tage in der Ehe gäbe, den ersten und den letzten. — „Da irren Sie sich," cr- wicderte eine Dame, es gibt noch einen dritten, und das ist der, an welchen eine gcistrcicheFrau von einem albernen Menschen geschieden wird. Die Vorlesung. In einem wissenschaftlichen Vereine hielt ein Herr Vorlesungen über Atmosphärologie, die man allgemein für genial erkannte „Nur Schade," meinte Einer, „daß gerade die kühnsten Behauptungen au­genscheinlich aus der Luft gegriffen wären." Spaßige Rache, Der Kantor eines kleinen Städtchens, der mit dem Apotheker daselbst gespannt war, rächte sich an diesem dadurch, daß er bei jedem Be- gräbnißzuge, den er anzuführen hatte, sobald er an die Apotheke gelangte, seine Ehorschülec einen Vers aus ei­nem alten Grabliede singen ließ, dessen Anfang war: für'n Tod kein Kraut gewachsen ist, und wobei er selbst eben mezza voce, mit intonirte. Ja so! Ein vornehmer Schuldenmacher sagte zu einem Freunde: „Ich will mich nun mit meinen Gläu­bigern setzen." — ,,Wrrd's nicht.an Stühlen fehlen?" erwiederte der Freund. — „Hoffentlich nicht, denn sie wer­den, denk' ich, bei den ersten Propositionen gleich davon laufen," war die Antwort. Gestern und Heute. Einem Becker in Mann­heim, Namens Hager, wurde eine gemästete Gans aus dem Stalle gestohlen, und statt deren eine magere hmge- setzt, welche einen papiernen Halskragen mit der Inschrift um hatte: Guten Morgen, Herr Hager, Gestern war ich fett, heul' bin ich mager. Der witzige Student. Der Hund eines Stu­denten, welcher bei einem der Professoren wohnte, verun­reinigte täglich den Platz vor der Stubenthür des Professors. Darüber aufgebracht, sagte dieser zu dem Studenten: „Zum Guckuk, Herr! Sie haben ihren Hund verdammt schlecht er­zogen! „Das wundert mich um so mehr," erwiederte der spöltlsche Musensohn, „da ich doch bei Ihnen Pädagogik gehört habe." Der Mißgriff. Der Doctor N. hatte eine sehr böse Frau. Als man ihn darüber beklagte, sagte ein Witz­bold : „Es ist seine eigene Schuld; als ein so gelehrter 2Díann hätte er ja auch ein so giftiges Kraut früher kennen sollen." Der g e s ch e i d t e G e r i ch t Äd i e n e r. Ein Advo­kat hatte im Vorzimmer des Gerichtssaalcs seinen Ucbeirock zurück gelassen,^dessen Taschen voll Akten waren. Verge­bens mühte er sich beim Fortgehen den Arm in die Aermrl zu bringen. Er stampfte daher mit dem Fuße und tief ergrimmt: „ Steckt denn der Satan heul' in meinem Ueberrock k" — „Noch nicht," antwortete der ihm helfende Gerichtsdienec — „ aber bald." Spanische Sprache. Durch die Bemühungen der königlich spanischen Akademie ist die spanische Ortho­graphie möglichst vereinfacht, und sie ist mit der Aussprache tn Uebereinstimmung gebracht. Unter allen europäischen Sprachen hat die spanische jetzt die vollkommenste Recht­schreibung, und diese Sprache wird, mit nur wenigen Ausnahmen,, so geschrieben, wie man sie ausspricht. Schneiderinnen in N e w y o r k. In den nord- amerikanischen Freistaaten, wo keine Zünfte bestehen, wird die Schneiderei meistens von Frauenzimmern betrieben. Die meisten beschäftigen sich mit dem Anmessen und allen­falls mit dem Zuschneiden der Kleidungsstücke. Gewöhnlich arbeiten sie um Taglohn für die Kleiderhälter. Sie bilden einen förmlichen Verein. ?Jn Newyork allein zählt man bei 3000 Frauenzimmer, die sich von der Verfertigung der Schneiderarbeiten ernähren. Seltene Begräbn iß art. Ein Engländer Dev* ordnete in seinem Testamente, daß man seine Leiche in einen See versenken solle. Er hatte mit seiner Frau in beständigem Streite gelebt; und da sie oft gesagt hatte: sie würde, wenn er früher als sie stürbe, aus Freude dar­über aus seinem Grabe tanzen; so wollte er ihr durch den gewählten Begräbnißvrt den Spaßvcrderben. Das gleicht sich aus. Ein Trunkenbold, der bei der Nacht im Weine schwelgte, und bei Tage schlief, wurde eines Tages gegen Mittag von einer alten Ver­wandten besucht, die, ihn noch im Bette findend, ihm über sein, der Trunkenheit ergebenes Leben derb den Text las. Unter Anderm sagte sie: „Bedenkt doch Vetter, daß ihr muthwillig Eure Tage verkürzt," — „Ich kann die Wahrheit nicht abstreiten," versetzte der Gescholtene „aber Sie müssen doch zugeben, daß ich eben in diesem Verhältniß meine Nächte verlängere." K *

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