Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1835 (Pesth)
Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1835. - Manningfaltigkeiten
Der parodierende Pudel. In Paris wurde eine Parodie auf die Thierstücke gegeben, worin sich ein Pudel aus Verzweiflung ins Wasser stürzt, weil ihm ein Recensent vorgeworfen , er habe seine Rolle nicht n a- türlich gespielt. Da aber der Direktor dem Dragon ein Blatt zeigt, worin sein Honorar gewickelt ist, ein Paar Salami, so schwimmt er wieder ans Ufer. (0 Pudel, welchen Schauspieler hast du koprrt!) Die junge Magd. Ey seht, wie dick die Amme thut! Das Mensch trägt Puder auf dem Kopfe: Die gnäd'ge Frau hal's kaum so gut; Sie ißt mit ihr aus einem Topfe, Trinkt Ofnerwein, und schlürft Kaffee, Ich muß mit Suppe mich begnügen. Wenn ich vor Tag am Wafchtrog steh' So bleibt die Drolle ruhig liegen; Mich sprengt man immer hin und her. Sie darf nur tanzen, singen lachen. Nein, Jungemagd bleib' ich nicht mehr: Ich laße mich zur Amme machen! — E ffen zur See. Wer auf der See mit Anstand und Grazie zu speisen vermag, der allein kann erst sagen, daß er weiß, wie man bei Tische essen muß- Beider Tafel auf dem festen Laude kommt es nur darauf an, die Speisen mit Anstand und Manier, reinlich und zierlich, sittsam und bescheiden, wie die Mutter sagt, zum Munde zu bringen, zu kauen, zu verschlucken, mit einem Trunk Wein oder Glase Wasser zu begleiten, allenfalls recht höflich eine Gesundheit auszubringen. Wer nun das Alles noch so gut erlernt hat, muß doch erst auf der See lernen, wie man es anfängt, daß die aufgesetzten Speisen nicht unter den Tisch fallen, denn bald fliegt, wenn die See hohl geht, ern Stück Fleisch auf den Schooß herunter, bald kommt der Pudding ins Gesicht geschossen, und ergießt seinen ganzen saftigen Inhalt. Jetzt hüpft der Bijfcn von der Gabel herab, und will man einmal nachtrinken, so läuft der Inhalt des Glases in den Busen, statt sich im Diunde zu leeren. So lernt man auf der See nicht nur beten, sondern auch essen. Ein Narr macht viele. — Ein Bewohner Londons wettete um eine ansehnliche Summe, daß er in Zeit von fünf Minuten eine unzählige Menge Menschen auf einem Flecke versammeln wolle, ohne irgend eine auffallende oder gar straffalstge Handlung zu begehen. Zur Erreichung dieses Zweckes stellte er sich vor den Eingang zu dem Pallast Northumberland und sah starr auf einen der Löwen, welche die Säulen des Pallastes zieren. Da trat ein junger Mensch zu ihm und fragte ihn artig und bescheiden, wonach er da so unverwandt schaue. Ich weiß nicht, ent- gegnete der Erstere, ob meine Augen mir nicht einen Betrug spielen, aber es kommt mir vor, als wedleder Löwe dort zuweilen mit dem Schwänze. — Jener bleibt nun, das Wunder gleichfalls zu sehen, stehen, und dieß war ' vollkommen genug, die Maste herbei zu locken; ehe fünf Minuten vergingen, war der Auflauf so groß, daß kein Wagen mehr durchkommen konnte. An Herrn Till. Du rühmst dich oft gelehrter Till, Für Dein Vergnügen blvs Schriftstellerei zu treiben. Ey, gas ist nicht genug! Wer Leser finden will. Muß Andern zum Vergnügen schreiben. Der kluge Räuber. In einem kleinen Gehöl; unweit London hielt ein Räuber den Wagen des Lords i Mulgrave an, und setzte ihm sein Gewehr mit den Worten auf die Brust: „Mylord, dieß ist ein Gewehr, welches ; unter Brüdern 100 Pfund werth ist; ich rathe Ihnen, cs zu kaufen. — Der Lord merkte bald, was dieses zu bedeuten habe, zog schnell seine Börse, und zahlte 100 Guineen dafür. Der Räuber nahm das Geld, und händigte j dem Lord die Waffe dafür ein. Kaum hatte Mulgrave das i Gewehr gefaßt, als er dasselbe auf den verwegenen Räuber anlegte, und losbrennen wollte; es war nicht geladen. Hohnlächelnd sagte der Räuber, der nun ein geladenes Pistol hervorgczogen hatte: „Zur Strafe, daß Sie mich i für so dumm ansehen. Ihnen ein geladenes Gewehr zu ge- ! ben, zahlen Sie mir noch 50 Guineen." — Der Lord mußte zum zweiten Mahl die Börse ziehen. Was für ein Weib soll man nehmen? Max wollte keine Zeit verlieren Ein Weibchen sich nach Haus zu führen, Doch um dabei nichts zu riskiren, Wollt" er noch vor dem Kopuliren Erst einen Wessen consultiren Den alle Leute respectiren. — Der fing nach langem Nachstudieren Wie folget an zu judiciren : Ein reiches Weib wird dich regieren, Ein armes, wird dich ruiniren, Ein dummes, wird dich ennuiren% Ein kluges dich zu Tod sekiren. Ein altes, dich nicht divertiren, Ein junges wird dir nicht pariren, Ein häßliches dich degautiren, Ein schönes dich mit Hörnern zieren! — Halt! halt! rief Max, will resigniren Ein Werbchen mir nach Haus zu führen! Der vorsichtige Bürgermeister. Ein Re- gimcnt marschirte durch eine kleine Stadt, und hatte un- \ fern davon einen bedeutend großen Wald zu passiren. Dec i Bürgermeister wußte, daß derselbe öfters von Räubern be- ] herberget wurde, und both daher dem Obersten im Ausbruche feines Diensteifers, vier Mann Stadttrabanten zur l; Bedeckung des Regiments an.