Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1834 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1834. - Manningsfaltigkeiten

23 zum Verderben der Zngcnd gereichende Dinge einmal ver- bvtenermassen in Unfern Landen nicht geduldet, vielmehr anstatt solcher Etablissements Gotteshäuser darin gebaut und Unsere Unterthanen mehr und mehr zum Christenthu- me geführt wissen wollen, so habt Ihr obgemeldete Komö­dianten mit solchem Jhreck Suchen gänzlich abzuweisen, und, als Leute, so wegen ihres Alterthums dergleichen Spiele nicht apprvbiren sollten, an Uns davon hinführo keine Erwähnung mehr zu thun." Altdeutscher Witz. Ein Deutscher sprach mit einen Schweizer von den innerlichen Zwistigkeiten und Miß­verständnissen in der Eidgenossenschaft, und gab ihm zu verstehen, daß sein Vaterland unter diesen Umständen wohl gar bald der Raub eines Dritten werden könnte. Da antwortete der Schweizer: »Ich und mein Weib ha­dern auch oft, und nehmen uns tüchtig bei den Köpfen. Aber wenn ein fremdes Schwein in unfern Garten kommt, laufen wir beide zu, und werfen es mit Prügeln hinaus." Der Edelmann und der Advokat. Ein^ sächsischer Edelmann, Gregor von Kökeritz, hatte mit ei­nem andern von Adel (es war im Jahre 1550) einen Pro­zeß, der vor dem Landvoigt in der Niederlausttz anhängig war. Da der Advokat Lorenz Strauch, welcher gegen Kökeritz in der Amtsstube auftrat, in seinem Vortrage viele lateinische Ausdrücke einmischte, so wurde der letztere unwillig, und sagte zu dem Advokaten: »Ich verstehe nicht, was ihr saget." Strauch erwiederte: »Wäret Ihr in der Jugend fleißig in die Schule gegangen, und hättet, um die Anfangsgründe der lateinischen Sprache zu begreifen, sowie ich, manche Züchtigung ausgehalten, so würdet Ihr jetzt das Latein verstehen.« —Kökeritz schwieg, und entfernte sich bald darauf auf eine Weile aus der Ge­richtsstube. Als er wieder hereinkam, sprach er gegen Strauch ungarisch, und als dieser sich beklagte, daß er nichts davon verstehe, antwortete er: »Wäret Ihr in Eurer Jugend nach Ungarn mit zu Felde gegangen, und hättet Ihr Euch dort—was ich so oft erdulden mußte — unter den Stallknechten bisweilen mit der Streugabel den Rücken bläuen lassen, so würdet Ihr auch jetzt, so wie ich das Ungarische verstehen. Spanische Etikette. Philipp der Dritte, Kö­nig von Spanien, saß eines Abends mit großem Ernst — im Styl der Spanier, auf einem Sessel bei dem Kamin, wo der Hof-Einheitzer ein so starkes Feuer angeschürrt hatte, daß Se. Majestät fast vor Hitze erstickten. Seine Großmacht ließ es jedoch nicht zu, sich vom Stuhle zu erheben, und die Bedienten durften es nicht wagen, in das Gemach zu treten, weil dies gegen die Etikette an- stieß. Endlich erschien der Marquis von Pvtat, und der König befahl ihm sogleich, das Feuer niederzuschlagen; aber dieser entschuldigte sich damit, daß es die Etikette ihm verbiete, dieses Geschäft zu verrichten, welches in den Amtskreis des Herzogs von Usseda gehört, den er herbei­rufen wolle. Der Herzog war nicht zu Hause, das Feuer brannte immer heftiger — doch hielt es der Köniz liebet ans, als daß er seiner Würde das geringste vergeben wolt- i te. Inzwischen wurde sein Blut durch diesen Vorfall so erhitzt, daß ihm des folgenden Tages eine Rose am Ko­pfe ausbrach, worauf ein heftiges Fieber folgte, das ihn 1621 im 24ten Jahre seines Alters wegraffte. Der Porträtmaler. Rigaud war einer der be­rühmtesten französischen Porträtmaler. Während ihm ein je eine gewisse Dame saß, wurde er gewahr, daß sie, indem er am Munde arbeitete, gewaltige Grimassen machte, um durch Zusamwenziehung der Lippen sich einen kleinen Mund zu machen. Der Maler wurde des Geziers endlich über» drüßig. »Geben Sie sich nicht so viel Mühe, gnädige Frau," sagte er; »Sie haben mit mir gar nicht nöthig, Ihrem Munde so viel Gewalt anzuthun. Wenn ich Ih­nen einen Gefallen damit erweisen kann, so mach' ich Ih­nen gleich gar keinen.« Die erste Bitte. Peter der Große hatte eine Lieblingshündin, Lisette genannt, der man einst, als Nie­mand mehr für einen, im Zorn vom Kaiser Verurtheilten zu bitten wagte, ein Memovial ins Halsband steckte. Er lachte, las, und begnadigte mit den Worten: »Diesmal mag cs seyn, Lisette, da du mir zum erstenmal mit einer Bitte kommst. Laß dich aber nicht wieder zu so etwas gebrauchen. Die wirksame Arzney. Die Herzogin von . Marlborough, eine vieljährige Freundin der Königin An­na , war allgemein als eine jähzornige und böse Frau be­kannt. Der Herzog, ihr Gewahl, ward einst krank, und sein Arzt hatte ihm eine Medizin verordnet, welche ihm sehr zuwider war, und die er deswegen nicht hinunter- schlncken wollte. Ungeduldig über diese Weigerung, sagte die Herzogin mit großer Heftigkeit: »Nehmen Sie die Medizin, ich will gehangen werden, wenn sie nicht hilft.« — Lord Somers, der zugegen war, wandte sich nun zu dem Herzog, und sagte mit der größten Kaltblütigkeit: »Ja, Milvrd, nehmen Sie die Medizin; Sie sehen wohl, daß sie Ihnen, auf die eine oder die andere Art helfen kann.« Der taube Gesandte. Ein spanischer Gesand­ter am Hofe Ludwigs des XIV. war des Fragens und Schmatzens der Franzosen so müde, daß er sich für taub ausgab. So lebte er gegen 5 Jahre in Paris und Ver­sailles. Durch dieses Mittel hörte er manches, das man sonst in seiner Gegenwart nicht geredet haben würde, und da er sich die Worte Anderer mehrmals wiederholen ließ, so gewann er Zeit, sich auf die Antwort zu besinnen. Erst als er seine Abschiedsaudienz nahm, bemerkte man, daß er gute Ohren hatte. Der seltene Priester. Zu Gröningen in Schwaben lebte 1530 ein Bürger, Nikolaus Reim, der nach dem Abfterben seiner Frau Priester wurde. Er hatte 5 Söhne, die bei seiner ersten Messe alle gegenwär­tig waren. Thomas leistete ihm Beistand beim Hvchalta» .re, Mathias las das Evangelium, Johann die Epistel (diese 3 waren selbst Priester), Georg besorgte das Amt,

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