Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1833 (Pesth)

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1833. - Astronomisch - chronologisch - meteorische Jahres - Kharakteristik auf 1833.

18 int Freuden der Tafel widmen kann. — Wie ganz anders muß, wenn Jupiter nicht das Unglück hat, des Segens der Kriege zu entbehren, dort ein Feldherr seine Opera­tionen leiten, will er in einem Tage sich zur Schlacht ord­nen, angrcifen und siegen, da er zu allem dem nur 5 Stun- den Zeit hat, und wenn er nicht behender seine Anstalten träfe, als dies auf der Erde geschieht; die Nacht seine Helden erreichen würde, noch che sie angreifen konnten. — Das bisher Gesagte wird wohl nicht geeignet seyn, uns für das Leben ans Jupiter cinzunehmen, bedenken wir aber daß, da Jupiters Aequatvr gegen seine Bahn nur um den kleinen Winkel von 3 Graden geneigt ist, der Unterschied der Jahreszeiten auf ihm sehr unbedeutend ist, und um seinen Aequator ein ewiger Frühling herrscht, daß dort eine Erdcnmatrone von 50 Jahren erst ein zartes Mäd­chen von füufthalb Jahren wäre, und daß, wer dort 80 Jahre lebt, nach Erdcnjah.en gezählt, Methusalems Alter erreicht hätte; daß ferner dort der Anblick, nicht wie bei uns von nur einem, sondern von vier leuchtenden Monden das Auge ergötzt, so dürfte denn doch wohl bei manchem Lieb­haber von Naturschönheitcn, und bei mancher Dame, die das Alter mit Zittern als eine Strafe betrachtet, der Wunsch sich regen, auf jenen Körper versetzt zu werden, wo man des großen Bortheils genießt, so lange jung zu bleiben. — Aber auch diese Lichtseite hat, wie leider jede sic haben muß, ihre Schattenseite. — Der ewige Frühling, so rei­zend unserer Einbildungskraft, herrscht nur in den Gegen­den des Acquators, während die andern Gegenden ein stets mehr oder weniger winterliches Klima, und die Gegen­den der Pole, gar 6 ganze lange Jahre Nacht haben, und selbst am Ende dieser langen Finsterniß, nur schlechten Trostes genießen, da auch Mittage ihres, freilich wie­der sechsjährigen Tages; die Sonne doch nur 5 Grade über ihren Horizont sich erhebt. — Der erfreuliche Gedanke an ewige Jugend muß, wenigstens beim schönen Geschlechte, getrübt werden durch den ihm folgenden, daß wenn Jupi- ters Bewohner, mit ihrem Wohnorte in demselben Ver­hältnisse stehen, in welchem wir uns gegen den unser» be­finden, selbst die niedlichste Schönheit wenigstens 70 Fuß hoch, die schönst' geformte Nase 2} der reizendste Mund doch 2 Schuh lang seyn wird. — Berücksichtigen wir end­lich noch den, durch die Beobachtungen erwiesenen Umstand, daß in Jupiters dichter Atmosphäre Erscheinungen, Nevo- lutioncn pvrgehen, gegen welche selbst unsere heftigsten Orkane und Meteore verschwinden, so werden wir wohl vollends dem Wunsche des dort Wohnens entsagen; und nur in der Brust des Sternkundigen wird er noch fortbe- stehen, da unter allen Bewohnern des Sonnenstaates Ju­piter derjenige ist, welcher zur ergiebigsten Erforschung des Systems, und zur-Feststellung dep wichtigsten Elemente der Sternkunde die meisten Mittel bietet, -da durch die Zahl und Lage seiner Monde, Sonnen- und Mondfinsternisse auf ihm zu den alltäglichen Erscheinungen gehören. — 23vii der Erde ist der in Rede stehende riesige Körper immer sehr entfernt; zwar nie mehr als 150 aber auch nie weniger als 79 Millionen Meilen. — Da die Dichtigkeit seiner Masse nur den 4ten Theil der Dichte der Erdmasse beträgt, seine Rotation hingegen so außerordentlich schnell ist, so ist er an seinen Polen so stark platt gedrückt, daß diese Abplattung selbst in schwachen Röhren schon sichtbar wird. — Seine Monde, deren wir auch schon oben ge­dacht haben, unstreitig für ihn von äußerster Wichtigkeit, haben auch uns Erdastronomen schon große Dienste geleistet, und leisten sie fortwährend. Durch ihre Verfinsterungen, indem sie i u den Schatten ihres Centralkörpers treten, wurde es dem dadurch unsterblichen Dänen Otaus Römer möglich, eine der schönsten Entdeckungen im Gebiete der Naturfvrschung zu machen, nämlich die Geschwindigkeit des Lichtes zu messen, und zwar mit einer Genauigkeit zumcs- fen, die nichts mehr zu wünschen übrig läßt; und durch eben diese Finsternisse bestimmen wir die Länge der ver­schiedenen Punkte auf der Erde, eine Bestimmung, die zur Vervollkommnung der Geographie, und zur Sicherheit der Schiffahrt wesentlich ist. — Die Größe dieser Monde ist nicht sehr bedeutend, der Größte (der dritte) hat 613, der Kleinste (der zweite) hat 465 Meilen Durchmesser. Ihre Bahnen sind gegen den Aegnator ihres Hanptplane- ten nur wenig geneigt (die 3 ersten nur 5° der 4te nur um 2® 41'); und die Bahnen der drei ersten fallen fast in eine Ebene zusammen. — Von der Pracht des gestirnten Him­mels von einem dieser Satelliten aus gesehen, können wir uns kaum einen Begriff machen. Dem ersten z. B. steht Jupiter als eine unbewegliche Scheibe im Zenithe, 1370 mal größer an Fläche, als uns die Sonne erscheint. Dem freien Auge sind diese Monde nie sichtbar, desto schöner seichtet aber Jupiter um die Zeit herum, wo er mit der Sonne in Opposition steht; was fast alljährig geschieht, und Heuer am 25. Oktober stattfinden wird. N v t h w c n d i g c A n m e r k u n g h i n st ch t l i ch d e s Ia h rsr eg c n ten. Ich habe hier das althergebrachte Ka­lendermöbel: „Jahres reg ent" noch bcibehaltcn, ob­schon es nichts anderes als ein Überbleibsel astrologischer Träumereien verflossener Jahrhunderte ist, und mit dem Erwachen richtigerer Kenntniße über die Natur seine Be­deutung, und, in den beßern Kalendern unserer Zeit, auch seinen Platz verloren hat. — Ich habe cs indeß, für jetzt, noch darum beibehaltcn, weil mir die Angabe des Jahres­regenten eine bequeme Gelegenheit gibt, unter allen Klassen des Publikums genauere und besser begründete Kenntnisse über mehrere Himmelskörper zu verbreiten; da der Kalender unstreitig dasjenige Buch ist, das von allen Büchern am meisten verbreitet und benützt ist, und, was das meiste timt, auch am meisten gelesen wird. Dabei ha­be ich nicht sowohl den gebildetcrn und wohlhabender» Theil des Publikums im Auge gehabt, dem ja die ganze Littcratur zur Erwerbung nützlicher Kenntnisse und berich­tigter Ideen zu Gebothe steht, als vielmehr jenen Theil der Leser, welchen ihr Kalender die ganze Bibliothek ist.— F. Albert.

Next

/
Oldalképek
Tartalom