Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1832
Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1832 - Zweite Abtheilung - Mannigfaltigkeiten
68 D i e deutsche U e b e r sech u n g. Ein Bauer besuchte des Sonntags öfters den Herrn Cantor des Dorfes, nnd unter einem zutraulichen Gespräch wurde mitunter die Nase auch durch ein Prieschen Schnupftabak angefrischt. Sv oft der Bauer nießte, pflegte der Cantor zn sagen: A votre sante'! Mein Gott, dachte der Bauer, was mag wohl das bedeuten, da man doch im deutschen btvs Prost zu sagen pflegt! Als er daher einst eine Fuhre Korn nach der Stadt führte, machte er sich an diverse Studenten, die er in einem Wirthshause antraf, und fragte recht zutraulich, was das A votre sante! wohl bedeuten möge? Einer von ihnen, ein recht durchtriebener Schalk, bemerkte, daß der Bauer, durchaus rvthe Haare habe. Freund! sagte er, das will ich Euch wohl erklären, aber Ihr müßt's mir nicht übel nehmen, es heißt zu deutsch, du fuchsköpfiger Spitzbube! Sv soll ja dem Kerl ein Donnerwetter in den Magen fahren, sagte der Bauer, drückte dem Explicator einen halben Gulden in-die Hand nnd fuhr nach Hause. Am nächsten Sonntage ging er zum Cantor. Der Bauer nieste, und wie gewöhnlich hieß es auch heute: A votre sante! Herr Gevatter! sagte der Bauer, alles was recht ist! -lobt Gott, ich habe es mir lange gefallen lassen, aber er denkt wohl, er hat ganz und gar einen dummen Jungen vor sich, und hiemit gab er dem Herrn Gevatter einpaar Backpfeifen, daß es ballerte, und ging mit den Worten zur Thür hinaus: Er mag wohl gedacht haben, unser eins versteht sein bischen Bettclfranschösch nicht. Warnung für Liebende. Liebende Seelen! bewach/ Eure Triebe, Daß nicht ein Jeder sie kenne und nenne; Leicht kann's gescheh'n, daß das Feuer der Liebe Eures Geheimnisses Schleier verbrenne. Die Komplimente. Graf Rochester, der eben sv witzig und lebenslustig als boshaft war, fand eines Tages den Mathematiker Barrow auf einem einsamen Spaziergänge, nnd rief ihm neckend zu: »Guten Tag, Herr Doktor! ich bin Ihr Diener bis in den Schwerpunkt der Erde.« — »Und ich der Ihrige, antwortete B..., bisjzu den Antipoden." — Sie sollen mich nicht überbieten, rief Rochester. »Ich bin der Ihrige bis in die Hölle«. — »Dort freilich kann ich nicht umhin, Ew. Herrlichkeit stehen zu lassen," sagte B... ernsthaft, und setzte seine Promenade weiter fort. M enschl ich? Schwa ch e. Von mannigfachen Menschenschwächen Läßt die am öftesten sich seh'n: Daß viele Leute nicht zu sprechen Und auch zu schweigen nicht versteh'«. Ziffern- Liebesbrief. Ízig Geliebte! Und du kannst noch 2frin an meiner 3, da doch mein .')erz nur 4 Dich schlägt? Unser Stab liegt jetzt in 5kir- chen, und das OtrabMt wird Dir sagen, daß ich tapfer gefuchten und kein 7schläfer war. Ich erhalte Urlaub auf kurze Zeit, und gib 8! ehe Du Dich's versiehst, bin ich bei Dir. Sage aber nicht 9, wenn ich um Deine Hand anhatte; denn ehrlich gesagt: mir wässern schon alle 10 nach Dir. Ich schreibe diesen Brief in llfertigkeit, denn es schlägt 12 und die Post geht ab. Dein Dich liebenber Peter 0. Liebe und Tugend Wenn Liebe durch Tugend zwei Herzen umwand, Sv löset kein Schicksal das herrliche Band; Es trotzet wie Felsen dem Drange, den Stürmen der Welt Weil Treue an Liebe, nnd Liebe an Treue sich hält. Der Menschen st a n d. Der Menschenstand steht hier stets auf veränderlich, Auf Werden und Vergehen; Und dort auf: unveränderlich, Ans Seyn und Nievergehen. Der gute Rath. Wa s wir thaten, das bleibt, und grünt, und rankt, wie der Epheu: Willst du sterben nicht ganz, — Sterblicher, lebe im Thun. Die Geduld. Leiden sind Lehren, so ruft ein tröstender Spruch uns der Alten. Lehrlinge wohl gibt'ö viel, wenig der Meister jedockp; Du, o fromme Geduld, des Glaubens bescheidene Tochter, Weihst am schönsten uns ein in das Geheimniß der Kunst. Rath eines Schuldners im Gefängnisse. In London saß ein Bürger Schulden wegen im Gefängnisse.- Er brachte in diesem Zustande schon zwei Jahre zn, ohne Aussicht, seine Gläubiger je zu befriedigen. Einmal ließ er sie alle zu sich rufen, um, wie er ihnen sagen ließ, einen Kontrakt mit ihnen zu schließen, den sie gewiß nicht bereuen sollten. Sie erschienen alle, wenn nicht mit der Hoffnung, bezahlt zu werden, doch aus Dfcugier, seinen Vorschlag zu hören. »Meine Herren! fing er an, es ist eine dumme Sache mit dem Gefängniß sitzen. Sie können mirs glauben, eine erzdumme Sache. Es kostet Ihnen wöchentlich neun bare Schillinge, und Gott weiß am besten, wie viel Sie es noch kosten wird. Wissen Sie was? Lassen Sie mich auf freien Fuß, geben Sie mir wöchentlich sechs Schillinge, und schreiben Sie die übrigen drei vvn meinen Schulden ab, so kommen Sie doch endlich zu ihrem Gcldc, und ich zu meiner Freiheit.« Glaube,.Hoffnung und Liebe. Glaube, hoffe, liebe! Hältst du treu an diesen Dreyen, Wirst du dich nie selbst entzweyen. Wird dein Himmel nimmer trübe.