Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1832

Der Pesther Stadt- und Landbothe für das Königreich Ungarn 1832 - Zweite Abtheilung - Mannigfaltigkeiten

66 Eines SlnneS. Eine Frau sagte eines Tages zu ihrem Manne: warum beklagst Du Dich über mich? wir sind ja durchaus Eines Sinnes: »Du willst HerrimHauje seyn, und ich will die Oberherrschaft haben.« Der prahlende Schauspieler. Ein sehr schlech­ter Schauspieler schwadronirte in der Garderobe beständig von seiner theatralischen Laufbahn, und bediente sich häu­fig des Ausdruckes : »Wir Künstler lassen uns dergleichen nicht gefallen; oder: wir Künstler haben auch unfern Stolz, u. s. w.« Ein anderer Schauspieler von Kopf und Verdienst, der aber gewöhnlich nicht viel zu sprechen pflegte, stand aus seinem Winkel auf, und sagte zu jenem: »Ich will Ih­nen eine Geschichte erzählen. Em Roß-Apsel und ein Bvr- stvrfer-Apfel schwammen zufällig neben einander einen Fluß herunter. Der Bvrstorfer sagte kein Wort, aber der Roß- Apfel sagte einmal über das andere: „wir Aepfel, wir schwimmen.« Der geprellte Friseur. Ein Schalk, der sich gern friflren lassen wollte, aber kein Geld zur Bezahlung des Friseurs hatte, verfuhr auf folgende Art. Er entklei­dete sich, zog sich ein Puderhemde an, warf die Betten aus der Bettstelle und legte sich, wie ein Tvdter, auf das bloße Stroh. Sein Diener ries indessen einen vorbeilaufen- ten Frisenrgesetlen herauf, und fragte ihn, ob er einen Todten fr isire n wolle. Willig unterzog dieser sich des Ge­schäfts, und freute sich, ohne Wissen seines Herrn Geld zu verdienen. Er wandte akle^Mühe an , und frisirte den vermeinten Todten auf das prächtigste. Wie es geschehen war, schlug der Todte die Augen auf, blickte den Friseur stier an und gab ein finsteres Gebrülle von sich. Gleich ien Franzosen bei Roßbach nahm der Friseur schleunigst die Flucht, dachte an keine Bezahlung und hätte wahrschein­lich auch den Buderbcutel im Stiche gelassen, wenn er ihn nicht schon unter dem Arme gehabt hätte. E h aradé. Es wandelt an dem Knotenstabe Ein blasser Pilger langsam her, Wie auf dem Weg zu seinem Grabe; Er athmet tief, er arhmet schwer. Er sucht, mit halb erloschenen Blicken, Das Erste, ohne Rast und Ruh: Den Müden gastlich zu erquicken Ruft ihm das z'weyte freundlich zu. Vertrauen will er gern dem Worte, Wenn es geheimnißvvll auch klingt. Und hoffend sucht er an der Pforte, Aus welcher jene Stimme dringt. Bald, von dem Ganzen sanft umfangen, Fü hlt er des Lebens neuen Muth, Und frischer glanzen ihm die Wangen, Nun er in seinen Armen ruht. vJ) 3 ntj .ju £ D i e Entbindung. Der Kümmerherr von K. wurde öfters von seinen Bekannten als untüchtig zum Ehe­stände verspottet. Einst, als ihn der Dichter L. wieder damit anfzvg, sagte er trinmphirend: »Wissen Sie den nicht, daß meine Frau gestern niedergekommen ist? »Ei, Herr von K.« antwortete L., »an Ihrer Frau hat noch Niemand gezweifelt.« Schleunige H e i r a t h. Ein Bürger traf am Thore ein eben ankommendes Mädchen, das ihm auffiel, und von welcher er, während der Visitator ihre Sachen unter­suchte, erfuhr: sie wolle zu ihrem Schwager, den sie nicht kenne, in Hoffnung, etwas von dem Nachlaß ihrer verstor­benen Schwester zurückznerhalten. Der Bürger war der Schwager, bot ans der Stelle dem Mädchen den ganzen Nachlaß der Berstorbenen, sich mit eingerechnet, an, und erhilt nach einigem Bedenken das Jawort. R ä t h s e l. Es wurden nie zwey Wesen noch gefunden, Die sich, wie wir. so feindlich fliehen, Und doch hat uns das Schicksal streng verbunden: Stets müssen wir dieselbe Straße ziehen Der.Mensch, er war uns heimgegeben Mit seiner Kraft, mit seinem Streben, Und wie an ungewissen Scheidewegen Weiß er manchmal nicht zwischen uns zu wählen; Bald sind wir Eumeniden, die ihn quälen. Bald Genien mit reichem Himmetssegen. Wir dienen einem fremden Walten, Und wechseln oft die täuschenden Gestatten. Leicht magst du unsre fiiamén finden , Jedoch das Räthsel, welches sie enthalten, Wird nimmermehr der schärfste Blick ergründen. Sie, die den Klang in Memnons Säule wecket . Hat unser Haus mit ew'ger Nacht bedecket. •403 -u 3 9 3 3 Trommelt ft e. »Wie befindet sich Fräulein Toch­ter?« fragteeine alte Dame, ins Zimmer tretend die Wirthin. Das Gott! ste phantasiert wieder einmal.— »D as arme Kind!— seit wenn denn?« Seit einer Virtelstunde — »Kann ich sie sprechen?« Warum nicht —dort im dritten Zimmer — man hört sie schon von weiten.— Die alte Dame ging in das bemerkte Zimmer; als sie aber Henrietten am Piänoforte fröhlich und guter Dinge fand und so lustig hernmgreifend, das sie die Eintretende gar nicht bemerkte, ging erstere ärgerlich zur Mutter zurück. »Ei, ei, meine Gnädige, wie haben Sie mich doch ohne Noth mit dem Uebelbefinden des Fräuleins erschreckt — das Mädchen trommelt ja auf dem Piänoforte herum, daß einem Hören und Sehen vergeht.« Trommelt sie — trommelt ste —ja, ja, das nennt eben das Wettermädel Phantasterei

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