Folia Historica 35. (Budapest, 2020)

UTOLSÓ FELVONÁS - IV. KÁROLY KORONÁZÁSA. KIÁLLÍTÁSI KATALÓGUS - Kollár Csilla: Békebeli gazdagság és háborús ínség. Az 1916-os koronázás díszmagyar öltözeteiről

FRIEDENSREICHTUM UND KRIEGSNOT - DIE FESTLICHEN GEWÄNDER DER KRÖNUNG VON 1916 Zusammenfassung Am 21. November des Jahres 1916 stirbt Franz Joseph I. Die Österreichisch-Ungarische Monarchie verliert seinen Kaiser, Ungarn verliert seinen König. Um in Zeiten des Großen Krieges das staatliche Gleichgewicht und das Sicherheitsgefühl der Bürger zu bewahren, gewannen die Vorbereitungen für die Krönungszeremonie von seinem Nachfolger, Karl, eine besondere Bedeutung und wurden enorm schnell getroffen. Die Krönung wurde am 30. Dezember in Buda gefeiert. Die viel Organisation und Sorgfalt verlangenden Vorbereitungen der Zeremonie haben ganz Wien und Budapest angefeuert. Doch die Kriegssituation hatte nicht nur Schatten auf den Glanz der Feier geworfen, sondern in praktischer Hinsicht, verlang­samte sie den Ankauf bestimmter Stoffe und Produkte, oder machte es gar unmöglich. Diese Umstände erschwerten vor allem die Zusammenstellung der festlichen Gewänder. Die erhalten gebliebenen Gegenstände, die Fotografien und die in den Zeitungen pub­lizierten Berichte und Kommentare liefern ein breit gefächertes Bild über die schwere Kriegssituation, aber auch über die Prachtliebe und manchmal auch Opferbereitschaft der Aristokratie, deren familiäre und nationale Traditionen. Mit Vorliebe trugen die adeligen Gäste alte familiäre Kleidungs- und Schmuckstücke bei der Krönung. Ihr Verhalten war nicht nur von den Kriegsbedingungen und der Eile beeinflusst, auch ihr Repräsentationsbedürfnis hatte sich hier stark manifestiert. So ist die prachtvolle Kleidung der Königin Zita - ein Geschenk ihrer ungarischen Hofdamen - mit sorgfältiger Handarbeit vieler Näherinnen und Klöpplerinnen nach einem im beliebten Salon Girardi entworfenen, von dem traditionellen ungarischen Prachtgewand der Adeligen inspirierten wertvollen Musterstück angefertigt worden. Die Presse feierte das frisch gekrönte Königspaar, die Schönheit der Königin, ihre Eleganz und die Pracht der feiernden Elite, alles in allem, die Großartigkeit der Krönungszeremonie. Es ist schwer zu entscheiden, wie und wann der Gedanke erst mani­fest wurde, die festlichen Gewänder öffentlich auszustellen, aber die teilnehmenden Gäste sind schon im Januar 1917 darum ersucht worden, ihre Kleidungs- und Schmuckstücke für Ausstellungszwecke in das Nationalmuseum einzuliefern. Die Ausstellungsexponate sind auf 250 Fotografien von Antal Weinwurm und seinem Sohn dokumentiert worden und dienen als unersetzliche Zeugen ihrer Zeit, denn die ausgestellten Objekte selbst sind größtenteils in den folgenden stürmischen Jahrzehnten zugrunde gegangen. Wenn die Krönungszeremonie von Franz Joseph I. und Königin Elisabeth im Jahre 1867 den Höhepunkt des ungarischen Prachtgewandes darstellt, gilt die Krönung von 1916 als einer der letzten aufglänzenden Momente ihrer Geschichte. In der Zwischenkriegszeit dienten die traditionellen Prachtgewänder noch für Repräsentationszwecken, aber langsam sind sie unbrauchbar geworden. Ihre größten Feinde sind der Verfall und die Umarbeitung zur Weiterverwendung geworden. Die Teile, die glücklicherweise doch noch in staatliche Sammlungen gelangt sind, zeugen viel lebendiger von ihrer Zeit als alle Fotografien und Schwarz-Weiß-Aufnahmen. 192

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