Folia historica 22
II. Közlemények - Patay Pál: Történelem a harangfeliratok tükrében
Geschichte im Spiegel von Glockeninschriften Resume Gott segne den Ungarn! - kann man auf einer 1856 gegossenen Glocke lesen. Für die Gedankenwelt der Bach-Ära, der Periode der habsburgischen Unterdrückung nach der Niederlage des Freiheitskampfes 1848/49 ist besonders typisch, wie sich unter den Idealen des Geistlichen der Ortschaft Lórántháza im Komitat Szabolcs der Glaube und die Heimatliebe miteinander so eng veflochten haben. Die Glockeninschriften spiegeln die Gedankenwelt der Zeit, in der sie gegossen wurden, wider. Die Glockeninschriften werden aus drei Themenkreisen zusammengesetzt. Einerseits verraten sie, wer, wann und wo die Glocke gegossen hat, anderseits geben sie an, warum, zu welchem Zweck, unter welchen Umständen und für wen die Glocke gegossen worden ist. Drittens kann man außerdem eine Devise gewöhnlich religiösen Inhalts, ein Zitat aus der Bibel, oder ein kurzes Gebet darauf lesen. Die einzelnen Themen können voneinander unabhängige Sätze bilden, aber oft werden sie kombiniert, manchmal bilden sie einen einzigen knappen Satz. Der Verfasser der Texte ist der Glockengießermeister, bzw. der Auftraggeber, der Donator, es hängt vom Thema ab. Die Glocken wurden im Allgemeinen seit dem 14. Jahrhundert mit Inschriften versehen. Die frühesten bekannten Glockeninschriften in Ungarn stammen aus dem 15. Jahrhundert, bzw. aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Infolge der 150 Jahre langen Türkenzeit sind uns vom Gebiet des heutigen Ungarns leider nur wenige Inschriften bekannt, die meisten kennen wir aus Siebenbürgen, oder Oberungarn. Diese haben der klerikal gesinnten Gedankenwelt des Mittelalters entsprechend einen religiösen Charakter. Die Texte wurden meistens lateinisch, seltener deutsch verfasst, da die meisten Glockengießer das Deutsch als Muttersprache hatten. Auf Glocken, die nach der Mitte des 16. Jahrhunderts gegossen wurden, finden wir solche Inschriften, die die Geistigkeit des Mittelalters widerspiegeln, nur selten. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts erscheinen Inschriften neuen Typs, den Ideen des Protestantismus entpsrechend. Aber einige Inschriften - religiöse Sentenzen - folgen auch des Weiteren den mittelalterlichen Traditionen, wenn der Inhalt der protestantischen Gedankenwelt entspricht. Es gibt Inschriften, die öfters vorkommen, wie z. B. die folgende Inschrift: VOX MEA VOX VITAE VOCO VOS AD SACRA VENITE. Die frühesten ungarischen Glockcninschriften stammen aus dem 17. Jahrhundert. Sie haben aber einen ganz anderen Charakter. Sie bestehen nur aus einigen Worten, zeigen den Ortsnamen und die Namen oder Monogramme der Vorsteher der Siedlung. Seit dieser Zeit geben auch die Glockengießermeistcr ihren Namen gewöhnlich an; und zwar die, die deutscher Abstammung sind, mit großer Vorliebe in Reimen: DURCH FEYER FLOSS ICH GEORG WIERD IN EPERIES GOSS MICH. Auf den meisten Glocken finden wir aber weder den Namen des Auftraggebers, noch des Besitzers (der Kirche), nur den des Meisters selbst. Daraus können wir darauf schließen, dass diese Stücke nicht auf Bestellung angefertigt wurden. Der Meister goss diese Glocken zum Verkauf, die Gemeinden / Kirchen konnten eine von den fertigen Glocken wählen, und zwar eine, die ihnen entsprach und die sie bezahlen konnten. Während des 17. Jahrhunderts beeinflusste das Barock auch die Glockeninschriften. Sie wurden länger und häufiger. Die von den Donatoren vefassten Texte verwahrten manchmal sogar auch im 18. Jahrhundert ihren weitschweifigen Charakter. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verbreiteten sich dann die ungarischen Inschriften im ganzen Land, in der Reformperiode besonders. Der Glockengießer Michael Heidenberger (1817-1839) in Losonc /heute Luccnec in der Slowakei/ gab seinen Namen ausschließlich 102