Folia archeologica 48.

Endre Tóth: A magyar koronázási jogar

144 ENDRE TÓTH Form und Relationen stimmen völlig mit denen des ungarischen Zepters überein. In Kenntnis der Baculi der Ottonen mit langem Schaft und Kugel als Vorgängern und des Zepters Heinrichs II. verlieren alle Argumente und auf ihnen beruhenden Schlußfolgerungen an Kraft, nach denen die Form des ungarischen Krönungszepters unter den europäischen Zeptern einzigartig sei und deshalb nach in Raum und Zeit entfernten, östlichen Analogien gesucht werden müsse. Es wäre ein Irrtum, aus dem Zepter auf der Bleibulle Heinrichs II. und den Siegeln Rudolfs III. darauf zu folgern, daß der Liebhaber des Bergkristalls Heinrich II. sowohl seinem Onkel als auch seinem Schwager ein Zepter neuen Typs geschenkt habe. Das Zepter mit Kugel kann nicht vom König und Kaiser Heinrich II. erfunden worden sein, weil es auf der Urkunde Rudolfs III. von 996 schon vorkommt. Ob Rudolf III. die neue Zepterform angeregt hat und Heinrich II. sich, davon beeinflußt, mit einem Zepter mit Kugel hat abbilden lassen, oder eine gemeinsame Herkunft angenommen werden muß, kann ich nicht entscheiden. Auf jeden Fall kann Rudolfs und Heinrichs Verwandtschaft sowie ihre Vereinbarung über das Erbe des burgundischen Throns 16 3 Heinrich II. mit der Form der Insignien bekannt gemacht haben. Als Rudolf und Heinrich sich 1016 darauf einigten, daß letzterer der Erbe sein solle, übergab der burgundische König Heinrich II. Krone und Zepter. 16 4 Doch starb der Erbe früher als der Erblasser. Als am 5./6. September 1032 auch Rudolf III. starb, wurden die Krone und die burgundischen Hoheitsinsignien der Verfügung des Verstorbenen gemäß Konrad II. übergeben, 16 5 der - gleichfalls als Abkomme in weiblicher Linie - den Thron erbte. Die Form der Zepter in den Händen des burgundischen und deutschen Königs ist nicht einfach eine Datierungswóg/icMrò. Diese Zepter wurden in einer knappen Zeitspanne innerhalb zweier Jahrzehnte benutzt: Weder früher noch später taucht diese Form auf Darstellungen auf. Die burgundische Herkunft der Lanze des hl. Moritz, die Familienbande und sogar die Vereinbarungen zwischen Burgund und dem Kaiserreich über die Vererbung des nachfolgerlosen burgundischen Throns können auch ihre Herkunft beleuchten. Die Form und die Relationen dieser Zepter stimmen mit denen des ungarischen Krönungszepters überein. Auch wenn die Zepterform mit Kugel, allerdings mit einem Kreuz oben darauf, auch nach Stephans I. Herrschaftszeit auf den Kaiserdarstellungen auftaucht, ist es wegen der Gestaltung des deutsch-ungarischen Verhältnisses wenig wahrscheinlich, daß das Machtsymbol in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts nach Ungarn gelangte. Und später wiederum war die Zepterform unmodern geworden, weshalb man ihre Verwendung nicht recht annehmen kann. Es ist nicht unmöglich, daß gerade der kurze Schaft des Zepters in der Hand des burgundischen Königs den Unterschied zum Ausdruck bringen sollte, der die ideelle Unterordnung des burgundischen Herrschers unter die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches mit ihrem langschäftigen Zepter bedeutete. Heinrich II. hält als König und nicht als Kaiser das kurzschäftige Zepter in der Hand. Der Ausdruck von Ungleichrangigkeit kann allerdings im Falle des Zepterschaftes - eventuell ­nur das Verständnis der symbolischen Bedeutung der Zepter fördern. Weiß man nun, daß 1. Kaiser Heinrich II. mit Vorliebe Gegenstände aus Bergkristall sammelte, daß sich 2. ähnliche fatimidische Kristallkugeln mit drei 163 über die Erbschaftsfrage und die historischen Fragen s.: Th. Schieffer, in: MGH Rudolfina dipi, p. 31-34. 16 4 Thietmar, Chron. Lib. VIII, 7, p. 500,20 (Holtzmann): Acunculus namque suus et Burgudiorum rex Rothulfus coronmn subnet et sceptrum cum uxore sua et privignis ac optimatibus universis sib concessit, reitareturque sacramenti confirmacio; actumque est illud Magoncia et predicto mense. - Th. Schieffer, in: MGH Rudolfina dipi. p. 32. 16 5 Applet, H. - Bischoff, N. v., Die Regesten des Kaiserreiches unter Konrad II., in: J. F. Böhmer, Regesta Imperii III, 1:1, Graz 1951, 91.

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