Folia archeologica 48.

Endre Tóth: A magyar koronázási jogar

126 ENDRE TÓTH den Hinterläufen sitzende leopardenartige Raubtier wegen seiner größeren Maße detailreicher ausgearbeitet. Die Kopfform, die runde Augenformung und das Maul sind aber mit den Löwen des Zepters verwandt. 4 8 Kaiser Otto III. sind mehrere Kristallschnitzereien zuzuschreiben 4 9 und Heinrich II. ebenfalls. 5 0 Es ist kein unwesentlicher Umstand, daß sowohl die Essener als auch die Bamberger Kristallkugel wie die Kristallkugel des ungarischen Zepters einen kurzen Hals haben. Die Bergkristallstücke von ägyptischer Herkunft gelangten durch Vermittlung von Kaufleuten aus Amalfi, die in Geschäftsbeziehungen zu Kairo standen, nach Westeuropa. Die feingeschnittenen und verzierten Phiolen waren ursprünglich für die Aufnahme von Duftwassern gefertigt worden. Die im Reich gefundenen intakten Exemplare wurden als Reliquiare genutzt 5 1 oder wurden liturgisches Zubehör (oder dessen Bestandteile). Deshalb entdeckt man sie in kirchlichen Schatzkammerverzeichnissen 5 2 und in erhaltenen Schatzkammern. Von den in den Reichsklöstern und kirchlichen Zentren (Essen, Bamberg, Quedlinburg, Gandersheim) vorhandenen Bergkristallgefäßen nimmt man an, daß sie Geschenke der Ottonen und Mitglieder der sächsischen Dynastie sind. 5 3 Die Darstellungen auf aus Bergkristall geschnittenen Steinen und kleinen Schnitzereien sind nach Vorgängern aus der Merowingerzeit 5 4 in der Karolingerzeit schon beliebt gewesen: Dies schaffte den entsprechenden europäischen Markt für die in der Mitte des 10. Jahrhunderts eintretende Massenproduktion in Ägypten. Ihre Verwendung wurde durch die aus dem Alten wie aus dem Neuen Testamment bekannte Rolle des Bergkristalls gefördert, die ihn zu einem der wichtigsten von der Kirche verwendeten Steinrohmaterialien machte. 5 5 St. Hieronymus und St. Gregor dem Großen gemäß ist der Bergkristall das Symbol der Reinheit und Sündlosigkeit. Und Hrabanus Maurus formuliert: Quod autem crystallus significet soliditatum angelorum, vel incarnationem Dominicam, in ilio testimonie Ezechielis prophetae probatur. 56 Ulrich Henze faßte dies dahingehend zusammen, daß "... der Kristall in den theologischen Kommentaren und den großen Enzyklopädien, in den Naturgeschichten und Lapidarien in enger Beziehung zu bestimmten Ereignissen aus dem Leben Christi wie Inkarnation, Taufe und Auferstehung gesehen wurde". 57 Die kirchliche Verwendung des Bergkristalls war also ideell begründet, und in diesem Zusammenhang muß nicht nur die häufige Verwendung als Reliquiar und im Zusammenhang mit Heiligenbildern gesehen werden, 5 8 sondern auch Kaiser Heinrichs II. Vorliebe für Kristallgegenstände. In dieser Bedeutung des Kristalls haben wir auch den Grund für seine Verwendung am Zepter zu suchen. Eine eventuelle ungarische Verwendung aufgrund aus heidnischer Vergangenheit 4 8 Ein einhenkliger Wasserkrug von San Marco (Kat. Wien 1999. N. 106. Kat.) stellt eher einen Leoparden und keinen Löwen dar. 4 9 Wentzel 1948, 283. 5 0 Ein besonders großer Bergkristall befindet sich auf dem Kreuzreliquiar Heinrichs II., München Reiche Kapelle, Weitzmann 1948, 281; zwei kleine Kristallgefäße am Aachener Predigtstuhl des Kaisers (1014, RDK 1, 633, Abb. 4), auf dem Bamberger Kelch des Kaisers ( Wentzel 1948, 283); Heinrichs Kelch aus Regensburg, München Schatzkammer, Schramm-Mütherich Nr. 142, und auf dem Aachener Ambo, den der Kaiser hat anfertigen lassen: Doberer 1957, 313, 351. 5 1 Schramm-Mütherich Nr. 99, 100. 5 2 Schatzverzeichnisse, Index. 5 3 Kat. Hildesheim 1993, II, 178-180, 391-392. 5 4 Zu den Kristall- und Chalcedonkugeln an Schwertern des 5.-6. Jh. s.: Werner, ]., Beiträge zur Archäologie des Attila-Reiches, Bayerische Akademie der Wissenschaften, Abhandlungen, NF 38A, München 1956, 33-36. 5 5 Zusammenfassend: Henze 1991, der die Quellentexte zitiert. 5 6 Hrabanus Maurus, De Universo XVII c. IX: De crystallis, PL 111,472. 5 7 Henze 1991, 446. 5 8 Henze 1991.

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