Folia archeologica 43.
István Dienes: Honfoglalás kori rovásfelirat a Kalocsa környéki Homokmégy-Halom temetőjéből (Előzetes jelentés)
FOLIA ARCHAEOLOGICA XLIII. 1994. BUDAPEST VERSUCH ZUR LÖSUNG DER KERB I N S С H R I FT AUS DER UMGEBUNG VON KALOCSA IM SPIEGEL DER EURASISCHEN PARALLELEN D.D. VASIL'EV Die in dem Grab eines berittenen Kriegers in der Umgebung von Kalocsa entdeckte Inschrift auf dem Fragment einer Knochenplatte, die den Bogen (oder Köcher) bedeckt hat, stellt bloß einen Textabschnitt dar, der aus 12 Kerbzeichen und zwei Trennungszeichen - Doppelpunkten — besteht (Abb. 1). Die Inschrift wurde von einem nicht beruflichen Scnreiber mit dünnen, feinen Linien vermutlich nicht zur Zeit der Erzeugung der Waffe, sondern schon während ihres Gebrauches eingekerbt. In Betracht ihrer Funktion kann die Inscrift wahrscheinlich mit dem Benutzer der Waffe in Zusammenhang gebracht werden, der die Sprache, in welcher die Inschrift verfaßt worden ist gewiß gekannt hat. Unter den bisher gekannten eurasischen Reiternomaden der Landnahmezeit befinden sich zwei, dem Stück von Kalocsa ähnlichen Charakter zeigende Funde. Der eine wurde von B. B. Ovcinnikova im Jahre 1971 in dem einen Grab des türkischen Gräberfeldes von Ajmyrlyg bei der Siedlung Caa-Hol'(Tuva) gefunden: die Inschrift befindet sich auf dem einen Bogenmittelknochen. 1 (Abb. 2) Die andere, verhältnismäßig lange - aus 24 Kerbzeichen bestehende - Inschrift wurde auf der Knochenplatte eines Bogens von chasarischem (innerasiatischem) Typ beobachtet, die aus einem bei dem in den Don mündenden Manycfluß erschlossenen Hügelgrab zum Vorschein kam. 2 (Abb. 3) Beide Fundkomplexe können relativ gut datiert werden: der Bogen von Ajmyrlig auf das 7-8. Jh., der von chasarischem Typ auf die Mitte des 8. Jh. 3 Es soll bemerkt werden, daß sich zwischen diesen drei Inschriften - außer ihrer Funktion - auch sonstige Ähnlichkeiten gibt: in der Zusammensetzung der Zeichen, in ihrer Schreibart und räumlichen Unterbringung. Trotz dessen, daß die Fundstellen der auf den Ausrüstungen der Bogenschützen beobachteten Kerbinschriften in der eurasischen Steppenzone voneinander sehr weit befinden, können sie aufgrund ihrer Schreibweise zu einer jeden osteuropäischen 1 Ovcinnikova 1981, 133-134; "Vasil'ev 1983, 46, 81. 2 Semenov 1988, 108-109; 102-103, Zeichnung 4. In der Literatur ist noch an einerStelle von einer auf den Bogenbelag eingekerbten Inschrift die Rede, die in einer Kurganbestattung der Dongegend zum Vorschein gekommen ist: Kyzlasov 1988, 125. 3 Savinov 1984, 129; Semenov 102-103 (Tafeln).