Folia archeologica 41.
Sándor Soproni: Mesterneves Satyr-Silen bronzszobor Visegrádról
56 ISTVÁN FODOR beiden Seiten ist je eine, sich einander den Rücken zeigende Bergziege in halbreliefierter Form dargestellt. Die Tiere wurden mit emporgehobenem Kopf, unter sich hochgezogenen Füssen geformt und diese Positur erinnert stark an die Darstellungsweise des sog, „skythischen Tierstils". Dem kräftigen, eckigen, bärtigen Kopf schließt sich ein krummes Horn an, dessen Ende den Rücken des Tieres berührt. Die Vorder- und Hinterbeine treffen sich im großen und ganzen bei der Hälfte der Körperlänge. Daß es sich um Paarhufer handelt, ist auf den Beinenden durch je einen Strich angedeutet. Die grobe Behaarung der Tiere veranschaulichte der einstige Meister mit Strichen. Die zwei Darstellungen sind im großen und ganzen gleich und unter ihnen können bloß einige kleineren Abweichungen beobachtet werden: der Hals der Ziege auf der rechten Seite ist kürzer, ihr Bart kleiner, die Hornbasis dicker, das Horn kürzer, das Vorderbein wurde bloß bis zur Fußwurzel ausgeformt. Hinter den Tieren, auf der Oberfläche unter dem Henkel schlug man an der rechten Seite sieben, an der linken dreizehn winzige, runde Kreise ein. Der Erhaltungszustand des Gegenstandes ist gut, die Abwetzspuren können auf dem Bogen des Griffes überall beobachtet werden, insbesondere an der Vorderseite, der rechtseitige Bogen ist aber stärker abgewetzt. Dieser letztere war auf dem unteren, sich verschmälernden Teil abgebrochen, wurde wahrscheinlich in der Erde durch das Pflugeisen beschädigt. Gleichzeitig dürfte sich auch der ganze Henkel etwas deformiert haben. Die Artbestimmung der dargestellten Tiere wurde auf meine Bitte von István Vörös, dem Archäozoologen des Ungarischen Nationalmuseums durchgeführt. Seine Ergebnisse sollen hier wortwörtlich angeführt werden: „Die realistische Darstellung der Tiere ermöglicht ihre genaue zoologische Artbestimmung: auf dem Griff wurde der ostkaukasische Tur oder Steinbock (Capra cylindricornis Blyth) abgebildet. Die Verbreitung des ostkaukasischen Turs beschränkt sich lediglich auf ein kleines Gebiet. Sie sind großleibige Wildziegen; ihre Hörner pervertiert, homonym — spiralförmig in leichtem Bogen gekrümmt; nach hinten, auseinanderstehend, aufwärts gerichtet, sodann nach innen, zusammenhaltend, aufwärts gebogen. Die Oberfläche der Hörner ist ringelig. Sie haben einen aus langen Haaren bestehenden Bart, ihr Schweif ist kurz. Ihren Körper bedeckt eine grobe Behaarung. Die auf dem Kesselhenkel abgebildete Wildziege kann eindeutig von der in Klein- und Vorderasien im allgemeinen vorkommenden Bezoarziege (Capra aegagrus Erxleben) mit in einer Ebene sich nach hinten biegendem, säbelförmigem Horn abgesondert werden." 2 Vom Gesichtspunkt der Bestimmung der Zeit und der Funktion unseres Fundes ist der 1855 zum Vorschein gekommene Fund von Céke (heute: Cejkov, Slowakei) am wichtigsten, der vermutlich die Beigabe eines wandalischen Frauengrabes von fürstlichem Reichtum gewesen sein dürfte. Auf der flachen Bronzeschüssel des Fundes befindet sich nämlich ein solcher Henkel, den wir als die 2 Für die freundliche Hilfe spreche ich auch an dieser Stelle István Vörös meinen Dank aus.