Folia archeologica 40.
Gáspár Dorottya: Lituus vagy baculus vagy...?
NEUERE SILV ANUSRINGE AUS PANNONIÉN 119 stücke sind nicht nur Bestandteile der Kleidung, sondern sie sind zugleich Ausdruck der religiösen Gesinnung ihrer Besitzer. Wir brauchen uns jedoch nicht zu wundern, daß die Form dieser Ringe von der der pannonischen Typen des 4. Jahrhunderts abweichen. Auf die schmalen Ringe hatte man keine Inschriften gravieren können. Letztere Funktion hat also die Form der Ringe diesen Typs von vornherein bestimmt. Die Silvanusringe gehören zu den allgemein verbreiteten, aber nicht allzu häutigen (oder weniger oft publizierten) kaiserzeitlichen Ringen, auf die Götternamen graviert waren. 1 6 Diese Ringe belegen die besondere Beziehung ihrer Träger zu den Göttern, sie sind Ausdruck ihrer Achtung. Daß gerade Ringe diesen Zwecken dienten, ist verständlich: die Ringe tragen in den meisten Fällen eine symbolische Bedeutung. Sie haben nicht nur Zauberkraft, sondern sie sind auch Zeichen der Treue (des Ehepartners, des Freundes), des gesellschaftlichen Ansehens (Ingenuität) oder des Ranges (Ritterringe), der Zugehörigkeit zu jemandem, das Zeichen und die Belohnung für die Treue zum Kaiser sowie der Ausdruck der Loyalität (Fides-Ringe). 1 7 Dieser Gegenstand war für die Offenbarung dieser Beziehungen besonders geeignet, weil er bereits wegen seiner geschlossenen, runden Form magische Bedeutung hatte, und überhaupt am persönlichsten mit seinem Träger verbunden war. 1 8 Es liegt also auf der Hand, daß der Ring auch als Ausdruck der Verbundenheit mit einer Gottheit äußerst geeignet war. Die Ringe, auf denen die Namen von Jupiter, Mars, Minerva, Victoria, Venus usw. eingraviert waren, sind laute Beweise für die persönliche Achtung und das Gelübde an die betreffende Gottheit. Der Zweck ihrer Anfertigung ist mit dem Glauben und den Vorstellungen verwandt, die die guten Beziehungen zu den Himmlischen durch den religiösen Kult und durch die strenge Beachtung der sorgfältig geplanten und durchgeführten rituellen Vorschriften gewährleisten wollten. Die Grundidee und das Ziel dieser Beziehungen waren in erster Linie der grundlegende menschliche Anspruch auf die Beschaffung und Erhaltung der Sicherheit: d. h. auf Hie oft furchterregenden und unverständlichen Phänomene der Natur Einfluß auszuüben, die Hilfe der Gottheit zu erlangen. Für die sichtbare, greifbare Offenlegung der Beziehungen zwischen Gott und Mensch ist der Ring besonders geeignet, weil er mit dem Menschen in viel engerem Kontakt steht, als alle anderen Gebrauchsgegenstände oder Kleidungsstücke, und so ermöglicht der Ring auch eine ständig wahrnehmbare Beziehung mit der Gottheit. 1 9 Die Ringe mit Götternamen sind also eine Art kultische Handlung und eine Kultform. Die Fundgruppe der pannonischen Silvanusringe von verhältnismäßig großer Stückzahl enthält mehr Informationen als der Durchschnitt. Dies ist über die Inschriften hinaus auch der Tatsache zu verdanken, daß diese Ringe eine territorial und zeitlich bestimmte, geschlossene Gruppe bilden. Sie wurden von Männern getragen: dies steht vermutlich mit der Angabe im Zusammenhang, daß Frauen am Silvanuskult nicht teilgenommen haben. 2 0 Die bekannten Silvanus1 0 Tóth 1980, 94. " Noli 1974; Tóth 1979. 1 8 Tóth 1980, 94.; Tóth 1985, 20. mit weiterer Literaturangabe. 1 9 Tóth 1985, 23. 2" Klot^ 1927, 848.