Folia archeologica 30.

József Korek: Die Ausgrabungstätigkeit des Ungarischen Nationalmuseums im Jahre 1977

AUSGRABUNGSTÄTIGKEIT 267 von einem blumenbemusterten Wandgemälde bedeckt. Das Fundament der Grabkammer wurde mit fünf Stützpfeilern befestigt. Der Kammer hat man gleich­zeitig eine Grabkapelle hinzugebaut, deren Mauern bereits im vorigen Jahrhun­dert gefunden und zum Großteil auch zugrunde gerichtet wurden. Die Überreste beweisen jedoch, daß die Grabkapelle zur gleichen Zeit, zur Mitte des 4. Jhs gebaut wurde. Die Grabkapelle gehörte wahrscheinlich zu der 200 m davon gele­genen Villa. Bisher ist der südöstliche Teil des über mehrere Apsiden verfügenden Badegebäudes mit Hypokaustum zur Erschließung gekommen, dessen Wände einst von Fresken verziert waren. Die Villa hat man in mehreren Bauperioden im Zeitraum zwischen dem 2-4. Jh. erbaut. Eine der hervorragendsten römerzeitlichen Forschungen bildet die Städte­forschung bzw. die Bergung der im Gebiet der auszubauenden Stadtzentren gele­genen römischen und mittelalterlichen Denkmäler. Das Ungarische National­museum verfolgt das Schicksal von Pécs, dem einstigen römerzeitlichen Sopianae mit größter Aufmerksamkeit, wobei die Erforschung des römischen Stadtzen­trums unter der Leitung von F. Fülep bzw. der Reichtum der frühchristlichen Denkmäler besonders zu erwähnen sind. Im Jahre 1977 kamen auf dem Gelände der Postdirektion als Ergebnis der fast ein Jahrzehnt langen Ausgrabungstätig­keit in 3 m Tiefe weitere römische Mauerreste zum Vorschein, die zur genauen Feststellung der Grundrisse der im Stadtzentrum einst gestandenen öffentlichen Gebäude eine Hilfe leisten werden. Besonders wichtig ist, daß in einem Hausrest auch ein spätrömischer Münzenfund verborgen wurde. Die 300 Denare können auf das 4. Jh. datiert werden. Das eine große Unternehmen des Museums ist die gänzliche Erschließung des Komplexes von Kölked-Feketekapu. Auf dem Fundort wurde schon früher das aus 680 Gräbern bestehende Gräberfeld freigelegt, das vom Beginn der awa­rischen Landnahme bis zur Mitte des 8. Jhs belegt war und über ein mit sehr star­ken örtlichen germanischen Elementen gefärbtes Denkmalmaterial verfügt. Seit 1972 hält die Erschließung der zu diesem Gräberfeld gehörenden Siedlung an. 1977 kam es zur Freilegung einerweiteren Fläche von 2400 m 2, wo die Häuser 81-99, die mit den Nummern LXIII-LXXIV versehenen Ofen, ferner sehr viele verschiedenen Zwecken dienende Gruben und ein Grabensystem zum Vorschein gekommen sind. Außer dem bereits erwähnten, außerhalb gelegenen Gräberfeld wurden auch im Siedlungsbereich in kleinere oder größere Gruppen angeordnete Gräber gefunden. 1977 wurden von diesen die Gräber 97-126 erschlossen, die sich auf das 6-7. Jh. datieren lassen. Von ihnen hebt sich das Fürstengrab 119 hervor, das trotz dessen, daß es ausgeraubt war, beachtenswerte Goldschmuck­stücke, zur Tracht gehörende Goldbeschläge und Waffen enthalten hat. Die Freilegung von Kölked bot zum ersten Male eine Möglichkeit das für die führende Schicht und das gemeine Volk getrennte Gräberfeld zu erschließen und seine Belegzeit zu verfolgen. Die sich im Gräberfeld zeigende gesellschaftliche und chronologische Gliederung kann auch in der Siedlung verfolgt werden, wo die kleinen und mittelgroßen Häuser zwischen den beiden Schichten die trennenden Merkmale zeigen. Die genaue Analyse des reichen Scherbenmaterials ist berufen, die Frage der Chronologie zu beantworten. Die Erforschung der ungarischen Landnahmezeit als beehrende Aufgabe gehört zum alten Profil des Ungarischen Nationalmuseums. 1977 wurde auf dem Fundort von Hajdúdorog-Temetőhegy unter der Leitung von I. Fodor eine neuere

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