Folia archeologica 25.

Éva B. Bonis: Ritzzeichnungen auf frühkaiserzeitlichen Gefäßfragmenten aus Tokod

RITZZEICHNl.'NGEN AI S TOKOD 91 Das 14x13 cm große Scherbenfragment stammt von einem großen, tonnen­förmigen, weitmündigen Gefäß der Frühkaiserzeit. 1 1 Seine Bruchfläche ist gelb­lichrosafarben, die Oberfläche glatt, fein, hellgelb. Das Fragment stammt aus dem Bauchteil, auf dem ein breiter rotbemalter Streifen und darüber die Spur eines anderen Streifens zu sehen ist. Auf dem breiten Streifen ist eine eingeritzte Szene, darunter das Fragment einer auf die gelbe Grundfläche eingeritzten Schrift zu sehen. Die Einritzungen erfolgten erst nach dem Brand. Die Szene ist die folgende: am oberen Teil des rotbemalten Streifens befinden sich in einer Reihe Punktkreisverzierungen, an der rechten Seite ein kleiner Baum mit schütteren Ästen, daneben ein von den bemalten Gefäßen bereits gut bekanntes schraffiertes Dreieck. Von diesem links ein in kurzer Tunika gekleiderter, vorwärtsschreiten­der Krieger, mit einem über die Schulter geworfenen Mantel. Auf dem Kopf trägt er den zweihörnigen keltischen Helm von Typ London, Waterloo-Bridge. 12 In der mit eingebogenen Ellbogen emporgehobenen linken Hand hält er eine Lanze, in der vorwärtsgestreckten Rechten ein krummes Messer. Der Krieger und sein kleiner Hund vor ihm verfolgen ein nach rückwärts blickendes phanta­stisches Tier. Unter dem bemalten Feld ist das aus siebeneinhalb Buchstaben be­stehende, eingeritzte Inschriftenfragment zu sehen. 1964 meldete das Heimatmuseum von Dorog wieder eine eingeritzte Verzie­rungen und Schriftzeichen aufweisende Scherbe (Abb. 5). Die Verzierung dieser Scherbe ist ausführungsgemäß viel primitiver, als das vor drei Jahren zum Vor­schein gekommene Stück. Laut mündlicher Mitteilung ist sie im April 1964 neben dem in die Schlämmgrube gestürzten Eisenschmelzofen gefunden worden. Diese Scherbe stammt von einem späteren, sog. pannonischen gestreiften Gefäß des 2. Jahrhunderts. 1 3 Das Material des 8,6x9,6 cm großen Fragments ist hellgelb, seine ganze Oberfläche rotbemalt, am oberen Teil ist eine vor dem Brand ein­geritzte Linie sichtbar, über dieser das Fragment einer Doppelwellenlinie. Dar­unter eine nach dem Brand grob eingeritzte tulpenähnliche, gestreifte Blume, ein schräggestreiftes Dreieck, sodann links eine mit einem Bogen und rechts mit Strahlen umrahmte Vulva. Die Einkerbung nach dem Brand fußt mit Ausnahme des abwärts gezogenen Stengels der Blume auf einem noch vor dem ursprüng­lichen Brand eingekerbten Streifen. Neben dem letzteren ist in griechischer Un­ziale L. ELLEN zu lesen. Die dargestellten Elemente in einer solchen Zuordnung kommen auf von uns bekannten bemalten Gefäßen, obwohl wir für die einzelnen Details in dem spâtlatènezeitlichen Formenschatz Parallelen finden können, nicht vor. 1 4 Trotz dessen, daß die Darstellung der letzteren Scherbe nicht das technische 1 1 Spätlatenezeitliche Vorformen: Maier, F., Die bemalte Spätlatene-Kcramik von Man­ching. Die Ausgrabungen in Manching. III. Hrsg. v. W. Krämer. (Wiesbaden 1970) 31., Taf. 38. Nr. 768—769.; B. Bonis, É., Die spätkeltische .. . Abb. 30:1—2. — Provinzialrömische pannonische Formen: B. Vágó, E., Alba Regia 1(1960) 46—., Abb. 7- 12., Taf. XXXVIII, XU.; B. Bonis, É., Keltische Darstellungen auf provinzialrömischer Keramik. RCRF Acta 9(1967) 6., Abb. 3. 1 2 Déchelette, J., Manuel d'archéologie préhistorique celtique et gallo-romaine. IV. (Paris 1927) 665., Abb. 487. LT HI-Periode. 1 3 B. Bonis, É., FA 21(1970) 76. Abb. 4:11—12. 1 1 Blumen: Corpus Vasorum Hispanorum. (Madrid 1954) Liria. 106., Nr. 201, 203, 230.; Pink, К., Die Münzprägung der Ostkelten und ihrer Nachbarn. DissPann 11:15. (Bp. 1939); sog. Leierblumenmotiv: 131., Abb. 211—212.; Vulva: Auf einem Gefäß von Lovasberény aus Grab Nr. 7: B. Vágó, E., а. а. O. Abb. 12.

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