Folia archeologica 25.

József Korek: Archäologische Forschungsberichte aus dem Bereich der zweiten Theiß-Staustufe

260 J. KOREK hungen haben die dichte Bewohntheit des Gebietes bekräftig und es gab kaum einen Fundort, wo man im Laufe der Freilegung nicht auf árpádenzeitliche Funde gestoßen wäre. Als Modell haben wir das entlang des toten Armes der Theiß zwischen den heutigen Siedlungen Tisza­füred und Tiszaörvény liegende Gebiet ausgewählt, das zuerst unter der Fundortsbenennung Tiszaörvény, sodann nach der Vereinigung mit Tiszafüred unter dem Namen des letzteren vorkommt. Der Temetődomb (Friedhofshügel) und seine Umgebung ist als Fundort seit 1870 bekannt. Die Ausgrabungsergebnisse von B. Horváth aus der Zeit zwischen 1965—71 können wir im folgenden zusammenfassen. 3 9 1) Auf dem Templomdomb (Kirchenhügel) stand eine einschiffige Kirche mit halbkreis­förmigem Chor. Ihre Längsachse weicht kaum einige Grade von der NW-SO-Richtung ab. Das robuste Schiff wurde an der NO-und SW-Ecke von einem Triumphbogen mit 60—80 cm breiter Grundmauer von dem in flachem Kreisbogen abschließenden Chor getrennt. Die äußere Länge der Kirche beträgt 12,9, ihre Breite 8,7—9 m, die Länge des Schiffes 9,7 m. Die Breite der in Lehm gesetzten, mit Mörtel gegossenen Mauern war Í m. Der Fußbodenbelag bestand aus einer gestampften Lehmschicht, deren Spuren vor allem im Chor wahrgenommen werden konnte. Aus den Analogien von Csévharaszt und Alsópáhok ausgegangen, kann der Bau der Kirche aufgrund des flachbögigen Chors auf das 12., eventuell auf das 13. Jahrhundert gesetzt werden. Am Rand des Kirchenhügels zieht sich ein in OW-Richtung 30 m, in NS-Richtung 26 m umfassendes ovales Gebiet begrenzend, in dessen Mitte die Kirche steht, ein wechselnd breiter und tiefer Graben dahin. Im W-Teil ist der Durchschnitt des Grabens trapezförmig und hier gab es auf der äußeren und inneren Seite große Säulenstellen, woraus der Ausgräber darauf geschlossen hat, daß die westliche Hälfte des Grabensystems zum Schutze des Gebietes mit einem palisadenförmigen Zaum umgeben war. Der Graben hat den um die Kirche liegenden Friedhof abgeschlossen und spielte im wesentlichen die Rolle des Zaunes. In diesem Gebiete kamen 130 Gräber aus dem 14.—17. Jahrhundert zum Vorschein. Einen hervorragenden Fund bildet ein Kopfschmuck der seiner Form und seinem Maße nach zur Bekleidung eines jungen Mädchens gehört haben durfte. Das schön ausgeführte Stück ist das Werk eines gut qualifierten Meisters und die Annahme, daß es in Debrecen gefertigt wurde, wo dieser Industriezweig im 16.—17. Jahrhundert einen großen Aufschwung erlebte, scheint gerechtfertigt zu sein. Sein Alter setzt der Ausgräber auf die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts. Ein dem vorangehenden ähnlicher interessanter Gegenstand ist der aus reich verzierten Beschlägen bestehende Prunk­gürtel des Kindergrabes Nr. 112, der im Kreise des Mitteladels und des wohlhabenderen Bauerntums in Mode war. Aufgrund der gotischen Buchstabenreihe auf dem Schnallenblech des Prunkgürtels der perlbesetzten Umrahmung des Beschläge und der die Webetechnik nachah­menden Verzierungen kann das Stück auf das 15. Jahrhundert datiert werden. 4 0 2) Außerhalb des Friedhofgrabens auf dem östlichen und westlichen Hang des Kirchen­hügels lag der árpádenzeitliche Friedhof, aus dem 400 Gräber erschlossen wurden. Die frühe­sten Gr äber stammen aus dem 11. Jahrhundert. Von den Funden waren Armringe mit Tierkopf, ein tordierter Halsring, eine vergoldete scheibenförmige Silberagraffe sowie in den einem Kindergrab ein kreuzförmiger Reliquienbehälter byzantinischen Typs am bedeutendsten. 3) Aus der Siedlung dam eine Fläche von etwa 20.000 m 2 zur Erschließung, die sich vom Kirchenhügel nach Osten zu über zwei einander beinahe parallel verlaufenden Hügel erstreckt. 41 Die Nordgrenze der Siedlung bildete der tote Arm der Theiß. Die Westgrenze ist der Rand des Kirchenhügels, der ein morastiges, für menschliche Siedlung nicht geeignetes Gebiet ist. Die Grenzen des árpádenzeitlichen Dorfes bildete ein großes, tiefes Grabensystem, dessen mehrere zusammenhängende Abschnitte im Laufe der Forschung ans Tageslicht kamen. Auf diesem Gelände wurden durch die Ausgrabungen 50, in die Erde eingetiefte Wohngruben, Gebäuderreste von wirtschaftlicher Bestimmung und Gruben zutage gefördert. Die Struktur der Häuser zeigt von den früher bekannten árpádenzeitlichen Häusern keine Abweichung. Das eigentliche Ergebnis der Ausgrabung ist vor allem, daß sie zur Untersuchung des árpáden­zeitlichen Dorfsystems authentische Daten liefert. Die Häuser lagen auf den zwei Hügeln und 3 9 Horváth, В., Arch. Ért. 97(1970) 123—134. 4 0 Ders., FA 21(1970) 157—168. 4 1 Ders., Az Árpád-kori falukutatások eredményeiről. Középkori régészeti tudományos ülésszak 1970. december 8—10. — Wissenschaftliche Tagung der Archäologie des Mittelalters. RF 11:14. (Bp. 1971) 34—36., 120.

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