Folia archeologica 23.
Ilona L. Kovrig: Hunnischer Kessel aus der Umgebung von Várpalota
I IO I. L. KOVRIG Im Jähre 1948 kamen in der Sowjetunion in Melitopol 3 6 und 1959 in Stara Igren (Bezirk von Dnjepropetrowsk) 3 7 je ein goldenes Diadem zum Vorschein, die auf ihrem Oberrand mit Aufsätzen verziert sind. Das Exemplar von Stara Igren ähnelt in der Form und in der Verzierung dem Exemplar von Werchne-Jablotschno. Das Diadem von Melitopol trägt halbscheibenförmige Ansätze bloß an beiden Enden des Stirnbandes, woran sie in intergeordneter Rolle als Abschlüsse angewendet sind. Die Ansätze des Randes sind nich mit den „Pilzen" identisch, sondern die beiden äußeren mögen eher Varianten der an den Diademen von Kertsch 3 8 und Sipovo 3 9 angebrachten Raubvogelköpfe sein. Die Pseudofibelbedeutung und jene Annahme, daß das Zentrum der MeotisGegend für die Gebiete mit Fibeltracht auch fibelkopfverzierte Kessel exportiert hätte, läßt daran Zweifel aufkommen, daß bei den fibeltragenden Völkern die zur Rede stehenden Kessel und die Diademe nicht heimisch waren. In den Frauengräbern mit Fibeln fehlen die Diademe und in den Diademgräbern - obwohl sie weibliche Bestattungen enthalten - wurden niemals Fibel angetroffen, 4 0 Bronzekessel. (Melitopol) und runde Nomadenspiegel können jedoch zu den Beigaben gehörend Was die von Werner erwähnte Weltenbaumtheorie anbelangt, ist sie aufgrun der aufgezählten Parallelen vielleicht wahrscheinlicher. Dieser Linie folgend kann man diese Hypothese weiterbauen und fragen, ob die Kesselgrifte mit Halbscheibenansätzen sich nicht auf ein gemeinsames Vorbild mit den Bäumen der aus den frühsillazeitlichen Gräbern (Südkorea) stammenden Totenkronen zurückführen lassen, deren Äste ebenfalls rechtwinkling aufgebaut sind. 4 1 In diesem Falle birgt die Verzierung der Kesselgriffe vielleicht ein Symbol schamanistischen Inhaltes. 42 Dies würde das in 150 cm-Tiefe erfolgte Eingraben der abgebrochenen Kesselgriffe von Bosneagu erklären, was auch Mitrea mit einer Kulthandlung in Verbindung bringt. 4 3 Weitere Forschungen werden entscheiden, ob dies Hypothesen das Richtige treffen. 3 6 Pescbanow, V. F ., Melitopolskaja diadema. Kratkie Soobsch. Inst. Arch. (Kiew) 11(1961) 70-74., Abb. I. 3 7 Kowalewa, /. F., Pogrebenie IV w. U. s. Staraja Igren. Sow. Arch. 1962:4. 233-238., Abb. I. ss Werner,/., a.a.O. Taf. 29:9. 3 9 Aiinaewa, T. M., Zwei Kurgane aus der Völkerwanderungszeit bei der Station Sipovo. ESA 4(1929) 196-200., Abb. 2., ihre Rekonstruktion: Sase%kaja, I. P., Polichromnye isdelija gunnskogo wremeni is pogrebeni Nishnego Powolshja. Arch. Sbornik 10(1968) 4; Abb. 5:3. 4 0 Werner, Ja.a.O. 66. - neulich bekräftigt auch von Tichanowa, bei der Aufzählung der 23 Diademfunde: Tichanowa, M. A. - Tschernjakow, I. T., Nowaja nachodka pogrebenija s diademoj w sewero-sapadnom Pritschernomore. Sow. Arch. 1970:3. 117 ff. 4 1 Auf den Kronen des Gold Bell Tomb aus Kyongju und des Lucky Phoenix Tomb [Masterpieces of Korean Art. (Boston 1957) 40-42., Nr. 11-12] sind auf den Bäumen und den Schlußblättern runde Buckeln zu sehen, in die man die runden Anhänger befestigt hat; auf den Ohrgehängen (ebd. 43-44., Nr. 15-16) befindet sich eine mit einem Ring eingefaßte konkave Verzierung. Die Kesselgriffe von Schestatschi und aus dem „Katalaunischen Gefilde - Gegend von Troyes" erinnern an diese Verzierungsweise. 4 2 Unseres Erachtens ist es nicht ausgeschlossen, daß die zerstückelten Goldbleche des Fundes von Mojgrad (Fettich, N., La trouvaille . . . Taf. XLIII, XLVII) sowohl die Entenkopf - als auch die Schnabel - oder Klauenzierate Teile einer ähnlichen Totenkrone waren. Zum Vergleich dieser Kronen mit den Schamanenkronen: s. Hent^e, G., Schamanenkronen der HanZeit in Korea. Ostasiatische Zeitschr. 9(1943) 156-163. 4 3 Mitrea, В., a.a.O. 551.