Folia archeologica 18.

Gizella Cenner-Wilhelmb: Der Augsburger Kupferstecher Dominicus Custos und Ungarn

246 G. CENNER - WILHELMB aus dem Jahre 1569 gearbeitet. 11 2 Custos hatte die äußere und die innere Burg auf seinem Bilde nicht durch den Graben, sondern nur durch einen Planken­zaum getrennt dargestellt. Die Verteilung der Lagerplätze der verschiedenen Truppen ist den anderen Abbildungen des Ereignisses auch nicht ähnlich. Ne­ben den Zelten können wir ein reges Leben wahrnehmen. Die Komposition von Custos wurde verkleinert, aber in allen Einzelheiten treu noch in demselben Jahre von Georg Keller kopiert. 11 3 Das Gedicht auf der Cartouche gibt der Trauer wegen des Mißerfolges Ausdruck. Johann Siebmacher beschränkte sich bloß auf die Übernahme des Festungsgrundrisses, 11 4 und durch sein Werk wurde dieser ikonographische Typ allgemein bekannt. 11 5 Das vorletzte datierte Werk ungarischen Themas von Custos ist das Blatt mit der türkischen Belagerung von Esztergom aus dem Jahre 1604. 11 6 Der Stich ist in Ungarn nur aus der Fachliteratur bekannt, und war in der Augsburger Sammlung auch nicht vorhanden. Im Jahre 1608 arbeitete Custos an einem Sammelband der Stammbäume europäischer Herrschergeschlechter. Im Hintergrunde des die Abstammung der ungarischen Könige behandelnden Blattes hatte er das Schloß von Buda (Ofen) nach der Ansicht Hoefnagel's aus dem Jahre 1572 angebracht. 11 7 Auch ein anderes Blatt desselben Themas ist in seinem Oeuvre bekannt. Von den beschnittenen und nur durch das Namenszeichen signierten Stiche konnte die Forschung zurzeit nur die benützte ikonographische Quelle bestimmen: den königlichen Palast aus der grossen Komposition der kaiserlichen Belagerung von Ofen (1541), ein Holzschnitt des Erhard Schön. 11 8 Die einzige undatierbare ungarische Darstellung von Custos ist das Porträt von Johannes Ruda, darum wollten wir es zuletzt besprechen. Der kaiserliche Herold und Mitarbeiter an den Schlachtenbildern von Esztergom blickt aus einem ovalen, beschrifteten Rahmen auf den Betrachter (Abb. 112). Er ist in schwarzer, spanischer Hoftracht mit weißer Halskrause. Auf der Brust trägt er ein Medaillon mit dem ungarischen Wappen. Die Haar-, und Barttracht rich­tet sich nach höfischer, der herabhängende Schnurrbart nach Soldatenart. 1,0 Die dekorative Umrahmung ist aus dem ungarischen Wappen, und aus dem Familienwappen und Zimiervon Ruda zusammengestellt. 12 0 Das lateinische Ge­dicht unter dem Bildnis erwähnt den Dargestellten schon als verschieden und stellt sein Leben für jeden wohlwollenden Menschen als Muster hin. Das Todes­jahr von Ruda ist uns nicht bekannt, so können wir zum Behelf das Jahr seiner Wappenbelehnung als terminus post quem ansetzen. Ein fast gleichzeitig entstan­denes, handgezeichnetes Wappenalbum spricht von dem Jahre 1596. 12 1 Die an 11 2 Gero L., A magyarországi várépítészet (Der Burgbau in Ungarn). (Bp. 1955) 371—372 11 3 Ung. Hist. В. gal. Inv. п.: 5869. T. — Radierung, 21x30 cm. 11 4 Ortelius, H., op. cit. zwischen 518—519. — Literatur: Drugulin, W. E., Bilderatlas. Nr. 1064. 11 5 Cenner-Wilhelmb G., FA 13 (1961) 234—235. Nr. 33., 35., 40. ,1 B Drugulin, W. E., Bilderatlas. Nr. 1115. ; Lepold A., op. cit. 17. Nr. 18. 11 7 Rózsa Gy., op. cit. (Bp. 1963) 47—48. Nr. 10. Taf. XIX. 11 8 Ebenda 85—86. Nr. 31/a. 11 !'Ung. Hist. В. gal. Inv. п.: 3751. — Kupferstich, 19,8x14,5 cm. 12 0 Für den Familienwappen von Ruda siehe: Kubinyi M., Turul 6 (1888) 21. 12 1 Ebenda.

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