Folia archeologica 18.

Gizella Cenner-Wilhelmb: Der Augsburger Kupferstecher Dominicus Custos und Ungarn

236 G. CENNER - WILHELMB Ereignisse gedacht. Der Text in zwei Sprachen und das allegorische Beiwerk ist auch hier zu finden. „Nequitia" ist als flüchtende Frauengestalt, mit dem türkischen Wappen in der Hand dargestellt, von der Kreuz und Feuerschwert haltenden „Nemesis" verfolgt. Das auf dem Blatte befindliche Schulterbild von Sigismund Báthory zeigt denselben Typus, wie bei der obenerwähnten Land­karte. Das lorbeerbekränzte Haupt des Kaisers Rudolf weist auf das Bild von Hans von Aachen zurück. Die Widmung ist für Octavianus Secundus Fugger sicherlich aus der gleichen Ursache, wie bei der Karte von Siebenbürgen zu erklären. 4 8 Octavianus Fugger ließ beide Karten auf Tuch gezogen und nach­träglich koloriert in seiner Sammlung aufbewahren. 4 9 In der Zeichnung und Beschriftung hielt sich Custos an das großformatige Blatt von Alexander van der Mair, der damit Octavianus Fugger und Johann Welser, die beiden Duum­viren von Augsburg beehrte. 5 0 Das weitere künstlerische Schaffen des Augsbur gers Alexander van der Mair zeugt von dem großen Ansehen, das die Familie Fugger ihrer finanziellen Hilfsbereitschaft wegen genoß: die Darstellung des Entsatzes von Lippa (Lipova, Rumänien) im Jahre 1596 mit Dedikation an Georg Fugger, 5 1 und das Blatt der Rückeroberung von Hatvan, das Philipp Junior Fugger gewidmet ist. 5 2 Nach der verlorenen Schlacht von Mezőkeresztes stockte die Kampflust ermattet und in den nächsten Jahren ist bloß ein erfolgreiches Unternehmen zu verzeichnen: die Rückeroberung von Győr (Raab) im Jahre 1598, das für den ungestörten Verkehr mit Wien von Wichtigkeit war. Die Bestürmung der Burg wurde von Adolf von Schwarzenberg geleitet, neben ihm spielte Nikolaus Pálffy, Kommandant der Festung Esztergom, eine ansehnliche Rolle. Er hielt das Schloß unter strenger Bewachung, demzufolge die kaiserlichen Truppen den günstigsten Moment für den Angriff ausnützen konnten. Custos feierte den Sieg mit einem Schwarzenberg gewidmeten Blatte. 5 3 Die bewegte Schlachten­szene wird oben in der Mitte durch das Medaillonbildnis Kaiser Rudolfs II., von schwebenden Putten gehalten, bekrönt. Auf beiden Seiten der Widmung-Car­touche erscheint ein beflügelter Genius mit Posaune und Lorbeerkranz. Die Darstellung der Ereignisse stimmt mit den geschichtlichen Quellen überein. Die Nachrichten liefen direkt vom Quartier des Grafen Pálffy aus an seine Ver­wandten, die Familie Fugger in Augsburg. Die Zeichnung der Festung unter­scheidet sich wesentlich vom Hoefnagel-Kupferstich. Die zwei, fast gleichzeitig erschienenen Blätter hatten verschiedene Phasen der Stadtgeschichte verewigt. Hoefnagel arbeitete nach der Zeichnung des italienischen Festungsingenieurs, 11 8 Ung. Nat. Bibi. Sz. Kupferstichslg. — Apponyi Nr. 120. — Kupferstich und Radierung, 54,1x49,2 cm. i» Fugger-Archiv. 1. 1. 11. fol. 115. — Kunststücke und Kupferstiche in einem Bücher­kasten ... „Sibenbürgen, Moldaw und Walachei auf Duech gezogen und ausgestrichen..." 5 0 Ung. Nat. Bibi. Sz. Kupferstichslg. — Apponyi Nr. 126. — Radierung 51,4X99,2 cm. 5 1 Ung. Nat. Bibi. Sz. Sammlung Apponyi Hungarica (im weiteren: App. H.) Nr. 1928. — Newe Siebenbürgische Victorien. . . (Cölln 1596). 5 2 Rózsa Gy., Budapest régi látképei (Alte Budapester Städtebilder) 1493—1800. (Bp. 1963) 297—298. 5 3 Ung. Nat. Bibi. Sz. Kupferstichslg. — Apponyi Nr. 606. — Kupferstich und Radierung, 41X50,5 cm. — Literatur: Hollstein, F. W. H., op. cit. 182. ; Cenner —Wilhelmb G., op. cit. 110. mit Abbildung.

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