Folia archeologica 18.

Gizella Cenner-Wilhelmb: Der Augsburger Kupferstecher Dominicus Custos und Ungarn

234 G. CENNER - WILHELMB verbreitet. Ob der, in Augsburg signierte Báthory—Kupferstich auf eine direkte Bestellung entstanden ist, oder ein allgemeines Interesse zu befriedigen suchte, ist jetzt schon schwer zu beweisen. Unter den eventuellen Auftraggebern wäre die Familie der Fugger zu vermuten, da Octavianus Secundus Fugger nach seinem Nachlaßinventar zu urteilen, mehrere künstlerische Darstellungen des jungen Fürsten erwarb. In seiner Sammlung war ein Ölgemälde 3 6 nebst mehre­reren Rollen von Kupferstichen mit Báthory—Bildnissen vorhanden. 3 7 Das obenerwähnte Blatt von Custos wurde in Deutschland rasch bekannt, und bei mehreren, die Kriegsereignisse der Türkenfeldzüge bearbeitenden Werken als Illustration verwendet. 3 8 Die Beliebtheit des Bildnisses dauerte bis die erste Hälfte des XIX. Jahrhunderts an. Der Pester Kupferstecher Adam Ehrenreich hatte Báthory in seiner zeitgenössische und geschichtliche Berühmt­heiten darstellenden Porträtfolge auch nach Custos gestaltet. 3 9 Im Jahre 1596 wurde die Fortsetzung des Krieges mit größter Aufmerk­samkeit erwartet. Der Anschluß von Siebenbürgen an die türkenfeindliche Liga wurde durch einen Familienpakt verstärkt. Der Fürst feierte mit der Nichte des Kaisers, Erzherzogin Maria Christierna von Steiermark, in Gyulafehérvár (Karls­burg, Alba-Iulia, Rumänien) am 6. August 1595 seine Hochzeit. 4 0 Das Porträt der jungen Fürstin aus dem Jahre 1596 ist ein Bilddokument dieser politischer Heirat aus der Werkstatt des Dominici Custodis. 4 1 Die Bezeichnung der Signa­tur „excudit" kann hinsichtlich des geringen künstlerischen Niveaus nur als Verlagszeichen gelten. In hoffnungsvoller Erwartung neuer Siege gab er das Báthory-Bildnis des vergangenen Jahres umgearbeitet wieder heraus. 4 2 Um die Anteilnahme des Reiches für Siebenbürgen zu befriedigen, hatte er die umfangreiche Karte dieses, von seiner Heimat fernliegenden Landes radiert, und mit einer kurzen geschichtlichen, geographischen und volkskundlichen Schilderung in deutscher und lateinischer Sprache versehen (Abb. 108). Links oben in der Ecke ist die auf Wolken thronende Figur der „Victoria" angebracht, mit dem Doppelwappen Habsburg-Báthory in der Hand. Die Medaillon­Bildnisse des Fürstenpaares sind oben in der Mitte zu sehen. Die Widmung ist an Philipp Edward Fugger gerichtet. 4 3 Das Werk nahm die siebenbürgische Landkarte des Johannes Honterus aus Brassó (Cronstadt, Brasov, Rumänien) in der Umarbeitung von Johannes Sambucus zur Vorlage, die im Jahre 1566 radiert erschien. 4 4 Das Bildnis von Sigismund Báthory mit der charakteristischen Haartracht ist nach einem, in Italien, den Niederlanden und Deutschland eben­3 6 Lieb, N., op. cit. 140. 3 7 Fugger-Archiv. 1.1.11 fol. 115. — Für die Zusendung der gebetenen Angaben und für die Hilfeleistung spreche ich der Direktion des Fugger-Archivs besten Dank. 3 8 Z. B. Bry, Th., Pannoniae História Chronologica ... (Francoforti 1596) 100. ; Ortelitis, H., Chronologia, oder historische Beschreibung ... (Nürnberg 1602) zwischen 242—243. 3 9 Rózsa Gy., Művtört. Ért. 8 (1959) 62. 4 0 Magyarország története... 136—137. 1 1 Ung. Hist. В. gal. Inv. п.: 8117. — Kupferstich, 18,3x14 cm. — Literatur: Le Blanc, Manuel de l'amateur d'estampes. II. (Paris 1856—88) 78. Nr. 31. 4 2 Ung. Hist. В. gal. Inv. п.: 167/1951. Gr. 4 3 Ung. Nat. Bibi. Sz. Kupferstichslg. — Apponyi Nr. 119. — Kupferstich und Radierung, 53,9X50 cm. 4 4 Ung. Nat. Bibi. Sz. Kupferstichslg. — Apponyi Nr. 121. — Radierung, 45X60,5 cm.

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