Folia archeologica 17.
Sándor Soproni: Der Stempel der legio XIV gemina in Brigetio
122 S. SOPRONI Unseres Erachtens wurde die Capricornus-Statuette erst sekundär als Stempel verwendet. Bei der Beschreibung der Statuette haben wir bereits erwähnt, dass die Vorderbeine des Tieres sehr dünn sind und der Schwanz entzweigeschnitten ist. Ursprünglich dürfte der Unterschenkel wahrscheinlich von normaler Dicke gewesen sein und der Schwanz hat sich unter dem Körper von der einen Seite auf die andere gewunden. Der Bauchteil dürfte gewölbt gewesen sein (Abb. 42). Bei der sekundären Verwendung hat man den unteren Teil der Statuette gerade gesägt, um die Inschrift auf die so gewonnene Fläche eingravieren zu können. Hinsichtlich der ursprünglichen Gebrauchsbestimmung sind wir nur auf Annahmen angewiesen. Am wahrscheinlichsten dürfte am abgeschnittenen Bauchteil auch eine Hülse angebracht gewesen sein, gleichwie an einem ähnlichen Denkmal im Rheingebiet und war ein als Stangenendverzierung angebrachtes Signum. 2 In der gegenwärtigen Form dürfte die Capricornus darstellende Statuette als gelegentlicher, provisorischer Stempel gebraucht worden sein, von welcher Art genau, lässt sich heutzutage nicht mehr feststellen. Der Capricornus, eine charakteristische Gestalt des Zodiakus, kam als das Zeichen der römischen Legionen ziemlich häufig vor. 3 So war er unter anderen auch das Standartenzeichen der legio XIV gemma, aber auch der in Brigetio stationierenden legio I adiutrix. Der Capricornus ist unter den verschiedensten Denkmälern der legio XIV gemina anzutreffen. Am Relief eines Mainzer Grabsteins ist um die Mitte der Standartenstange ein Capricornuskopf zu sehen, 1 auf Stempelziegeln zusammen mit dem Namen der Legion, 5 auf einem Bronzerelief von Carnuntum ist er mit Victoria und mit dem Adler, dem anderen heiligen Tier der Legionen zusammen dargestellt." Auch auf Steindenkmälern kommt der Capricornus vor, so sind unter anderen auf einem Quaderstein von Carnuntum zwei einander gegenübergestellte Capricorni zu sehen. 7 Ausser den oben erwähnten Denkmälern finden wir auf einem aus Brigetio stammenden Inschriftenstein, 8 sowie im Zusammenhang mit der legio XIV gemina auf den Münzen der Kaiser Severus, Gallienus und Victorinus die Capricornus-Darstellung." Der Form nach steht dem Capricornus von Brigetio die bereits erwähnte bronzene Standartenendverzierung von Wiesbaden am nächsten, die sich an das Denkmalmaterial der legio XXII primigenia knüpfen lässt. 1 0 In ihrer - Domaszewski, A., Die Fahnen im römischen Heere. (Wien 1885) 54., Fig. 55. ; Reinach, S., Répertoire de la statuette grecque et romaine. II. (Paris 1908) 700. ; Germania Romana 2. V. (Bamberg 1930) Taf. 34. Abb. 5. 3 Ritterling, E., PWRE XII. (Stuttgart 1925) 1375. ; Über ihre Bedeutung: Domaszewski, A., AEM 15 (1892) 182 ff. 1 CIL XIII 6898. ; Domaszewski, A., Die Fahnen ... 35., Fig. 12. 5 Kubitschek, W., Führer durch Carnuntum." (Wien 1923) Titelvignette. ; CIL III 4661,,,. ; Szilágyi 7-1 Inscriptiones tegularum Pannonicarum. DissPann I: 1. (Bp. 1934) Taf. XXI. 131.; Groller, M., RLiÖ VII. (Wien 1906) 120. Nr. 6. e Groller, M., RLiÖ III. (Wien 1902) 107. und Kubitschek, W ., а. а. O. 64., Nr. 79. 7 Kubitschek, W., a. a.O. 74., Nr. 36., Abb. 33. 8 Kuzsinszky В., Arch. Ért. 23 (1903) 26. ! l Ritterling, E., а. а. О. 1727. 1 0 Siehe Anm. 2.