Folia archeologica 15.
Edith B. Thomas: Lar angusti clavi
42 E. В. THOMA S örternd, datiert er sie auf die Jahre 25—15 v. u. Z. — Auch die in Genf aufbewahrte Statuette ist aus der Zeichnung gefolgert 10 0 mit dem Lar des Ungarischen Nationalmuseums verwandt. — In Mandeure kam beinahe das Paarstück der in der Bibliothèque Nationale aufbewahrten 17,5 cm hohen Statue vom Type der Lares compitales 10 1 zum Vorschein. Im Falle der Statue des Ungarischen Nationalmuseums, die in die Lares compitales-Givúp^e. gehört, sind wir nicht in so günstiger Lage, daß mit Hilfe des analogen Materials auf den Erzeugungsort der Statue geschlossen werden könnte. Die gleiche Haartracht, das technisch und künstlerisch zwar auf unterschiedliche Stufe stehende, jedoch einander sehr gleichgeformte Gesicht der beiden Statuen — der Nagydémer und der des Ungarischen Nationalmuseums — erbringen den Beweis, daß sie nahezu gleichaltrig sind. Wir sind gern bereit vorausszusetzen, daß der Lar des Ungarischen Nationalmuseums auch aus der frühesten Kaiserzeit hervorgegangen ist, jedoch die Arbeit eines weniger begabten provinzialen Meisters war, der aber sehr gute Vorbilder besessen hat. Wenn wir nun nach der Art und Weise suchen, wie die Statuen nach Pannonién gelangt sind, so sind wir in bezug auf die über angusti clavi verfügenden Lar compitalis des Nationalmuseums keiner zuverlässigen Daten im Besitze und können uns diesbezüglich nur auf Voraussetzungen einlassen. Die Lar familiaris-Statue von Nagydém, die gleichfalls schmale clavi schmücken, kam aus der Erde Pannoniens als ein Stück eines verborgenen Hausheiligtumfundes zum Vorschein. Angesichts der Qualität und des hohen künstlerischen Niveaus des Fundes sprechen die Statuen und ein jedes einzelne Stück des Hausheiligtumfundes dafür, daß diese im Besitz einer Person waren, die außer einem ausgezeichneten Geschmack, der ihr zur Auswahl der Kunstgegenstände verhalf, auch über entsprechende finanzielle Mittel verfügte um diese hervorragende Gegenstände — insbesondere die Statuen —- erwerben zu können. — Wir glauben nicht auf falschem Wege zu sein, wenn wir annehmen, daß die Gegenstände des Hausheiligtums in einer solchen pannonischen Villa von einer Familie verehrt worden sind, deren Ahnen — wie hierfür die schmalen clavi der mit dem Genius identifizierten Statue des Lar familiaris den Beweis erbringen — bereits dem Ritterstand angehört haben und der Ritterstand zeichen auch auf der Statue verewigt war, die das H aupt der Familie dargestellt hat. Der Inhaber der Lar angusti clavi-Statue von Nagydém dürfte einer derjeniger Ritter gewesen sein, die der Reichtum der Äcker, Weiden und Wälder der neuerworbenen Provinz anlockte und der hier in der Hoffnung einer raschen Bereicherung ein latifundium gründete. Nichts ist natürlicher als daß die sich in Pannonién angesiedelte zum Ritterstand gehörende Familie ihre von den Ahnen geerbte Schutzgeister in das neue Heim mitgebracht hat. Die aus Italien, aus der Urheimat stammenden Götter des Hausheiligtums wurden selbst von der den ersten Siedlern folgenden zweiten und dritten Generation in großer Ehre gehalten. Dies beweist wie sorgfältig die Funde vor einer heute kaum mehr feststellbaren Gefahr verborgen wurden. EDITH B. THOMAS 10 0 Reinach , S., а. а. О. V 1 (Paris 1924) 232. 7. 10 1 Blanchet, J. Л. —Bahelon, E., а. а. O. 325., 740.