Folia archeologica 14.

Ágnes Cs. Sós: Vorläufige Mitteilungen über die Ausgrabungen in Pókaszepetk

82 A. Cs. Sós gesiedelten Südslawen. 2 6 Hingegen beweisen neben den Ausgrabungsergebnis­sen von Zalavár auch die Funde des Gräberfeldes von Keszthely-Fenékpuszta aus dem 9. Jh., daß im Falle des slawischen Zentralgebietes unter Pribina­Kocel (840—871) die slawische Bevölkerung überwiegend mit den westlichen Slawen Verbindungen hatte. Das bedeutet implizite, daß in der Zeitspanne zwi­schen dem Sturz des Awarenreiches und Pribinas Regierung eine slawische Einwanderung aus dem Westen erfolgt war. 2 7 Ferner kann man sogar das Einsickern der slawischen Elemente in das Tal der Zala bereits während der Awarenherrschaft nicht ausschließen. Man muß daher das Urnengräberfeld von Pókaszepetk auf Grund der typologischen Eigenschaften des Materials, des Bestattungsritus und von alldem, das hier angeführt wurde, mit solchen sla­wischen Elementen in Verbindung bringen, die in der zweiten Hälfte des 8. Jhs., d.h. in der letzten Phase des Bestehens des awarischen Reiches aus Süd­mähren und aus der Westslowakei nach Transdanubien übersiedelt waren. Es wäre ein Fehler, ließe man hinsichtlich der spätawarenzeitlichen sla­wischen Ansiedelungen in Bezug auf das Gräberfeld von Pókaszepetk außer acht, daß in der Nähe des Fundortes, in Zalaegerszeg, einige spätawarenzeit­liche (8. Jh.) Gräber im Ritus der Steppennomaden zutage gekommen sind; unter den Funden befindet sich auch eine gegossene Gürtelgarnitur aus Bronze. 28 Daraus kann man vor allem darauf schließen, daß zur Zeit der Entstehung der slawischen Siedlung von Pókaszepetk in ihrer unmittelbaren Nähe die Siedlung einer spätawarenzeitlichen nomadischen — im ethnischen Sinne des Wortes — führenden Schicht existierte, deren Einwohnerschaft von der frühawarenzeit­lichen Siedlung bzw. von ihrem Gräberfeld keine Kenntnis hatte: die neu angekommene Bevölkerung nahm das Gebiet des frühawarenzeitlichen Gräber­feldes ungestört in Besitz. Doch bürgt für die verhältnismäßige Selbständigkeit der slawischen Siedlung auch die Tatsache, daß man die althergebrachten Bestattungsriten konservativ beibehielt, und daß diese von den awarischen Einflüssen unberührt blieben, im Gegensatz zur Einwohnerschaft des „Mutter­gebietes", das in unmittelbarer Berührung mit dem Zentralgebiet des Awaren­reiches stand, wo, der Meinung der tschechoslowakischen Forscher zufolge, auf awarischen Einfluß schnellere Veränderungen in den Bestattungsriten eintraten. Die Funde von Pókaszepetk bereichern somit u.a. eine viel disku­tierte Frage der Geschichte: die der Gestaltung des Verhältnisses zwischen Slawen und Awaren; 2 9 sie bringen die Lösung der Frage näher und man darf von der vollständigen Erschließung des Gräberfeldes von Pókaszepetk ein neues Kapitel der nur wenig bekannten Geschichte der auf ungarischem Gebiet lebenden frühmittelalterlichen Slawen erwarten. 3 0 AGNES CS. SÓS 2" Ebenda 34, 50.; Fehér G., Acta Arch. Hung. 8(1958) 281 ff. 2 7 Über die neuen archäologischen Angaben hinsichtlich der Zusammensetzung des Slawen­tums in Transdanubien im 9. Jh. s. die Publikation des Keszthely—Fenékpusztaer Gräberfreldes: Cs. Sós A., Acta Arch. Hung. 13 (1961). 2 8 Die Funde befinden sich im Zalaegerszeger Museum. Inv. Nr. 50. 06. 24., 55. 11.1—10. 2 9 Eine Wertung der Literatur über das slawisch-awarische Verhältnis s. Zástérová, В., Avarii a Slované. Sonderabdr. 19 ff. 8 0 Die historischen Probleme des Pókaszepetker Gräberfeldes wurden von der Verfasserin bereits kurz zusammengefaßt: О nowejschich wengerskich issledovanijach w oblasti slawjanskoj archeologii (Vortrag auf der slawische-archäologischen Konferenz, Moskau 1958).

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