Folia archeologica 13.
A. Sz. Burger: Die Szene der „Lupa Capitolina" auf provinzialen Grabsteinen
56 A. Sz . Burger Der Grabstein aus Zalalövő wird hier zum erstenmal publiziert. 2 8 (Taf. XI. 1.) A. Radnóti brachte dieses Steindenkmal auf folgende Weise mit einem Grabsteinbruchstück aus Flavia-Solva in Verbindung: „. . . im Tympanon die capitolinische Wölfin mit den Zwillingen . . . dasselbe Motiv ist uns auch aus Poetovio bekannt, doch ist das jüngst in Zalalövő zutage gekommene Grabsteinfragment mit all seinen Motiven das Paar des Flavia-Solvaer Stückes; annehmbarerweise stammen beide Grabsteine von der Hand ein und desselben Meisters." 2 9 Der Zalalövőer Grabstein endete einst in einem Tympanon, in diesem steht in der Mitte die nach links gewendete Wölfin, unter der die schematischen Figuren der Zwillinge zu entnehmen sind. Hinter dem Tier ist ein Baum, und in der einen Ecke des Tympanon entdeckt man die verschwommenen Umrisse eines Vogels. Rechts und links tragen sich voneinander entfernende beflügelte Genien ein Feston, über dem ein Medusenhaupt dargestellt ist. Das Inschriftenfeld ist abgebrochen, nur die am Ende der ersten Zeile erscheinenden Buchstaben MIVS sind zu entnehmen. Aus dem Weglassen der Formel D M schließt man auf einen frühen (Ende des I. — Anfang des II. Jahrhunderts) Zeitpunkt. Den Tympanon trennt eine flache Leistenumrahmung und ein reiches Rankenmuster vom Bildfeld. Vergleicht man nun die von Radnóti parallelisierten Steindenkmäler, (Taf. XI. 2.) so muß es auf den ersten Blick auffallen, daß die dargestellten Motive einander nur oberflächlich ähnlich sind. Doch ist auch Radnótis jene Behauptung unrichtig, wonach die beiden Steindenkmäler von „ein und derselben Hand" stammen sollten. Das FlaviaSolvaer Stück ist ein außerordentlich schönes und für Provinzverhältnisse sehr sorgfältig ausgeführtes Werk aus der dortigen blühenden und italischen Einfluß widerspiegelnden Werkstatt, das darauf hinweist, daß sein Meister kein einfacher „lapicida", sondern auch ein hervorragender Künstler war. Der Zalalövőer Grabstein hingegen mag auf Grund des Musterbuches der erwähnten Werkstatt hergestellt worden sein; doch ist die Ausführung keineswegs künstlerisch, sondern eine typisch grobe, primitive, provinziale Steinmetzarbeit. 3 0 Der Fundort des Grabsteines von Ulpius Piirus ist Pécs. (Taf. XII. I.) 31 Dieses Steindenkmal gehört zu jener Gruppe, auf der die lupa Capitolina-Szene unterhalb der Inschrift, im untersten Feld erscheint. In der linken Ecke der 2 8 Fundort: Zalalövő (Komitat Zala, Kreis Zalaegerszeg.) Derzeit im Göcsej-Museum, Zalaegerszeg aufbewahrt, Inv. Nr. 50.04.1. — Kalkstein, Höhe 125 cm, Breite 95 cm, Dicke 17 cm. Inschriftenfeld: Höhe 20 cm, Breite 95 cm. Höhe der Buchstaben 6,1 cm. — Den Grabstein erwähnt Erdélyi G., а. а. О. 73. Nr. 27. w Radnóti A., Arch. Ért. 77(1950) 59. — Der von Radnóti erwähnte Grabstein aus Flavia Solva: Schober, А., а. а. O. 134. Nr. 295; ferner Diez, E., Flavia Solva (Wien 1959) 27. Nr. 13, Taf. III. 13. Derzeit in der Mauer des Seggauer Schlosses neben Leibnitz. 8 0 Auf Einzelheiten hinsichtlich der Werkstätten wollen wir hier nicht eingehen; sie werden in unserer Studie, an der wir jetzt arbeiten, eingehend behandelt. 3 1 Fundort: Pécs, eingemauert in das Haus Barátok-Gasse 3. CIL III 10292; Koller, ]., Prolegomena in históriám episcopatus Quinque ecclesiarum. (Posonii 1804) Taf. XIV, Abb. 10; Römer F. — Desjardins E., A Magyar Nemzeti Múzeum római feliratos emlékei. (Die Inschriftendenkmäler im Ungarischen Nationalmuseum.) (Budapest 1873) 161. Nr. 389; VáradiF., Baranya múltja és jelene. (Vergangenheit und Gegenwart des Komitates Baranya.) II. (Pécs 1897) 146 ff. Abb. 98; Erdélyi G., а. а. О. 73, Nr. 24; Mócsy A., a. a. O. 260. Nr. 216/6. — Derzeit im Historischen Museum des Ungarischen Nationalmuseums aufbewahrt; Inv. Nr. R —D 389; Kalkstein, Höhe 73 cm, Breite 80 cm, Dicke 25 cm.