Folia archeologica 12.
É. B. Bonis: Römerzeitliche Gräber in Halimba
Römerzeitliche Gräber in Halimba 99 ren Stücke in der Erde, die die Urne ausfüllte, nur verbrannte Fragmente des Griffes. Darum wird man in diesem Fall annehmen dürfen, dass ein Teil der Beigaben auf dem Scheiterhaufen mit der Leiche zusammen verbrannt wurde. In Pannonién lassen sich die Urnenbestattungen vom Anfang des ersten Jahrhunderts an verfolgen. Diesen Ritus beobachtet man am besten in den Gräberfeldern der grösseren Siedlungen auf romanisiertem Gebiet. In den grossen Gräberfelden von Emona, 6 Poetovio, 7 Savaria, 8 Scarbantia, 9 Carnuntum, 1 0 Brigetio 1 1 und Aquincum, 1 2 ferner im Gräberfeld der Veteranensiedlung von Keszthely-Üjmajor 1 3 findet man überall Gräber mit Tonurnen. Es ist jedoch bemerkenswert, dass die Bestattungen in Tonurnen im 1. Jh. häufiger erscheinen, während im 2. Jh. die Urnengräber neben anderen Brandbestattungsformen seltener in den Gräberfeldern anzutreffen sind. 1 4 Mangels eingehender Publikationen über die pannonischen Gräberfelder lässt sich diese Feststellung nur im allgemeinen aussprechen; nur für Savaria und Aquincum steht diese Tatsache fest. 1 5 Im Soldatengräberfeld von Carnuntum sind die Urnengräber ebenfalls hauptsächlich für das 1. Jh. charakteristisch. 1 6 Nach unseren bisherigen Kenntnissen lassen sich in Pannonién Urnengräber bis zu den Markomannen-Sarmatenkriegen beobachten; die parallel mit diesen erscheinenden Brandgräber ohne Urnen, wo die Leichen nicht im Grab selbst verbrannt wurden, existieren auch noch länger. 1 7 Von der Mitte des 2. Jhs. an verdrängen die Skelettbestattungen allmählich die Brandbestattungen; am längsten hält sich der Ritus der an Ort und Stelle verbrannten Bestattungen in grossen Brandgräbern (bustum ) in Pannonién. 1 8 6 (S. Anm. 4.) 7 Abramic, M., Poetovio, Führer durch die Denkmäler der römischen Stadt. (Wien 1925) S. 104. Hinsichtlich der Keramik und der Münzenfunde von Urnengräbern s.: Bonis É., Die kaiserzeitliche Keramik von Pannonién. DissPann II. 20. (Bp. 1942) S. 253. ff. 8 Mócsy A., Arch. Ért. 81(1954) S. 167. ff. 9 Bella L., Arch. Ért. 31(1911) S. 272. 1 0 Betz, A.,—Kenner, H., Ausgrabungen und Funde im Lagerfriedhof von Carnuntum. RLiÖ 18 (Wien 1937) S. 23. ff. Mit einer Aufzählung der früheren Erschließungen. 1 1 Die Gräberfelder von Brigetio werden von L. Barkóczi publiziert; die Daten hinsichtlich der dort erscheinenden Riten bringe ich Dank seiner freundlichen mündlichen Mitteilung. 1 2 NagyL., Bp. Tört. I. (Bp. 1942) S. 472. ff.; Kaba M., BpR 18(1958) S. 443.; eine vollständige Sammlung der auf die Gräberfelder von Aquincum bezüglichen Hinweise s. Kaba M., BpR 19(1959) S. 160-164. 1 3 Ku^sins^ky В., A Balaton környékének archaeologiája (Die Archäologie der Plattenseeumgebutig) (Bp. 1920) S. 75. ff. 1 4 In Bezug auf den Limes von Obergermanien und Rätien, sowie der Hinterländer wurde das Verhältnis der verschiedenen Arten der Brandriten, der Urnen- und anderen Gräbern von Nierhaus, R. fein und detailliert ausgearbeitet: Das römische Brand- und Körpergräberfeld „Auf der Steig" in Stuttgart-Bad Cannstatt. Veröff. d. Staatl. Amtes f. Denkmalpflege Stuttgart. 1959. 1 6 Mócsy А., а. а. О. S. 188.; Nagy L., a. a. O. S. 466. Taf. LXV. 3. 1 6 Kenner , H., a. a. O. S. 96. 1 7 Z. B. in Brigetio im „Sörházkerti"-Graberfeld (stand von Anfang d. 2. Jhs. bis Mitte d. 3. Jhs. in Gebrauch). 1 8 Sági К., a. a. О. S. 64, 110. ff. S. ebda, die eingehende Besprechung des Grabtypus. S Agi, sich anschließend an die Meinung L. Nagys, schreibt die Verbreitung der Skelettbestattungen in Pannonién dem orientalischen Ethnikum zu (S. 92), macht jedoch darauf aufmerksam, daß neben den Brandriten auch zu früherer Zeit hier und da Skelettbestattungen erscheinen. Diesbezüglich s. ferner Filz ]., Arch. Ért. 86(1959) S. 142. 7*