Folia archeologica 11.
S. Bökönyi: Mittelalterlicher Büffelfund im Burgpalast von Buda
MITTELALTERLICHER BÜFFELFUND IM BURGPALAST VON BUDA Der Büffel (Bos bubalis L.), bis heute eines der interessantesten und rätselhaftesten Haustiere Europas, ist asiatischen Ursprungs. Sein wilder Ahne, der Arnibüffel, wurde irgendwann zu Anfang des Neolithikums domestiziert, doch wissen wir über Ort und Zeit der Domestikation eigentlich sehr wenig, zumal zwischen dem Wild- und Hausbüffel sehr geringe osteologische Unterschiede bestehen. Der Hausbüffel gelangte über Kleinasien nach Europa. 1 Nach Ungarn wurde er im Jahre 560 von den Awaren eingeführt und von hier gelangten 596 die ersten Exemplare nach Italien. 2 Nach der Balkanhalbinsel wurde dieses Haustier im Jahre 679 von den Bulgaren verbracht, obwohl zu bemerken ist, dass vereinzelte Exemplare schon früher von Kleinasien hierher mitgeschleppt wurden. Ungarn, Italien und die Balkanhalbinsel blieben bis zum heutigen Tag die europäschen Hauptverbreitungsgebiete des Hausbüffels. In andere Gebiete Europas gelangten sie von diesen Gebieten aus erst viel später — und auch nicht überall hin —, da Szalay den ältesten auf den Büffel verweisenden Ortsnamen in Deutschland (Buffileba) erst von 874 an nachzuweisen vermag. 3 In Frankreich wird er frühestens im Jahre 1154 und in England erstmalig im Jahre 1252 erwähnt. 4 Diese sind alle urkundliche Angaben, die sich ausnahmlos auf Hausbüffel beziehen. In Europa wurden aber — wenn auch sehr vereinzelt — Wildbüffel beobachtet. Natürlich gelangte dieses typisch südländische Tier erst während den Interglazialen des Pleistozäns, deren Klima bedeutend wärmer war als unser heutiges, bzw. während der letzten Wärmewelle, im Klimaoptimum des Neolithikums hierher, wo das Tier nach der Abkühlung des Klimas ausstarb, bzw. sich nach Südosten zurückzog. 5 In Europa, dem nördlichen Randgebiet seiner Verbreitung, konnte er sich nie derart vermehren wie in seiner asiatischen Heimat, u. z. aus dreierlei Gründen: Erstens, weil den Büffel im Pleistozän der Wisent (Bison priscus, bzw. Bison bonasus), im Alluvium der Ur (Bos primigenius) verdrängte. Diese drei Tierarten, deren Konstitution sich dem hiesigen Klima besser anpasste, waren für den Büffel zu starke Gegner. Der zweite Grund schliesst sich dem ersten an und liegt im Klima. Zweiffellos gelangten die Wildbüffel in einem wärmeren Zeitabschnitt nach Europa, als es der gegenwärtige ist und nahezu auch nach Mesopotamien, 6 1 szalay В., Der Wisent im Brehm. Zool. Ann. 6 (1914) S. 64 ff. 2 Szalay В., а. а. О. S. 65. 3 Szalay В., Der Meerochs. Zool. Ann. 6 (1914) S. 98. 4 Szalay В., Der Wisent im Brehm. S. 66. 5 Hilzheimer , M., Säugetierkunde und Archäologie. Zeitschr. f. Säugetierkunde. 1 (1926) S. 140—169.; Bökönyi S., FA 9 (1957) S. 45. ' Hilzheimer, M., а. а. O.