Folia archeologica 8.
M. Herrmann — D. Jánossy — J. Stieber — L. Vértes: Ausgrabungen in der Petényi- und Pesko-Höhle (Bükk-Gebirge)
Ausgrabungen in der Petényi- und Pesko-Höhle 11 der Ausfüllung einen guten Stützpunkt zur Lösung geben, indem es nämlich beiden Istállóskőer Aurignacien-Niveaus entsprechende Ausfüllungen auch in der Pesko-Höhle gibt. Jene Beobachtung, dass es in der Pesko-Höhle wert ist zu graben, können wir als Resultat betrachten, und es ist gewiss, dass das von dort noch zum Vorschein kommende Fundmaterial auf unsere Probleme eine beruhigende Antwort geben wird. László Vértes Die Fauna der Petényi-Höhle Das Knochenmaterial wurde mit einer neuen, bisher in Ungarn nicht angewendeten Methode ausgebeutet. Der Humus bzw. der Höhlenlehm wurde nach Auslesen der Steine durch ein 3 mm Sieb gerüttelt und das am Sieb zurückgebliebene Material durchprüft. Die Methode übergab mir G. Brunner, Nürnberg. Ich möchte ihm dafür auch an dieser Stelle meinen verbindlichsten Dank aussprechen. Die holozänen Schichten durchprüften wir mit dieser Methode nur stellenweise, wo es sich zusehends um die Arbeit lohnte. Die obere pleistozäne und die epipaläolitische (als Holozän V. bezeichnete) Schicht wurde dagegen in ihrer ganzen Mächtigkeit durchsiebt. Die Schichtenfolge gibt ein bisher völlig unbekanntes Bild über die Veränderungen der Kleinsäugerfauna der postpleistozänen Zeiten des Bükk-Gebirges. Während älteren Grabungen im selben Gebiet beachtete man hauptsächlich nur die Fauna der pleistozänen Schichten und die Mikrofauna wurde nur im Falle massenhaften Vorkommens gesammelt. Über die neuen Resultate kann auf Grund vorläufiger Untersuchungen folgendes gesagt werden : Auf faunistisch völlig sterilen pleistozänen Schichten lag eine nicht mächtige, jedoch an Knochenmaterial reiche Ablagerung des auslaufenden Würms. In dieser Schicht dominiert die sibirische Zwiebelmaus (Microtus gregalis Pall.), Lemminge fehlen jedoch völlig. Die Tiergesellschaft charakterisieren folgende Arten: Feldmaus (Microtus arvalis Pall.), Rattenkopf (M. oeconomus Pall.), Schneemaus (M. nivalis Mart.), Pfeifhaase (Ochotona pusilla Pall.) und der Hamster (Cricetus cricetus L.). Als Unikum soll die Streifenmaus (Sicista betulina Pall.) erwähnt werden. Unter den Spitzmäusen finden wir nur rotzähnige Arten (Sorex araneus L. und S. minutus L.). Das Fehlen der Waldmaus (Apodemus sylvaticus L.) ist auffallend, da diese Art in den holozänen Schichten als dominant erscheint. Waldelemente sind also ganz untergeordnet vorhanden (Rötelmaus [Clethrionomys glareolus Schreb.] und Waldspitzmaus in kleiner Zahl) ; die Steppenelemente dominieren. Die darauf folgende epipaläolithische Schicht (Hy) zeigt ein ganz anderes Gesamtbild. Die Einwanderung der Waldelemente beginnt in erdgeschichtlich raschem Tempo : die Waldmaus ist in dieser Fauna vorherrschend, ebenso die Rötelmaus. Daneben erscheint die ozeanisches Klima beanspruchende Erdmaus (Pitymys subterraneus Sél.-Longsch.), sowie die weisszähnige Feldspitzmaus (Crocidura leucodon-russula Gr.) wenigstens generisch mediterranen Charakters. Die Steppenelemente überleben vereinzelt diese Epoche (Pfeifhase, sibirische Zwiebelmaus, Feldmaus, Hamster und Streifenmaus). Die Fauna entbehrt der typischen Waldelemente, der Schläfer, ein geschlossener Wald fehlte also völlig.