Folia archeologica 1-2.
Csallány Dezső: Kora-avarkori sírleletek
176 CSALLÁNY D.: GRABFUNDE DER FRÜH AW A RENZEIT 176 Entsprechend den obigen Ausführungen treffen wir im Nachlass der um 597 eingewanderten Kuturgur —Bulgaren, Sahiren und Tarniachen, zwar in bescheidenerem Masse, auch die in neuer Technik ausgeführten Zierstücke der früheren Stilrichtungen an ; in grösserer Menge werden sie die nach der Mode der zweiten Hälfte des VI. Jahrhunderts in Gusstechnik ausgeführten Gesichtsdarstellungen und deren Abkömmlinge mitgebracht haben. Die Awaren, Kuturguren und andere Völker Ungarns bezogen ihre gepressten Zierstücke direkt aus Byzanz. 4. Von 600 an nimmt die Mode der aus GoldBronzeblech gepressten Zierstücke einen steten Aufschwung; die Verwendung des Goldes überwiegt die des Silbers, was nicht nur dem stets wachsenden Reichtum, sondern, auch der leichteren Bearbeitung zuzuschreiben ist. Die Bronze hatte den Vorteil der Farbenähnlichkeit mit dem Golde. Die teils durch Einwanderungen, teils unmittelbar erhaltenen zahlreichen byzantinischen Motive sind im Denkmalbestand der Frühawarenzeit Ungarns des VII. Jahrhunderts derart vorherrschend, dass der ursprüngliche archäologische Nachlass der Awaren ob den vielseitigen byzantinischen Einwirkungen vollkommen in den Hintergrund tritt. An die Stelle der früheren byzantinischen Motiven treten die Gürtelzierstücke mit Perlstab, geriffeltem Rande, Tier- und Pflanzendarstellungen mit Punktstrichen, Medaillonen usw. verziert und erreichen ihre höchste Blüte um die Mitte des VII. Jahrhunderts. Diese Stilrichtung der gepressten Goldzierstücke konnte weder von den Awaren, noch von den erwähnten Volksüberresten mitgebracht werden. Nur die um 678 einwandernden Onogur —Bulgaren der Kubangegend wurden von dieser Einwirkung berührt. Im Nachlass dieses Volkes konnten die früheren byzantinischen Stilrichtungen nicht Platz greifen. Der neue byzantinische Kulturstrom berührte die Volksschichten der Awarenzeit gleichmässig, die Verteilung der Goldzierstücke erfolgte aber natürlicherweise zu Gunsten der avarischen führenden Klasse. 5. Um 670—700 ist eine neuere, kurze Übergangsperiode zu beobachten. Der byzantinische Einfluss nimmt ab, die Pflanzen-und Tiermotive verkümmern sich und werden von geometrischen Darstellungen verdrängt. Die Erzeugnisse der byzantinischen Metallkunstwerkstätten werden vom lokalen Kunsthandwerk schon seit lange nachgeahmt .Mit der Abnahme des byzantinischen Einflusses erscheinen neuerdings in grösserer Zahl die glatten Ziergarnituren und jene gepresste Zierstücke der lokalen Werkstätten, welche das Auftreten der Metallgusstechnik mit Greifen- und Rankenornamentik vorbereiten. 6. Neben der Denkmalgruppe der im VIII — IX. Jahrh. blühenden Güsse mit Greifen-und Rankenverzierung ist die Kontinuität der byzantinischen Elemente nachweisbar. Während diese in der Zusammensetzung des Denkmalbestandes des VII. Jahrhunderts eine wichtige Rolle spielen, werden sie in der ersten Hälfte des VIII. Jahrhunderts ganz belanglos. Im Verein mit anderen gepressten Zierstücken erscheinen sie eine Zeit lang scheinbar parallel oder gemischt mit den Güssen der Greifen-und Rankenverzierungen, die in der 2. Hälfte des Jahrhunderts überhandnehmen. Die Gruppe der Güsse mit GreifenRankenornamenten nahm die verschiedenen Stilrichtungen des VI —VII. Jahrhunderts in sich auf und erlangte auf diese Art das Übergewicht. 7. Die Stilgruppen des IX. Jahrhunderts werden durch die Schatzfunde von Nagyszentmiklós und Prestoväc, sowie durch den Fund von Blatnica vertreten. Die zwei erstgenannten sind wahrscheinlich die archäologischen Denkmäler des Bulgarentums der Donauländer, das letztere des Slawentums. Als Ergebnis der neueren archäologischen Forschungen hielt András Alföldi die Gruppe der Greifen-Rankenornamentik für den Nachlass des innerasiatischen Awarentums, die Zierblechen mit byzantinischen Beziehungen hingegen für Denkmäler der Völker pontischen Ursprunges, in erster Linie der Volksgruppe 'der Kuturguren. 8 6 In einem Aufsatz wies ich auf die Zugehörigkeit der für alanisch gehaltenen südrussischen durchbrochenen Silbergüsse zum Kuturgur—Bulgarentum hin. 8 7 Fettich erwies in einer seiner letzten Werke einwandfrei, dass die Goldsilberblechkunst und die Metallkunst der Bronzegüsse, deren Anfang er in die letzten drei Jahrzehnten des VII. Jahrhunderts setzt, zeitlich nicht zusammenfallen. 8 8 Die Stollengräber der Umgebung von Szeged, die Nachbestattungen und meiner sonstigen Belege, gelang es mir den schlagenden Beweis für das sekundäre Auftreten der Greifen-Rankengruppe in der Zeitenfolge zu liefern. Auf Grund der Erkenntnis der Rolle der byzantinischen Metallkunst wies ich auf deren Einfluss und Verbreitung hin, die sich Jahrhunderte hindurch in den Nachlass der Nachbarvölker einbettete. Die in der Stilentwicklung des