A Fővárosi Könyvtár évkönyve 1937
Aktuális kérdések irodalma a Fővárosi Könyvtárban. 53. sz. : A világválság
51 ausgeliefert, an unsichtbare und unbekannte Mächte und in dieser Unsicherheit erscheinen die charakteristische Merkmale des Krisenbewusstseins : die Angst, die Bestürzung, der Schreck und das Gefühl der Gefahr. Die Unsicherheit ist eine Folge der Bewusstseins der Unlösbarkeit der Krisenerscheinungen. Diese Unsicherheit hat zwei Grundformen : die erste erschien zum ersten Male bei Sörén Kierkegaard, in seinem Werke.: »Der Begriff der Angst« ; die zweite bezeichnete Nietzsche als er die Norm des »gefährlichen Lebens« proklamierte als eine übermenschliche Forderung. Bei Kierkegaard und bei Nietzsche muss der Mensch für diese Angst, für diese Gefahr reif sein und die Reife kam im Zeitalter des modernen Menschen. Die Unsicherheit ist die Erscheinung des heutigen Lebens in ihrem ganzen Bereiche. In der Philosophie enthüllt man die Prinzipien, die bisher mit dem Anschein der Sicherheit fungierten, ln der Psychologie entlarvt man die seelischgeistige Selbsttäuschungen. Ein Symptom dieser Erscheinung ist die moralische-, wissenschaftliche- und Wert-Relativität. Ein anderes Anzeichen z. B. in der Politik ist die auftauchende Frage der Sicherheit. In der Wirtschaft will man das sog. Vertrauen wiederherstellen. Ein Zweig dieser Herstellungsbestrebung ist das Währungsproblem. Die zweite Seite des Krisenbewusstseins ist das Verhängnisvolle. Der Mensch in der Krise, lebt im gefühl einer bevorstehenden Gefahr, in einer Bedrohung des Verhängnisvollen. Das Verhängnisvolle ist die subjektive Seite der Eschaton- situation : es ist die ständige Unruhe und Gespanntheit. Diese »Nervosität« spürt man im ganzen Raume des menschlichen Lebens. Begreifbar wird sie nur in dem Falle, wenn man bedenkt, dass es sich hier eigentlich um die in ihrem Schicksale bedrohte menschliche Existenz handelt. Diese Seite des Krisenbewusstseins kommt ausnahmslos in jeder Kriseologie, zum Ausdruck. Betrachten wir staatsphilosophische, erkenntnistheoretische, sozialpolitische, finanzielle, soziologische oder historische Werke, die Unruhe, Gespanntheit, Nervosität fällt einem jeden im ersten Moment auf. Es ist aber auch selbstverständlich : denn die Menschheit fühlt sich in diesen Problemen tief bedroht. Was aufs Spiel gesetzt ist, ist eine hochstehende und differenzierte Kultur; eine in der Weltgeschichte beispiellos dastehende wirtschaftliche Prosperität; eine gesellschaftliche Ordnung, der Staat als Lebensform, Moral, Sitte, wissenschaftliche Wahrheit und Gesetz. Unter der Last unbekannter Mächte ist das menschliche Dasein in eine Endsituation gezwungen worden. Die Sicherheit entschwand und wir sind in ein Übergangsstadium gelangt, aber dieser Übergang entpuppte sich alsbald als ein Übergang in eine viel grössere und tiefere Unordnung und Verwirrung. Das Verhängnisvolle ist durch zwei Faktoren bestimmt: erstens, durch die Tiefe der menschlichen Existenz, zweitens durch die unüberwindbare Not. Mit anderen Worten : Die Krise als subjektive Erscheinung richtet sich auf die tiefste Schicht des menschlichen Daseins, zweitens: sie erscheint als die unüberwindbare Notwendigkeit. Denn, wenn die Drohung nur gegen eine Seite, oder Oberfläche gerichtet wäre, wäre die Gespanntheit, die Unruhe, die Nervosität entweder unbegründet, oder man müsste sie als eine Art Hysterie bezeichnen. Endlich muss noch eine Tatsache festgestellt werden. Mit dem Krisenbewusstsein, als mit dem Komplex des Unsicherheitsgefühls und des Verhängnisvollen, ist eine Bewusstseinserscheinung verbunden, die wir als das allgemeinste Merkmal der Kriseologien bezeichnen müssen, das ist der Geist der Empörung. Kein Werk, noch das Bescheidenste, weder das Überlegenste und das Besonnenste, ist von diesem Merkmal vollkommen frei. 4*